1049 - Der Geist des Vaters
ich zu einem der Fenster, schob das Rolle hoch, schaute nach draußen und öffnete das Fenster, weil mir die Luft im Raum zu verbraucht vorkam.
Es war nicht nur dunkler, sondern auch kälter geworden. Wie so oft wehte der Wind über die Kuppen der Berge hinweg. Er kam aus nordwestlicher Richtung. Wenn mich nicht alles täuschte, brachte er einen leichten Schneegeruch mit.
Ich drehte mich nicht um, sondern drückte den Körper noch weiter vor. Nach links in Richtung Lauder ließ ich meinen Blick wandern und damit auch vorbei an der mächtigen Linde. Der Baum stand dort als Skelett vor einem grauen, weiten Himmel. Noch war es nicht finster, aber die Spuren der hereinbrechenden Nacht waren nicht zu übersehen. Die Decke der Dämmerung lag über dieser Welt und nahm immer mehr an Dichte zu.
So lange wollte ich nicht warten. Mit meinen Gedanken war ich bei Lalibela und natürlich bei meinem Vater. Gleichzeitig fragte ich mich, ob ich alles richtig gemacht hatte. War es gut gewesen, so aggressiv zu sein? Hätte ich nicht diplomatischer vorgehen müssen, schon allein im Interesse meines Vaters?
Nein, es war der richtige Weg gewesen. Ich wußte auch, daß noch etwas nachkam. Diese verdammte Figur war wirklich nicht für denjenigen bestimmt gewesen, der sie gefunden hatte. Es war ein Zufall gewesen, und der wiederum konnte auch nicht von irgendwelchen Mächten in anderen Dimensionen bestimmt werden.
Meine Kehle war trocken geworden, denn ich hatte ziemlich lange gesprochen. Ein Schluck Wasser wurde mir guttun. Ich schloß das Fenster wieder und zog auch das Rollo davor. Sollte sich jemand anschleichen, wollte ich ihm den Blick in die Küche verwehren.
Meinen Durst löscht ich mit Wasser aus dem Hahn. Es schmeckte hart und erfrischte. Kalt wie das Wasser einer Quelle rann es durch meine Kehle.
Ich stand so, daß ich den Tisch im Blickfeld hatte. An der Figur war nichts geschehen. Nach wie vor lag sie unbeweglich auf ihrem Platz. Auch das Gesicht blieb verschwunden. Am Tisch lehnte das Schwert, und das Kreuz lag neben der Statue auf der Platte.
Die falsche Person hatte die Figur gefunden. Pech. Ein unglücklicher Zufall. Das nahm ich hin, wobei ich zugleich noch einen Schritt weiter dachte.
Wo Licht ist, da gibt es Schatten. Wenn die jungen Männer die falschen Personen gewesen waren, dann mußte es auch richtige geben. Oder eine richtige Person. Und sie wurde kommen, um die Statue an sich zu nehmen. Ich brauchte nur auf sie zu warten.
Was sich einfach anhörte, konnte trotzdem zu einem komplizierten Gebilde werden. Bedingt durch den Faktor Zeit. Der war wichtig und mir zugleich unbekannt. Ich konnte nicht einmal raten, wann diese Person hier erscheinen wurde. Das konnte in Tagen, in einer Woche oder auch in zwei Monaten sein. Der Faktor war nicht herauszufinden. Ein völlig unbestimmter Termin.
Allerdings auch in dieser Nacht!
Es wäre wirklich so etwas wie ein Glücksfall gewesen. Manchmal wob das Schicksal seine Fäden so, daß auch ich vom Gluck gestreift wurde. Stellte ich die Frage, ob der Geist der Lalibela darüber informiert war. Wenn ja, ob er mir diesen Zeitpunkt auch verraten würde. Freiwillig sicherlich nicht.
Als ich das Glas leergetrunken und weggestellt hatte, stand mein Plan fest.
Wenn er nicht freiwillig redete, wurde ich es mit einer Drohung versuchen. Ich war auch bereit, sie in die Tat umzusetzen. Nicht nur das Kreuz war in der Lage, die Statue zu zerstören, auch das Schwert des Salomo würde dafür sorgen.
Bevor ich mich setzte, schaute ich in die große Diele hinein. Durch das zerstörte Fenster hatte die Kälte dringen und sich hier in der Umgebung ausbreiten können. Der Wind bewegte sich durch das Haus und erwischte auch mein Gesicht.
Ich ging bis zum Fenster und blickte nach draußen. Es gefiel mir überhaupt nicht, daß es offenstand, denn so bot es einem Fremden den leichten und idealen Einstieg.
Eine neue Scheibe konnte ich nicht einsetzen. Um wenigstens etwas sicherer zu sein, ließ ich die Küchentür offen. So bestand zumindest die Chance, etwas zu hören.
Ich nahm wieder am Tisch Platz. Es hatte sich nichts verändert. Mein Kreuz lag neben der Statue ohne Gesicht und auch ohne Geschlechtsmerkmale. Der Kontakt war unterbrochen. Ich wurde dafür sorgen, daß man ihn wieder herstellte.
Ein knappes heranschieben reichte aus. Das Silber und das andere Material berührten sich. Und wieder geschah das Unheimliche oder Unerklärliche.
Die Veränderung war für mich genau zu
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