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1048 - Blutende Schatten

1048 - Blutende Schatten

Titel: 1048 - Blutende Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht angeschnallt.
    Weiter ging es. Die zweite Kurve. Länger und besser zu befahren als die letzte. Die Feuchtigkeit auf der Straße schimmerte im Licht der Scheinwerfer. Sie sah beinahe aus wie eine glatte, auf der Oberfläche körnige Eisfläche.
    Nico meldete sich wieder!
    Kein direktes Stöhnen, dieser Laut glich schon mehr einem leisen Schrei. Auch wenn es riskant war, drehte Sugar den Kopf, ging aber sicherheitshalber vom Gas.
    Sein Freund schwankte stärker. Diesmal nicht zu den Seiten hin, sondern nach vorn und zurück. Als hätte er immer wieder Stöße erhalten, die ihn gegen den Sitz federn ließen.
    »Sag doch, was du hast, verdammt!«
    Nico schüttelt den Kopf und preßte dabei die Zähne zusammen. Der Schweiß war ihm ausgebrochen und hatte sich bestimmt nicht nur auf seinem Gesicht festgesetzt.
    Allmählich bekam es Sugar mit der Angst zu tun. »Okay, dann fahre ich dich zum Arzt.«
    »Nein, kein Arzt.«
    »Aber du machst doch schlapp. Du siehst aus wie jemand, der dabei ist, abzunippeln.«
    »Ich packe es.«
    »Was packst du!« Sugar hatte auf eine Antwort gehofft, doch er erhielt keine, weil Nico den Kopf zurückzog und scharf und zischend die Luft einsaugte.
    Mit ihm stimmte etwas nicht, das war Sugar längst klargeworden. Ihn hatte es erwischt, und zwar in dem verdammten Keller, auch wenn Sugar nichts gesehen hatte. Aber sein Freund war lange genug allein gewesen. Da hatte viel passierten können.
    Plötzlich und unerwartet geschah es. Nico wurde in die Höhe gestoßen. Es lag kein Grund für diese Bewegung vor, aber der junge Mann zuckte hoch.
    Sein Freund, der alles aus dem Augenwinkel beobachtete, hatte Mühe, den Wagen auf der Straße zu halten. Er fuhr trotzdem einige Schlenker und hörte ein dumpfes Geräusch. Nico war mit seinem Kopf gegen den Wagenhimmel gestoßen.
    Er fiel wieder zurück. Sein Gesicht sah dabei aus wie von einer Glasur überzogen. Normal sitzen blieb er nicht mehr. Er erhielt einen Drall nach rechts und kippte auf Sugar zu.
    Die Lichter der Scheinwerfer erfaßten eine Kurve. An der rechten Seite strichen sie dabei geisterhaft über eine kahle Böschung hinweg. Das alte Wintergras schimmerte silbrig, als huschten Gespenster dicht über den Boden.
    Sugar hätte das Lenkrad nach links ziehen müssen. Es war ihm nicht möglich, weil sein Freund gegen ihn prallte und sich hilfesuchend an ihm festhielt. Sugar spürte den Druck des Körpers, er schrie Nico an, war auch wütend über sich selbst und sah zugleich das blanke Schimmern an der Seite.
    Fels, der in der Böschung steckte und zudem lang hervorragte. Die Kurve, das Lenkrad nach links reißen, Nico, der ihn festklammerte, das alles wurde zuviel für den Fahrer.
    Er verlor die Übersicht. Der Fiat fuhr nicht einmal schnell, aber die Strecke führte bergab. Sekunden dehnten sich zu kleinen Ewigkeiten, und das rechte Vorderrad hüpfte plötzlich in die Höhe, als hätte es einen wuchtigen Schlag erhalten.
    Sugar hielt das Lenkrad zwar noch fest, doch es tanzte in seinen Händen. Dann hörte er das verdammte Knirschen an der rechten Seite, und er wußte, daß der Kotflügel Kontakt mit der Böschung und auch dem Gestein erhalten hatte.
    Er bremste.
    Der Fiat bockte leicht. Dann stand er.
    Die Scheinwerfer brannten noch. Aus unmittelbarer Nähe strahlten sie die graue Böschung an. Es war nur ein flüchtiger Eindruck, den der junge Mann mitbekam, denn Nico war wichtiger. Dessen Hand hatte sich in Sugars linken Arm gekrallt. Er hing dort wie eine Puppe. Sein Keuchen wischte in das Ohr des Fahrers, und Sugar hörte ihn zugleich jaulen oder weinen.
    Durch seine Bewegung hatte Nico den Innenspiegel verschoben. Mit seinem Gewicht lastete er auf Sugar, der daran dachte, daß das alles nicht wahr sein konnte.
    »Sugar…«
    Die Stimme seines Freundes rührte ihn. Sie hatte sich so anders und zugleich schrecklich angehört.
    Sugar drehte den Kopf.
    Das Erschrecken erwischte ihn tief. Er kannte seinen Freund Nico. Aber so wie jetzt hatte er ihn noch nie gesehen. Dieses Gesicht war nur noch eine Farce. Es war nicht nur auf eine schreckliche Art und Weise verzogen, es war an einigen Stellen gar nicht mehr da.
    »Scheiße!« keuchte Sugar.
    Nico reagierte nicht. Er hielt sich auch jetzt krampfhaft an seinem Freund fest. Der offene Mund zuckte wie eine Wunde, die plötzlich größer und dunkler wurde.
    Dann war er weg!
    Es gab keinen Mund mehr. Ein Schatten war an dessen Stelle getreten. Das untere Drittel des Gesichts war völlig

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