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105 - Der Ruf nach Freiheit

105 - Der Ruf nach Freiheit

Titel: 105 - Der Ruf nach Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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schlafen.
    Bootsmann Shennan war auf vereistem Geröll ausgerutscht und hatte beim Fallen eine Steinlawine losgetreten, der er um ein Haar in die Tiefe gefolgt wäre. Luuk hatte ihn gerade noch festhalten können. Die Steine jedoch waren hinab gepoltert und hatten einen Fuß - oder was immer es war - des unheimlichen Wesens verschüttet. Nun lagen die Hoggads bäuchlings nebeneinander auf dem Fels und starrten schreckensstarr in die Tiefe.
    »Es muss wirklich tot sein«, stimmte Shennan Kapitän Luuk nach einer Weile zu. »Die Steine sind ihm mit aller Macht an die Flanke geschlagen, und es hat überhaupt nicht reagiert.«
    »Oder es ist gerissen und wartet nur darauf, dass wir näher kommen«, knurrte der Kapitän. »Sowie ein Andronenkönig in seinem Bau.«
    Shennan zog die Schultern hoch. Er musterte die dunkelgrüne Panzerhaut und die großen schwarzen Augen des Wesens - in Wahrheit die Titan-Carbonat-Legierung und die einseitig beschichteten Sichtkuppeln eines EWATS.
    Für die Hoggads, deren Lebensraum von der Technik des 26.
    Jahrhunderts bisher kaum berührt worden war, passte das Gesamtbild des Flugpanzers in kein bekanntes Muster aus der Tierwelt.
    Luuk warf einen schnellen Blick auf die Männer, die rechts und links von ihm am Felsenrand lagen. Keiner der sonst so Verwegenen zeigte Interesse daran, das unheimliche Riesenmonster näher zu erforschen.
    »Was es auch sein mag«, sagte er deshalb, »ich glaube nicht, dass es eine Gefahr für das Schiff darstellt. Ziehen wir uns zurück.«
    Alles wäre glimpflich ausgegangen, hätten die Männer der Drottning diesen Entschluss nur eine Minute früher gefasst. So aber hatten sie unwissentlich der Besatzung des EWATs genügend Zeit gelassen, die Lage zu sondieren und Maßnahmen zu ergreifen, um den verschütteten vorderen Kettenschuh wieder frei zu räumen. Sie verließen den EWAT durch die Heckschleuse einige Augenblicke bevor die heimlichen Beobachter sich abwandten.
    »Da, seht!«, rief Shennan schreckensbleich, als sich am hinteren Ende des Monsters eine Öffnung bildete.
    Nacheinander kamen zwei schlanke Gestalten mit weißen, haarlosen Köpfen und silbern schimmernden Anzügen heraus.
    Luuk riss die Hand seines Bootsmannes herunter.
    »Deckung!«, schnappte er, und die Hoggads tauchten hinter dem Felsenrand ab.
    »Was sind das für Typen?«, fragte Shennan unbehaglich.
    »Sie sehen fast aus wie Menschen, aber wenn sie in einem Insekt wohnen und glitzern wie die Sonne auf dem Wasser, können es keine sein. Vielleicht sind sie Götter… oder Dämonen.« Der Kapitän der Drottning zog an seinen Zöpfen herum, dass die eingeflochtenen Zähne klickerten. Er focht einen inneren Kampf - und die Pflicht seiner Sippe gegenüber siegte:
    »Auf jeden Fall dürfen sie nicht hier auf der Eilov Duum sein«, entschied er. »Egal was sie sind, wir müssen da runter und die Brut töten!«
    ***
    Aruula betrachtete den EWAT mit misstrauischen Blicken.
    Verlassen und unbeschadet schimmerte die ihr zugewandte Seite im Licht der Wintersonne. Am Bug lagen Steine aufgehäuft.
    Aruulas Blick wanderte nach oben, an den kreisenden Kolks vorbei zum Felsenrand, wo dunkle Streifen den Abgang einer Gerölllawine markierten.
    Der Steinschlag könnte die Vögel erschreckt haben , dachte sie stirnrunzelnd. Aber er ist längst vorbei, und sie landen trotzdem nicht. Da muss etwas auf der anderen Seite des EWATs sein, das sie davon abhält.
    Etwas knirschte im Schnee, rhythmisch und stampfend.
    Aruula duckte sich. Zwischen den Felsen hinter ihr tauchte ein Verfolger auf, dann noch einer, dann die ganze Horde. Schnell warf sie sich in Deckung - zu spät?
    »Bei Wudan! Sieh nur, Endro!«, brüllte einer der Männer und zeigte weit an Aruula vorbei - auf den EWAT. Die Barbarin machte sich so klein wie möglich. Dabei schrammte ihr Bihänder, den sie in der Rückenkralle trug, am Felsen entlang.
    Doch das verräterische Geräusch wurde übertönt.
    »Endro? Bist du das, Bruder?«, scholl es vom Flugpanzer her.
    Aruula erschrak, als ein Hoggad hinter dem Bug hervorkam.
    Seine ungebändigte schwarze Mähne ließ ihn noch wuchtiger erscheinen, als er ohnehin schon war.
    »Luuk! Was machst du denn hier?« Der Clanchef setzte sich in Bewegung. Die Hoggads folgten ihm. Sie liefen so nahe an Aruula vorbei, dass sie unwillkürlich den Atem anhielt. Aber keiner bemerkte sie - alle Augen waren auf den EWAT gerichtet. Die Barbarin wartete, bis die Männer ihr Versteck passiert hatten. Dann huschte sie

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