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1047 - Madame Medusa

1047 - Madame Medusa

Titel: 1047 - Madame Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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als ihr es euch vorgestellt habt.«
    »Sie läßt Menschen zu Stein erstarren, nicht wahr?«
    Suko hatte den Satz kaum ausgesprochen, da riß Eva beide Hände hoch, wie um ihr Gesicht zu schützen. »Woher«, keuchte sie, »woher weißt du das?«
    »Wer kennt die Medusa nicht?«
    Eva winkte heftig ab. »Hört auf, über sie zu reden. Niemand hat eine Chance gegen sie. Medusa ist beinahe allmächtig.«
    »Es sei denn, man schlägt ihr den Kopf ab!« erklärte ich und erlebte, wie mich die junge Frau staunend anschaute. Ich nickte. »Ja, man muß ihr das Haupt vom Kopf trennen. Das Haupt kappen. So war es schon in der Mythologie zu lesen. Mögen es auch viele wissen, die wenigsten allerdings sind in der Lage, es zu tun, wenn sie der Schlangenköpfigen plötzlich gegenüberstehen. Dann haben sie keine Chance, denn sie dürfen die Medusa nur durch einen Spiegel anschauen. So schreiben es die Regeln vor. Am besten ist es, wenn man ein Schwert nimmt und die Gestalt köpft. Das hatte auch Gubi Lokone leider nicht zur Hand, und deshalb mußte er wohl sterben.«
    Eva hatte ihre eigene Situation vergessen. Es wunderte sie, daß der Name Lokone gefallen war. »Ihr kennt ihn?«
    »Man hat ihn gefunden. Er war zu Stein geworden.«
    Eva nickte, als wüßte sie Bescheid. »Sie waren dabei?« fragte Suko. »Nein, war ich nicht.«
    »Aber Sie wissen Bescheid.«
    Im Moment wußte sie nicht, was sie sagen sollte. »Ich habe nur das Ergebnis gesehen. Ich selbst kann die Medusa auch nicht anschauen, wie sie wirklich ist. Sie will es auch nicht, denn sie mag mich. Ja, sie mag mich sehr.«
    Es war ein Geständnis. Madame Medusa hatte ihre Angestellte und Helferin Eva eingeweiht, ohne sie jedoch an ihrem eigentlichen Geheimnis teilhaben zu lassen. Für uns war Eva eine wichtige Zeugen. Wir waren auch froh, daß wir ihren Schock hatten ausnutzen können. So hatten wir Dinge erfahren, die sie normalerweise verschwiegen hätte. Auch ihr schien aufzufallen, daß sie zuviel geredet hatte. Wir erkannten es an der Veränderung in ihrem Gesicht, die trotz der Dunkelheit deutlich zu sehen war.
    Sie ging auch zurück. Schritt für Schritt. Dabei schüttelte sie den Kopf und flüsterte etwas in einer Sprache, die wir nicht verstanden. Nur die Worte Madame Medusa. Sie schienen für Eva so etwas wie ein Antrieb zu sein. »Nein, nicht mit mir. Nicht mit Eva, denn das bin ich ihr schuldig. Ich werde sie nicht verraten. Ich stehe auf ihrer Seite. Ich weiß, was mit Menschen passiert, die nicht auf ihrer Seite stehen. Sie können ihr Menschsein vergessen. Man darf alles, man darf sie nur nicht als Feindin haben.«
    Eva wußte genau Bescheid, und sie handelte danach. Durch ihre Schritte hatte sie sich von uns etwas entfernt. Wir hielten uns auch nicht mehr an der Rückseite des Hauses auf. Der Weg zum Eingang war näher. Das wollte die junge Frau ausnutzen.
    Sie hatte sich verrechnet.
    Zwar kreiselte sie noch herum, lief auch einige Schritte weiter, aber Suko und ich waren schneller.
    Sie mußte uns auch gehört haben. Noch bevor sie ihren ersten Haken schlagen konnte, waren wir bei ihr und zerrten sie an der Schulter herum.
    Sukos Hand hatte dafür gesorgt, und der Schwung schleuderte Eva in meine Richtung. Sie wäre hingefallen, hätte ich sie nicht mit einer Hand gehalten. Die andere preßte ich auf ihren Mund, den sie weit aufriß. Ich wollte nicht, daß sie durch einen Schrei ihre Chefin alarmierte, und hielt sie deshalb fest.
    Eva wehrte sich. Wollte in meine Handfläche beißen. Sie trampelte und glich einer zweibeinigen Katze.
    Suko hatte die Lage erkannt. Er schlug Eva nicht nieder, aber er griff zu einem anderen Mittel.
    Plötzlich spürte die Frau die kalte Mündung der Beretta an der Stirn. Sie wußte, was dies bedeutete und wurde sehr schnell ruhig.
    »So bleibst du auch!« flüsterte ihr Suko zu.
    Meine Hand lag noch immer vor ihren Lippen. So konnte sie nur durch ein Nicken antworten.
    Ich vertraute ihr und ließ sie los. Eva atmete tief ein und aus. Ihre Augen spiegelten Angst wider.
    Sie schielte zum Haus hin, wo allerdings nichts zu sehen war. Es waren keine weiteren Fenster beleuchtet. Alles blieb dunkel.
    »Es ist besser, Eva, wenn Sie sich auf unsere Seite stellen«, riet ich ihr. »Die Tage der Madame sind gezählt. Sie wird nicht mehr weitermachen können.«
    »Sie ist unbesiegbar«, flüsterte Eva.
    »Das denke ich nicht. Unbesiegbare Menschen gibt es nicht, auch wenn sie sich als Medusa zeigen. Keine Sorge, Sie werden sie sehen

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