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1050 - Die Nymphe und das Monster

1050 - Die Nymphe und das Monster

Titel: 1050 - Die Nymphe und das Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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John. Du heißt doch John – oder?«
    »Das ist mein Name.«
    »Du hast gute Augen, John.«
    Das Lob machte mich etwas verlegen. »Na ja«, sagte ich nur und hob die Schultern.
    »Sie hat recht!« stand ihr Grace Felder bei. »Du kannst dich auf sie verlassen. Glaub mir, wenn jemand einen Blick für Menschen hat, dann ist es Madge.«
    »Okay, ich bin einverstanden.«
    Madge zog ihre Hand wieder zurück. Sie hüstelte gegen ihre Finger und sprach mit leiser Stimme. »Ihr seid beide am Teich gewesen. Ich weiß nicht, was ihr gesehen habt, denn ich war leider zu weit entfernt. Aber ich habe das Wasser gehört. Die Wellen, wie sie klatschten und gegen das Ufer liefen. Jemand ist hineingegangen, nehme ich an.«
    »Es war der Pfarrer«, sagte ich.
    Die alte Frau war nicht einmal überrascht. Sie nickte nur, als hätte sie nichts anderes erwartet. »Ja, das kann ich mir gut vorstellen. Dann hat er also nicht auf mich gehört. Er hat meinen Rat in den Wind geschlagen.«
    »Was haben Sie ihm denn geraten?«
    »Ich riet zur Vorsicht. Ich warnte ihn vor dem Blut, vor dem Altar, und ich erklärte ihm, daß sich der Herrgott aus dieser Kirche und auch aus der Umgebung zurückgezogen hat. Es ist kein Spaß gewesen, ich habe es ernst gemeint, aber er wollte mir einfach nicht glauben. Er nahm mich einfach nicht ernst.«
    Vor meiner Antwort hob ich die Schultern. »Ich möchte Ihnen ja nicht zu nahe treten, Madge, aber kann es sein, daß Sie nicht konkret genug geworden sind?«
    »Er hätte es spüren müssen.« Sie ließ sich nicht beirren. »Er hätte als Pfarrer die Veränderung wirklich spüren müssen. Es ist seine Kirche gewesen, sein Zuhause. Ein Pfarrer muß einfach merken, wenn der gute Geist die Kirche verläßt und sich der Herrgott zurückzieht. Er hat es nicht getan. Ich möchte auch nicht nach Entschuldigungen suchen, doch ich kann mir vorstellen, daß seine Seele schon innerlich verkrustet gewesen ist. Er konnte vielleicht nicht anders handeln. Die fremde Macht war zu stark für ihn.«
    »Welche Macht?«
    Madge bewegte ihre Arme, spreizte die Finger ab und deutete dabei auf den Boden. »Eine Macht, die hier alles beherrscht. Die in der Tiefe des Bodens lauert, und das nicht erst seit gestern. Sie hat schon immer dort gewohnt. Seit Urzeiten, als noch die alten Götter auf der Erde wandelten.«
    »Noch vor den Kelten?« fragte ich.
    »Ja, lange vor ihnen. Als sie das Land besiedelten, war die große Zeit der Götter eigentlich vorbei. Aber sie sind nie ganz verschwunden. Sie haben sich nur zurückgezogen, und das wußten auch diejenigen unter den Kelten, die sich mit den geheimnisvollen Kräften beschäftigt haben. Man nennt sie die Eichenkundigen…«
    »Druiden«, sagte ich.
    »Ja, ja, John, du hast so recht. Es sind die Götter der Druiden gewesen, die hier hausten und später noch verehrt wurden. Man brachte ihnen Opfer dar.«
    »Auf einem Altar«, sagte Grace.
    »Richtig, mein Kind, auf einem Altar. Vor Jahren hat es hier im Gebiet Ausgrabungen gegeben. Man hat diesen Altar gefunden. Die Bewohner von Llangain müssen es irgendwie geschafft haben, daß dieses Fundstück nicht in ein Museum gebracht wurde. Sie haben hoch und heilig versprochen, es zu pflegen, und das haben sie auch getan, wie man später feststellen konnte. Denn er wurde in die Kirche gestellt, obwohl ich sie immer davor gewarnt habe. Aber sie hörten nicht auf mich. Sie wollten sich von keinem Menschen etwas sagen lassen. Für die Folgen sind sie selbst verantwortlich. Da kann ich nichts mehr für sie tun.«
    »Wen haben die Druiden früher den Göttern geopfert?«
    Madge lächelte mir bitter zu. »Leider nicht nur Rauch- oder Tieropfer. Es sind auf ihm auch Menschen gestorben. Ihr Blut hat sich in den alten Stein hineingefressen. Ansonsten lief der Rest durch die Rinne ab und versickerte im Boden.«
    »Es waren also Opfer für die Götter!« stellte ich fest.
    »Ja.«
    »Und das soll sich wiederholen.«
    Madge nickte. »Die Zeit ist reif. Die Götter sind nicht tot. Nicht alle. Irgend jemand muß wieder erwacht sein. Er muß seine Wohnstatt dort unter dem Teich haben.«
    Ich wandte mich an Grace Felder. »Hattest du nicht etwas von Nymphen erzählt«
    »Stimmt. Man hat sie auch die Töchter des Zeus oder die Töchter der Götter genannt.«
    »Danke.« Meine nächste Frage galt der alten Frau. »Kannst du dir vorstellen, daß in diesem Teich versteckt oder noch tiefer Nymphen existieren?«
    »Ja, das kann ich. Das kann ich sogar sehr gut. Es kam mir

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