104b - Die Braut der Bestie
einziehen, um durch die Tür treten zu können.
Ein paar Frauen fielen schreiend in Ohnmacht, als sie die rot bemalte Maske des Mannes sahen. Ein Mann, der in der Nähe der Tür saß, sprang mit einem Schrei auf und warf sich auf die große Gestalt in dem schwarzen Umhang.
Die Bewegung des Samurais war im Ansatz kaum zu erkennen. Plötzlich zischte ein bläulich schimmerndes Schwert durch die Luft. Das leise Fauchen stand noch in der Luft, als der Mann getroffen zu Boden sank und sein Leben aushauchte.
Alles schrie plötzlich durcheinander. Eine hysterische Frau kreischte wie am Spieß und warf wild den Kopf hin und her, daß ihre Haare flogen. Ein Mann sprang von seinem Sitz und flüchtete. Tomotada hieb wieder mit dem Schwert zu, doch diesmal traf die Klinge nur die Lehne des Sitzes. Sie wurde bis hinab zur Sitzfläche gespalten.
Terence Cobb hatte sich keuchend wieder aufgerichtet. Er starrte wie die anderen zum Schwarzen Samurai hinüber. Dann versuchte er, den Cro Magnon zur Seite zu stoßen, und krächzte: „Laß mich vorbei, Mann! Ich mach' den Kerl alle!"
Die anderen drei rührten sich nicht. Unga sah ihnen an, daß sie von Tomotadas Erscheinung mächtig beeindruckt waren. Er wich nicht zur Seite.
„Bewegen Sie sich nicht, Cobb. Er wird Sie genauso töten wie den Mann eben."
Das hatte Cobb nicht gesehen. Erst jetzt nahm er den Leichnam zu Füßen des Schwarzen Samurais wahr. Seine Gesichtshaut färbte sich grau. Er schluckte heftig, und seine Augen weiteten sich, als er wie alle anderen Passagiere die dumpfe Stimme vernahm, die von überall her zu kommen schien. „Ich werde jeden töten, der sich mir entgegenstellt!" sagte der Schwarze Samurai. „Das Flugzeug befindet sich in meiner Gewalt. Wir werden in ein paar Stunden landen. Bis dahin gehorcht ihr meinen Befehlen! Ich will, daß Frauen und Männer getrennt werden. Die Frauen begeben sich nach vorn in die Erste Klasse. Die Männer bleiben hier."
Niemand bewegte sich. Alle starrten den Schwarzen Samurai an, der zur Seite trat und sein Schwert durch die Luft kreisen ließ.
Mit verzerrten Gesichtern schoben sich die Männer aus der Ersten Klasse an ihm vorbei. Die Frauen blieben zurück.
Unga dachte an das Schwert, das sich in seiner Tragetasche befand. Einen Moment dachte er daran, hinüberzulaufen, es hervorzuholen und den Kampf gegen Tomotada aufzunehmen. Doch dann dachte er an den Kampf im Hakone-Nationalpark zurück. Nein, gegen das Tomokirimaru Tomotadas hatte er nicht den Hauch einer Chance. Außerdem wußte er nicht, wie die magische Sphäre beschaffen war, mit der Tomotada den Jumbo-Jet umgeben hatte. Es war besser, wenn die Maschine erst einmal landete. Dann konnte er sich immer noch überlegen, ob er gegen den Schwarzen Samurai vorgehen sollte.
Die Frauen bewegten sich langsam auf die Tür zur Ersten Klasse zu. Tomotada wich zur Seite. Er schien zu spüren, daß die Frauen Angst hatten, zu nahe an ihm vorbeizugehen.
„Dieser verfluchte Bastard!" flüsterte Jack Finch. „Was hat er mit den Frauen vor?"
„Ich glaube nicht, daß er ihnen etwas antun wird", erwiderte Unga gepreßt, obwohl er nicht den geringsten Schimmer hatte, was der Schwarze Samurai im Schilde führte und was er oder Olivaro mit der Flugzeugentführung bezweckte.
„Wieso kannst du das wissen?" zischte Joey Catania. „Ich frage mich schon die ganze Zeit, woher du so genau über ihn Bescheid weißt. Du kennst den Kerl, nicht wahr? Ich werde…"
Tomotada bewegte sich blitzschnell. Unga gab Catania einen Stoß, und nur durch Glück entging der Mann der bläulich schimmernden, gekrümmten Klinge. Catania rappelte sich sofort wieder auf und lief zu den anderen Männern hinüber, die sich an der Tür zum mittleren der drei EconomyFlugräume zusammendrängten.
Unga wich ebenfalls zurück. Er ließ Tomotada nicht aus den Augen. Die roten Punkte auf der Maske musterten ihn starr. Der Schwarze Samurai mußte ihn doch wiedererkennen! Wieso ließ er sich nichts anmerken? Oder sah er in seinem Anzug soviel anders aus als im Lendenschurz?
Unga gehorchte sofort, als Tomotada mit dem Tomokirimaru zu den anderen Männern hinüberwies. Die Frauen befanden sich jetzt fast alle in der Ersten Klasse. Nur Inari Kishida stand noch neben der Sitzreihe, wo Ungas und ihr Platz war.
„Gehen Sie zu den anderen Frauen", sagte Unga gepreßt.
Sie schüttelte den Kopf.
„Ich bleibe bei Ihnen, Mr. Triihaer", sagte sie entschlossen.
Die blonde Stewardeß und eine japanische Kollegin
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