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1050 - Die Nymphe und das Monster

1050 - Die Nymphe und das Monster

Titel: 1050 - Die Nymphe und das Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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darauf an, wo die alten Götter lebten. Wer sich an den Quellen, den Flüssen, Wasserfällen oder Hainen aufhielt, der hatte auch die Nymphen um sich. Er hat sie auch gebraucht. Sie schützten und sie unterhielten ihn. Sie waren seine Begleiterinnen, und das auch in der Liebe, wie man sich immer wieder erzählt.«
    »Dann ist Don Carmacho zu den Nymphen gegangen«, sagte Grace. »Sofern sie im Teich leben.«
    »Nicht nur zu ihnen, mein Kind. Auch zu dem Götzen oder dem Keltengott.«
    »Warum?«
    »Weil er ihn braucht.«
    »Das verstehe ich nicht, denn er war schon einmal im Wasser. Wir haben es gerochen.«
    »Er will ihn ganz haben. Alles andere diente nur zur Vorbereitung. Er hat aus einem Menschen ein Geschöpf gemacht, und er wollte beweisen, daß er stärker ist als der Allmächtige. Deshalb hat er sich einen Diener des Herrgotts ausgesucht. Es ist schlimm, das weiß ich selbst, aber ich kann es nicht ändern.«
    »Wenn du so sprichst«, sagte ich, »und wir deine Worte ernst nehmen müssen, dann können wir auch davon ausgehen, daß er in naher Zukunft wieder zurückkehrt.«
    »Ja, das stimmt. Er wird nicht in der Tiefe bleiben. Daran glaube ich fest.«
    Ich fragte weiter. »Und was würde geschehen, wenn er wirklich hier erscheint?«
    »Er wäre nicht mehr der gleiche. Hat er denn zuvor auf dem Blutaltar gelegen?«
    Ich bejahte die Frage und berichtete auch, daß der Pfarrer mit einer fremden Stimme gesprochen hatte.
    Die alte Frau schloß für einen Moment die Augen. »Dann ist er schon so weit. Dann hat er sein Menschsein praktisch aufgegeben. Er ist noch nicht ganz das, was er werden soll. Doch er befindet sich auf dem direkten Weg. Es wäre besser gewesen, wenn ihr ihn gestoppt hättet, bevor er in den Teich zu den anderen ging. So aber ist er nicht mehr aufzuhalten, das kann ich euch prophezeien.«
    »Weißt du auch, was er tun wird, wenn er zurückkehrt?« erkundigte ich mich.
    Die Antwort hörte sich schlimm an. »Er wird den Blutaltar wieder neu einweihen.«
    Ich schluckte, denn ich konnte mir denken, was diese Worte bedeuteten. Der Pfarrer oder der ehemalige Pfarrer würde sich Menschen holen und sie auf dem Altar den Göttern weihen, wie es schon in früherer Zeit gewesen war.
    Ich mochte auch nicht mehr glauben, daß die Bewohner von Llangain so arglos waren. Sicherlich hatten sie im Unterbewußtsein gespürt, daß in ihrem Ort etwas vorging, doch sie besaßen nicht die Courage, dagegen anzugehen. Da hielten sie sich lieber zurück oder in den Häusern versteckt, darauf hoffend, daß der grausame Kelch an ihnen vorüberging.
    »Der Teich friert nicht zu«, flüsterte die alte Frau. »Da mag es noch so kalt sein. Seine Oberfläche bleibt immer eisfrei. Schon daran könnt ihr erkennen, welche Macht diese Götter besitzen. Sie trotzen den Gesetzen der Natur.«
    »Was können wir tun?« fragte ich.
    »Du willst kämpfen, nicht?«
    »Natürlich. Ich will den Dämon, den Götzen oder wie auch immer besiegen.«
    »Meine junge Freundin berichtete mir davon, daß du dich auf die Kraft deines Kreuzes verläßt.« Madge lächelte. »Es ist gut, wenn man das tut, aber ich weiß auch, daß ein derartiges Kreuz nicht unbedingt bei allen Dingen eine Hilfe ist. Auch die Kirche als geweihte Stätte hat das Böse nicht abhalten können, und deshalb wirst du es schwer haben, das andere zu besiegen.«
    »Daß es nicht leicht wird, weiß ich. Nur möchte ich nicht aufgeben. Das habe ich noch nie getan.«
    »Was genau hast du vor?«
    »Ich werde am Teich warten.«
    Madge überlegte einen Moment. »Das ist nicht schlecht«, gab sie zu, »und wohl die beste Chance, ihn zu treffen. Ich möchte dir nur raten, dich vor den Gesängen der Nymphen in acht zu nehmen. Sie sind sehr lockend, aber auch gefährlich. Versuche, ihnen zu widerstehen. Wenn du das schaffst, bist du einen großen Schritt weiter.«
    »Dann gehst du also davon aus, daß es die Nymphen gibt und sie sich im Teich versteckt halten?«
    »Ja, so denke ich.«
    »Danke für die Warnung. Was ist denn mit euch?«
    »Ich werde in der Nähe bleiben«, erklärte Madge. »Ich weiß auch, daß es heute zu einer Entscheidung kommen wird und muß. Dabei möchte ich zuschauen. Ich will den Beweis haben, und ich will auch, daß wir Menschen siegen und nicht die Götzen.«
    »Kannst du helfen«
    »Vielleicht.«
    »Aber du kommst nicht mit mir?«
    »Nein, ich warte in der Nähe. Und Grace sollte es auch so halten. Es ist für sie zu gefährlich, bis nahe an den Teich

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