104b - Die Braut der Bestie
drehten sich um. Unga gab ihnen einen Wink. Zum Glück begriffen sie sofort. Sie kehrten zurück und nahmen die zierliche Japanerin in die Mitte. Inari Kishida warf Unga noch einen verzweifelten Blick zu, dann gab sie ihren Widerstand auf und folgte den beiden Frauen.
Der Schwarze Samurai wartete, bis die Tür hinter ihnen geschlossen wurde. Dann rückte er auf die Männer zu, von denen sich schon die meisten in den mittleren Flugraum zurückgezogen hatten.
Zwei Männer schleppten den verwundeten Copiloten durch die Tür.
Tomotada blieb breitbeinig vor den Männern stehen. Er hatte das Tomokirimaru in die Scheide an seinem roten Tuch gesteckt und die Arme vor der Brust verschränkt. Die rote Fratze mit dem großen Mund und den aufgemalten weißen Zähnen schien die Männer zu verhöhnen.
Unga hörte das heftige Keuchen eines Mannes hinter sich. Er wandte den Kopf und sah, wie der Chefsteward Kono Tamura sich zu Terence Cobb hinüberbeugte.
„Die Frauen sind in Sicherheit", murmelte der Japaner. „Die Gelegenheit ist günstig, den Kerl anzugreifen und unschädlich zu machen. Wir müßten nur ein paar Waffen haben."
Joey Catania drehte sich um.
Kono Tamura flüsterte jetzt. Offenbar schlug er den anderen einen Plan vor, wie sie vorgehen sollten.
Unga blickte den Schwarzen Samurai an, der unbeweglich etwa zehn Schritte vor ihnen stand und aussah, als sei kein Leben ihn ihm.
Catania drängte sich auf Unga zu.
„Gleich geht es los, Großer", knurrte er. „Wenn du die Hosen voll hast, dann geh aus dem Weg!" „Willst du ihn mit deiner Gangstervisage erschrecken?" fragte Unga rauh.
Das hübsche Gesicht Catanias verzerrte sich voller Wut.
Da hab' ich wohl voll ins Schwarze getroffen, dachte Unga.
Catania hob die Faust, und Unga glaubte, seinen Augen nicht trauen zu dürfen, als er die Pistole in der Faust des Mannes sah. Es war ihm ein Rätsel, wie der Mann die Waffe durch die Kontrollen geschmuggelt hatte.
„Wenn du dich nicht endlich verdrückst und das Maul hältst, gehst du mit dem schwarzen Bastard unter, das verspreche ich dir!" zischte Catania.
Die Jäger des kleinen Dorfes hatten sich in der Holzhütte versammelt. Draußen standen zwei Wachen, die sie warnen sollten, wenn der fremde Riese seine Schneehütte verließ.
Die Gesichter der Jäger waren ernst.
Der Nalagaq betrachtete Natka, der schuldbewußt den Kopf senkte, weil er es gewesen war, der den fremden Riesen gefunden und mit ins Dorf gebracht hatte.
„Der Riese hat eine ganze Robbe gegessen", sagte Kusiaq. „Wenn wir ihn länger im Dorf behalten, wird er unsere Vorräte aufessen, und unsere Familien werden Hunger leiden."
Die anderen nickten.
Seqeah, der die anderen um einen Kopf überragte und als bester Jäger der Führer, der Nalagaq des Dorfes war, hob die Hände.
„Dennoch hat Natka richtig gehandelt, als er dem Riesen zu essen gab und ihn mit ins Dorf brachte", sagte er leise, als befürchte er, ein ungebetener Gast könne seine Worte hören. „Der Fremde ist groß, doch auch für einen Riesen ißt er zuviel. Er schlingt wie ein Eisbär. Wenn Natka ihm das Robbenfleisch nicht gegeben hätte, wäre er vielleicht nicht mehr am Leben."
Die Jäger starrten ihren Nalagaq mit weit aufgerissenen Augen an. Jeder von ihnen wußte sofort, was Seqeah mit diesen Worten hatte sagen wollen.
„Ein Windigo", flüsterte Natka würgend. Ihn schwindelte. Der Gedanke daran, den ganzen Tag einen Windigo auf seinem Schlitten gehabt zu haben, schnürte ihm die Kehle zu. Er dachte plötzlich wieder an das eigenartige Verhalten der Hunde. Sie mußten gespürt haben, daß der Riese ein menschenfressender Dämon, ein Windigo, war!
Die Jäger bewegten sich unruhig. In ihren Gesichtern breitete sich Panik aus, doch eine Handbewegung Seqeahs bannte sie an ihren Platz.
„Wir sind in großer Gefahr", sagte er leise. „Noch hat der Windigo keinen von uns getötet oder in einen Windigo verwandelt. Vielleicht hat das Robbenfleisch seine Gier nach Menschen noch einmal unterdrückt. Doch lange wird es nicht vorhalten. Wir müssen den Windigo töten!"
„Aber wie?" fragte Natka stöhnend. „Unsere Kugeln können ihm nichts anhaben."
„Wir werden ihn mit Feuer vernichten. Wir holen alles Brennbare zusammen und bilden einen Ring um seine Schneehütte. Dann treiben wir ihn hier herein und setzen die Holzhütte mit unserem Schießpulver in Brand."
„Aber dann haben wir kein Holz mehr, um zu kochen und uns zu wärmen", sagte Egingloo, „und keine
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