Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
105 - Atoll des Schreckens

105 - Atoll des Schreckens

Titel: 105 - Atoll des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
hatte verhindern wollen. Er legte ihr wieder das Tuch um
den Mund und zog es an.
    Der
Portier ging zu seinem Platz zurück, griff nach seinen Zigaretten und zündete
sich eine an. Er wirkte nervös und zerfahren - hatte Angst. Und doch tat er
das, was er offensichtlich nicht tun wollte. Noch eine knappe Stunde. Dann war
sie entweder tot, für alle Zeiten verschollen, oder sie wußte mehr.
    Sie
mußte eine Nachricht für Larry hinterlassen.
    Aber
wie? Dazu mußte sie das Vertrauen dieses jungen Mannes gewinnen. Sie gab zu
erkennen, daß sie ihm etwas sagen wollte, aber er reagierte nicht. Er wandte
ihr demonstrativ den Rücken zu.
     
    ●
     
    Der
Mann starrte auf den fast quadratischen Bildschirm und konnte sich nicht von
der Szene losreißen. Professor Gilbert Maron hielt den Atem an.
    „Du
bringst sie um. Du läßt sie kaltblütig ertrinken.“ Die Stimme des
Wissenschaftlers klang schwach. Er hatte keine Kraft mehr zu kämpfen. Seit
seiner Entführung glich sein Leben einem nicht endenwollenden Alptraum.
    „Es
ist möglich, daß ich sie umbringe“, sagte die verhaßte Gestalt an seiner Seite.
„Aber sie wird nicht ertrinken. Es ist nur möglich, daß sie die andere
Behandlung nicht verträgt.“
    Hätte
Maron die Dinge nicht mit eigenen Augen gesehen, er hätte sie niemals geglaubt.
    Da
schwamm ein Mensch in einer bis zur Decke mit Meerwasser gefüllten Kugel und
ertrank nicht. Doreens blonde Harre flatterten wie im Wind im Auftrieb des
Wassers. Das schmale, bleiche Gesicht mit den dunklen Augen preßte sich gegen
das Bullauge. Ihr zunächst verzerrtes, von Todesangst gezeichnetes Gesicht
wurde ruhiger, zeigt Erstaunen, Nachdenklichkeit, Ratlosigkeit.
    Sie
konnte sich im Wasser bewegen wie ein Fisch. Sie schluckte Wasser, aber sie
ertrank nicht.
    Das
Meerwasser war mit Sauerstoff angereichert, man sah es an den aufsteigenden
Perlen. Aber dieser Sauerstoff allein hätte nicht ausgereicht, sie am Leben zu
erhalten.
    Ihre
Lungen mußten dafür besonders angepaßt sein. Sie preßte das Wasser wieder aus,
machte richtige Atemzüge und blickte sich mit weit geöffneten Augen in ihrer
kleinen Unterwasserwelt um.
    Maron
saß auf einem harten Drehstuhl und schloß die Augen.
    Vor
ihm liefen noch einmal die Ereignisse der letzten Tage ab. Er konnte es nicht
fassen, daß er schon drei Tage lang hier in dieser geheimen Unterwasserstation
lebte und von einem Mann gefangengehalten wurde, den er nicht mehr am Leben
glaubte, der behauptete, Armand Roussy zu sein, dessen Stimme er hatte, aber
nicht mehr dessen Aussehen.
    Armand
Roussy war zu einem Monster geworden.
    Auf
dem Weg in den Pazifik hatte er Maron alles erklärt.
    Der
Mordversuch vor zwanzig Jahren war fehlgeschlagen. Daran gab es keinen Zweifel
mehr. Inmitten des Infernos entfesselter Atomgewalten war eine Art Vakuum
entstanden. Der todbringende Feuerball hatte wie eine Glocke über Roussy
gestanden. Er lag in der Mulde und verlor das Bewußtsein. Selbst der
orkanartige Sturm, der in unmittelbarer Umgebung der Atomexplosion entstand, war inmitten des Zentrums nur ein
stärkerer Wind gewesen.
    Aber
die Strahlendosis, die Armand Roussy abbekommen hatte, veränderte ihn und seine
Erbmasse. Er kam im Meer wieder zu sich.
    „Ich
lag auf dem Meeresgrund“, hatte er Maron berichtet. „Ich war fest davon
überzeugt, nicht mehr am Leben zu sein. Ein seltsames, nie zuvor gekanntes
Gefühl erfüllte mich. Ich befand mich in einem Zustand zwischen Schweben und
plötzlicher Schwere, die mich niederzog. Ich weiß nicht, wie lange ich so da
lag und Wasser schluckte, ohne zu ertrinken. Als ich mich erhob, kam ich mir
vor wie ein alter Mann. Ich hatte noch eine Erinnerung an das, was geschehen
war, und mit beinahe hypnotischer Gewalt zog es mich auf das Atoll, auf dem du
mich zuletzt zurückgelassen hattest. Ich war allein, das wunderte mich und auch
wieder   nicht. Vielleicht war ich auf
eine rätselhafte und unerklärliche Weise davongekommen. Ich schwamm nach oben.
Mir war speiübel, aber ich konnte mich nicht übergeben. Der Zustand des
Schwebens, der Schwerelosigkeit, war vergangen. Ich kam mir vor wie ein Träumer, der verzweifelt versucht, vor einer
furchtbaren Gefahr zu fliehen, aber keinen Schritt vom Fleck kommt und auf der
Stelle förmlich klebte. Mühsam war der Aufstieg nach oben. Ich war ins Meer
abgetrieben worden, aber ich befand mich doch immerhin so nahe an dem
Versuchsatoll, daß ich die Korallenbauten erkennen konnte. Ich schwamm darauf
zu, erreichte den

Weitere Kostenlose Bücher