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1048 - Blutende Schatten

1048 - Blutende Schatten

Titel: 1048 - Blutende Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Kälteschock. Anders als normal, nicht wie Eis. Es war einfach eine besondere Kälte.
    Nur für einen Moment, dann war sie weggewandert. Gemeinsam mit dem Schatten, der die beiden Füße erreichte.
    Im Nu waren sie verschwunden!
    Der Rest seines Freundes, den es vor zehn Minuten noch gegeben hatte.
    Nun nicht mehr. Nico Goodwin war innerhalb dieser kurzen Zeit zur Vergangenheit geworden.
    Sugar wußte nicht, was er denken sollte. Zudem war er nicht in der Lage, über irgend etwas nachzudenken. Er hockte wie festgenagelt auf seinem Sitz und starrte dorthin, wo sein Freund einmal gesessen hatte. Es wollte ihm einfach nicht in den Kopf, daß es Nico nicht mehr gab, und er würde es auch nie begreifen, das stand fest.
    Wieder atmete jemand sehr heftig. Diesmal war es Sugar. Er holte einige Male Luft, er wollte zusehen, daß er wieder einigermaßen normal wurde. Vielleicht war alles ein Traum gewesen. Eine Einbildung, die sich aus schrecklichen Bildsequenzen zusammensetzte, so daß daraus ein perverser Comicstrip geworden war.
    Weites Aufreißen der Augen! Hinstarren! Erleben oder…
    Der Sitz war und blieb leer!
    Diese Tatsache sorgte bei Sugar für einen Stopp der Gedanken. Aus seiner Kehle löste sich ein Laut, wie er ihn bei sich noch nie zuvor gehört hatte. Er glich mehr dem eines Tiers, und er hatte auch unter keiner Kontrolle gestanden.
    Allmählich begriff Sugar, daß er sich mit den fürchterlichen Tatsachen abfinden mußte. Waren sie auch unfaßbar, aber er saß allein im Wagen.
    Es kam ihm plötzlich in den Sinn, ein Gebet zu sprechen. Nur fielen ihm nicht die richtigen Worte ein. Er sprach einige Male von Gott, auch vom Himmel, faltete seine Hände, zerrte sie hektisch wieder auseinander und hörte sich dann selbst den Namen seines Freundes rufen.
    »Nico…?«
    Niemand antwortete.
    Sugar leckte über seine Lippen. »He, Nico! Wo immer du sein magst, hörst du mich?«
    Stille. Zum erstenmal fiel sie Sugar auf. Sie war einfach schlimm und bedrückend. Er nahm die Gerüche im Wagen doppelt so stark wahr. Er roch sich selbst. Den Schweiß, die feuchte Kleidung, aber er stellte sich auch vor, daß der Geruch seines Freundes Nico ebenfalls noch vorhanden war.
    Beide Arme hob er an. Er tastete durch die Luft wie jemand, der etwas suchte.
    Seine Finger fanden keinen Widerstand. Nur den normalen, wie den Autohimmel. Nichts war von Nico zu spüren. Er konnte ihn nicht berühren oder streicheln.
    Trotzdem gab Sugar nicht auf. Er beugte sich nach links und strich mit beiden Händen über den Stoff des Sitzes hinweg. Er starrte sogar darauf, da er nach einer Einbuchtung suchte, weil er damit rechnete, daß auf dem Sitz ein unsichtbarer Körper hockte, der trotz allem noch ein gewisses Gewicht besaß.
    Da war nichts. Nur die glatte Fläche mit dem leicht angerauhten Stoff. Ansonsten gab es keinen Widerstand.
    Er hob die Hände höher. Tastete dorthin, wo sich eigentlich Brust und Kopf seines Freundes hätten befinden müssen. Auch sie waren nicht vorhanden. Immer wieder faßte er ins Leere. Ein Beobachter hätte seine Bewegungen lächerlich finden müssen, doch daran dachte Sugar nicht.
    »Nico ist weg!« Sugar sagte leise diesen Satz, als er seine Hände zurückzog, und es klang, als hätte er es erst in diesem Moment voll und ganz akzeptiert.
    »Ja, er ist weg!« wiederholte er. »Ich bin allein. Ich werde jetzt allein fahren.« Er redete zu sich selbst. Jedes Wort klang abgehackt, als spräche ein Roboter.
    Sugar wußte auch, daß er den Rest der Nacht nicht hier in seinem vorn demolierten Fiat verbringen wollte. Er mußte wegfahren und hoffte, daß sein Auto noch fahrtüchtig war.
    Die Scheinwerfer waren nicht zerstört worden. Ihr Licht schien an der Böschung vorn zu kleben, und er sah die beiden Kreise wie zwei große, gelbe Augen.
    Was an seinem Auto zu Bruch gegangen war, konnte er nicht sehen. Da war der Blickwinkel einfach zu schlecht. Er wollte auch nicht aussteigen und nachschauen.
    Seltsamerweise fühlte er sich im Auto sicherer als draußen.
    Der Zündschlüssel steckte noch. Sugar drehte ihn. Er hatte eine Gänsehaut bekommen und fühlte sich so wahnsinnig angespannt.
    Ja, er hatte Glück. Der Motor lief, der Fiat war fahrbereit. Jedes Zittern bekam Sugar mit. Nach wie vor war er irrsinnig nervös und hatte große Mühe, den Rückwärtsgang einzulegen. Schließlich gelang es ihm. Er wollte weg von der Böschung fahren. Was normalerweise ein Kinderspiel gewesen wäre, bereitete ihm jetzt Probleme. Wie ein

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