1047 - Sklaven der Superintelligenz
Komm."
„Wo willst du hin?" fragte sie ihn überrascht.
„In die Kraftwerkssektionen natürlich", antwortete er nicht minder erstaunt, daß sie eine derartige Frage stellte.
„Du willst Gucky und Fellmer nicht benachrichtigen?"
Er lächelte.
„Das ist nicht notwendig. Wahrscheinlich haben sie unsere Gedanken längst erfaßt. Und wenn wir Tascerbill gefunden haben, genügt ohnehin ein gedankliches Signal an die beiden. Nein. Wir gehen direkt in die Kraftwerkssektionen. Ich will Tascerbill sehen."
Er eilte aus dem Laboratorium, und sie folgte ihm. Sie hatten so leise miteinander gesprochen, daß die anderen Wissenschaftler nicht aufmerksam geworden waren.
„Wir müssen eine Waffe haben", warnte sie, als sie in einem der zahlreichen Antigravschächte nach unten schwebten. „Wenn der Roboter der Superintelligenz uns angreift, müssen wir uns wehren können."
„Ich denke nicht daran, mich auf einen Kampf einzulassen, Joyceline. Ich will Tascerbill finden. Wenn ich ihn habe, rufe ich Gucky oder Fellmer. Die werden dann alles weitere übernehmen. Außerdem glaube ich nicht, daß der Roboter von Seth-Apophis uns angreift.
Wozu sollte er das tun? Wenn wir uns nicht täuschen, ist er einzig und allein dazu da, den Sawpanen zu töten, bevor wir diesem seine Geheimnisse entlocken können."
*
Bruke Tosen stand in der Zentrale des halutischen Raumschiffes, das mehrere Lichtjahre von dem kosmischen Basar Rostock entfernt war, und blickte Icho Tolot an.
Der dunkelhäutige Riese hielt die Augen geschlossen. Die roten Pupillen lagen unter Facetten, die sich von den Rändern zur Mitte zusammengeschoben hatten.
„Icho Tolot", schrie der Terraner. „Hörst du mich nicht?"
Die Lippen des Kolosses zuckten.
Bruke Tosen hieb mit der Faust gegen einen Arm des Haluters, nachdem er sich davon überzeugt hatte, daß dieser zur Zeit aus relativ weichem Fleisch und nicht aus stahlharter Materie bestand. Er hoffte, Icho Tolot dadurch auf sich aufmerksam machen zu können.
Tatsächlich öffnete sich das einzelne, obere Auge.
Tosen erschauerte vor Furcht, als er in das rote Auge blickte, das ihm völlig ausdruckslos, fast gläsern erschien. Er glaubte, Tolot würde gleich um sich schlagen und ihn wieder durch die Zentrale wirbeln.
„Hör mich an", brüllte er. „Wir müssen die Gelegenheit nutzen."
„Was willst du?" fragte der Haluter mit dumpfer Stimme. „Der Handschuh ist weg. Ich fühle mich frei. Was ist mit dir? Wer bist du jetzt und in diesem Augenblick?"
Icho Tolot atmete tief durch und öffnete die anderen beiden Augen ebenfalls. Dann stöhnte er, beugte sich nach vorn und verdeckte das Gesicht mit allen vier Händen.
„Was ist los, Kleines? Ich fühle mich elend." Er ließ sich im Sessel zurückfallen und rieb sich die Hand, an der er den Handschuh getragen hatte.
„Hast du alles vergessen?" fragte Bruke Tosen. „Weißt du nicht mehr, daß du ebenso als Agent von Seth-Apophis gearbeitet hast, wie ich? Wir sind hier, weil da drüben im Handelsbasar Rostock irgend etwas los ist, was dieser Handschuh offenbar klären soll."
Der Haluter stöhnte erneut. Dann sprang er auf, als ertrage er es nicht mehr, ruhig auf der Stelle zu sitzen.
„Ja, ja, ich weiß", entgegnete er und schlug sich plötzlich und mit unerwarteter Wucht eine Faust in eine offene Handfläche. Es klatschte so laut, daß Tosen erschreckt zusammenzuckte. Er wußte, daß ein solcher Schlag, ihn auf der Stelle getötet hätte, wenn er ihn getroffen hätte.
„Wir müssen etwas tun", drängte er. „Wir könnten zum Beispiel von hier verschwinden.
Dann würde der Handschuh nicht zu dir zurückkehren. Er könnte dich nicht länger versklaven."
Tosen beobachtete den Haluter genau.
Er wußte nicht, wie stark der Einfluß des Handschuhs auf den Haluter wirklich war. Mit seinen Worten wollte er den Haluter provozieren und ihn zum Widerstand reizen. Er wollte die Abwehrkräfte in ihm mobil machen, weil er die Hoffnung nicht aufgegeben hatte, mit seiner Hilfe vielleicht doch noch frei zu werden. Tatsächlich reagierte der Haluter.
„Versklaven?" fragte er mit dumpf grollender Stimme. „Du sagst, der Handschuh hat mich versklavt?"
„Hat er das nicht?" Tosen wich innerlich bebend zurück. „Vielleicht hast du es nicht bemerkt, für mich aber war es nicht zu übersehen."
„Du hast recht, Kleines", erwiderte Icho Tolot, und sein Gesicht verzerrte sich. Die Lippen zuckten, als habe er die Kontrolle über sie verloren. „Ein anderer
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