1049 - Geheimagent für Kran
damit Carnuum vor aller Öffentlichkeit bloßgestellt wurde - wo doch die ganze Welt wußte, daß Vornesch bis vor kurzem ebenso im Dienst des Herzogs gestanden hatte?"
Der Pilot gestikulierte verneinend.
„Es war allein Klaques Entscheidung", beharrte er. „Klaque hatte sich der Bruderschaft angeboten. Man nahm ihn an, denn es war von unschätzbarem Vorteil, einen Späher in unmittelbarer Nähe eines der drei Herzöge zu haben. Klaque machte sich rasch unentbehrlich. Er baute die Kommunikationsanlage, die er für seine Rolle als Stimme der Bruderschaft brauchte, fast ohne unsere Hilfe. Die, die des öfteren mit ihm zu tun hatten, gewannen den Eindruck, er wolle die Bruderschaft für seine eigenen Zwecke nutzen.
Unsere Ideale kümmerten ihn nicht. Er strebte nach persönlichem Vorteil. Er wurde allmählich von den Führungskräften des Bundes isoliert, damit er keinen großen Schaden anrichten konnte, wenn es zum Bruch kam. Klaque wäre nicht mehr lange im Dienst der Bruderschaft geblieben." Er wischte mit der Hand durch die Luft. „Nein - Klaque allein war für den Einsatz Vorneschs verantwortlich. Du kannst deinen Freund nicht mehr rächen."
Ein seltsamer Ausdruck war in den Augen des Kranen entstanden. War es Verzweiflung? War es Hoffnung? Eine stumme Bitte um Verständnis?
„Ich glaube dir", sagte Orban.
5.
Der Tag brachte mehrere Ereignisse, die die Gemüter in unterschiedlicher Weise erregten. In den frühen Morgenstunden meldete sich, von der Öffentlichkeit unbemerkt, Herzog Gu per Radiokom im Tärtras. Obwohl das Verhältnis zwischen Gu und Carnuum noch immer voller Spannung war, wickelte sich die Unterhaltung der beiden Herzöge in ruhigem und sachlichem Ton ab.
Die Anpassungsperiode, die Surfo Mallagans Körper in den Zustand suspendierender Animation versetzte, während die Tätigkeit des Bewußtseins, unterstützt durch die riesige Spoodie-Ballung, eine Ausweitung um mehrere Größenordnungen erfuhr, war abgeschlossen. Mallagan befand sich nun im selben Zustand wie seinerzeit Atlan, als er die Rolle des Orakels der Herzöge versah. Das neue Orakel hatte bereits über Gu seine erste Äußerung getan, indem es einen Ratschlag zur Stabilisierung der Verhältnisse auf Kran erteilte: Das Triumvirat der Herzöge war auf dem schnellsten Weg zu vervollständigen. Die äußeren Bezirke des Wasserpalasts sollten einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Nachdem Carnuum diese Äußerungen zur Kenntnis genommen hatte, sagte er: „Die Bruderschaft wird mit keinem Wort erwähnt."
„Das ist richtig", bestätigte Gu steif. „Andererseits enthält die Botschaft nichts, wodurch sich die Bruderschaft von zukünftigen Verhandlungen für ausgeschlossen halten könnte."
Carnuum blickte die Gestalt auf der Bildfläche nachdenklich an. Gu litt noch immer an den Folgen seiner schweren Verwundung. Sein Gesicht war gelblich verfärbt, und die Mähne besaß nur einen matten Glanz. Lediglich in den Augen spiegelten sich Entschlossenheit und Tatkraft.
„Der Rat des Orakels ist gut", sagte Carnuum. „Aber wie ihn die Bevölkerung aufnimmt, hängt davon ab, in welcher Weise er ihr vorgetragen wird."
„Ich weiß, worauf du hinauswillst", antwortete Gu. „Die Worte des Orakels finden nur dann Gehör, wenn wir sie in die Öffentlichkeit hinaustragen."
„Das waren meine Gedanken", bestätigte Carnuum. „Bist du dazu bereit?"
„Um des Wohles der Kranen willen", sagte Gu hart. „Triff du die nötigen Vorbereitungen und nenne mir eine Zeit, dann wollen wir beide zusammen zur Bevölkerung sprechen."
Carnuum machte sich sofort an die Arbeit. Zunächst ließ er dem Stab Herzog Gus, der im Ostflügel des Tärtras einquartiert war und über den der herzogliche Leibarzt Musanhaar als Haushofmeister pro tempore gebot, verkünden, daß er mit Gu zusammen eine Ansprache an die Bevölkerung des Herzogtums halten werde. Gus Stab schloß daraus nicht zu Unrecht, daß zwischen den beiden Herzögen eine gewisse Annäherung stattgefunden habe. Als Carnuum um Hilfe bei den umfangreichen technischen Vorbereitungen des Vorhabens bat - die Rede sollte über achtzig Prozent aller Nachrichtenkanäle durch den gesamten Bereich des Herzogtums verbreitet werden -, kam man seiner Bitte willig nach.
Infolgedessen erfuhr die Bevölkerung von Kran und den assoziierten Welten am frühen Nachmittag Tärtras-Zeit von der ersten Äußerung, die das Orakel seit der Reorganisation des Wasserpalasts getan hatte. Die
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