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105 - Das indische Tuch

105 - Das indische Tuch

Titel: 105 - Das indische Tuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Sollte Dr. Amersham tatsächlich ein Fälscher sein? Entweder verwechselte Briggs den Mann mit einem anderen, oder – »Das haben Sie wohl alles erfunden?«
    »Durchaus nicht, es ist vollkommen wahr. Sie können ja nach Indien telegrafieren. Ich kann Ihnen sogar das genaue Datum geben.«
    »Aber Dr. Amersham ist doch ein Mann von Bildung, und er war damals Offizier –«
    »Stimmt alles«, erklärte Briggs zornig. »Aber er hat trotzdem den Namen eines Kameraden gefälscht. Der Mann hieß Willoughby – Sie können das auch in den Akten feststellen. Ich weiß ganz genau Bescheid. Dr. Amersham wurde aus der Armee ausgestoßen. Was später aus ihm wurde, weiß ich nicht. Ich hörte nur noch, daß er unten in Madras ein Mischlingsmädchen geheiratet hätte. Auf jeden Fall war er wegen Betrugs und Fälschung angeklagt, das weiß ich genau. Er heißt Leicester Charles Amersham. Ich habe ihn sofort an der Stimme wiedererkannt.«
    Die Vornamen stimmten, also konnte man Briggs’ Angaben nicht ohne weiteres ablehnen.
    Noch lange, nachdem der Mann wieder abgeführt worden war, saß der Chefinspektor und stützte den Kopf in die Hände. Auch auf Totty hatte der Bericht großen Eindruck gemacht.
    »Jetzt muß ich mir diesen Amersham doch einmal persönlich vornehmen«, sagte Tanner schließlich. »Das wird eine ernste Unterredung geben. Von vier verschiedenen Seiten kommen wir immer wieder auf Amersham. Ich möchte nur wissen, was er eigentlich vorhat.«
    »Das kann ich Ihnen genau sagen«, erklärte Totty. »Er will den jungen Lord Lebanon umbringen.«
    »Lord Lebanon? Das wäre möglich. Daß mit Amersham etwas nicht stimmt, war mir längst klar, aber ich ahnte nicht, daß er ein derartiges Vorleben hat.«
    »Und warum haben die Leute auf dem Schloß amerikanische Diener?« fragte Totty. »Das ist doch sonst nirgends Sitte. Übrigens wäre es gar nicht schwer, den jungen Lord aus dem Weg zu schaffen, denn der ist nicht sehr schlau. Das wäre der reinste Kindermord zu Bethlehem.«
    In dem Augenblick trat Ferraby schnell ins Büro.
    »Nun, was gibt es?«
    »Wollen Sie Lord Lebanon sprechen?«
    Tanner sah den Sergeanten groß an.
    »Was, ist er persönlich nach Scotland Yard gekommen? Das ist allerdings merkwürdig! Bringen Sie ihn herein.«
    Lebanon sah sich neugierig in dem Zimmer um, als er hereingeführt wurde, legte dann Hut, Handschuhe und Stock auf einen leeren Sessel und sah von Totty zu Tanner, als ob er unschlüssig wäre, an wen er sich zu wenden hätte.
    »Sie bearbeiten doch diesen Fall?« wandte er sich schließlich an Totty.
    Der Sergeant hätte das zu gern zugegeben, aber Tanner gab sofort eine eindeutige Erklärung.
    Lord Lebanon schien der Anfang nicht leichtzufallen. Ängstlich schaute er nach der Tür, durch die er hereingekommen war. Ferraby hatte sich inzwischen auf einen Wink des Chefinspektors wieder entfernt.
    »Ja, ich kann mich auf Sie besinnen, Mr. Tanner, und auch auf Ihren Assistenten.«
    Sergeant Totty richtete sich zu voller Höhe auf und wurde dem Lord vorgestellt.
    »Totty? Das ist doch ein alter Name.«
    »Ich stamme aus einer altitalienischen Familie«, erklärte der Sergeant.
    Tanner warf ihm einen wütenden Blick zu.
    Der Lord sah sich wieder unruhig um.
    »Würden Sie nicht einmal nachsehen, ob draußen vielleicht jemand lauscht?«
    Der Chefinspektor lächelte.
    »In all den Jahren, die ich schon hier Dienst tue, habe ich viele Unterredungen in diesem Raum geführt, aber auf eine solche Vermutung ist noch niemand gekommen. Das gibt es in Scotland Yard nicht.«
    Tanner hätte nie gedacht, daß der Lord tatsächlich im Polizeipräsidium erscheinen würde. Ferraby hatte ihm allerdings von der Unterredung berichtet, in der der Lord seinen Besuch angekündigt hatte.
    »Ich weiß nicht viel von Scotland Yard, aber ich habe gehört, daß es eine Art Gefängnis sein soll?«
    Totty lächelte nachsichtig.
    »Jedenfalls mußte ich herkommen. Das habe ich ja schon Mr. Ferraby angedeutet. Gestern abend habe ich den festen Entschluß gefaßt.«
    Tanner kam plötzlich ein Gedanke.
    »Haben Sie zu Hause die Erfahrung gemacht, daß Leute an Ihren Türen lauschen, Lord Lebanon?«
    Willie zögerte; die Frage schien ihm peinlich zu sein.
    »Nun – es ist gerade nichts Außergewöhnliches, daß ich zu Hause belauscht werde. Es wäre aber auch möglich, daß es hier passiert. Ist Mr. Ferraby übrigens ein Detektiv?«
    Tanner nickte.
    »Ich will ganz offen mit Ihnen sprechen, Mylord«, entgegnete der

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