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1050 - Die Nymphe und das Monster

1050 - Die Nymphe und das Monster

Titel: 1050 - Die Nymphe und das Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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heranzugehen. Ich will damit nicht sagen, daß sie zu schwach ist, aber sie hat mir von dir erzählt. Ich bin sicher, daß du mit den Dingen besser fertig wirst. Also laß uns im Hintergrund bleiben.«
    »Das war genau meine Vorstellung.«
    »Dann darf ich dir viel Glück wünschen, John.«
    »Danke, vielen Dank.«
    Grace Felder kam noch zu mir und umarmte mich. »Bitte, John, gib auf dich acht.«
    »Geht klar.« Ich schaute in ihr verfrorenes Gesicht, als ich sie etwas von mir weggeschoben hatte. »Wichtig ist nur, daß du dich zurückhältst und nicht die Heldin spielen willst.«
    »Mal sehen, was sich machen läßt.«
    »Unterschätze auf keinen Fall die Macht der alten Keltengötter. Ich habe nicht zum erstenmal damit zu tun.«
    »Weiß ich doch, John.«
    Auch Madge nickte mir zu. Dann ließ ich die beiden Frauen zurück und ging zum Teich…
    ***
    Warten – warten darauf, daß etwas passierte. Zunächst jedenfalls lag der Teich vor mir wie unter der Kälte begraben. Die Oberfläche bewegte sich nicht. Sie war wieder so ruhig geworden, und es fuhr auch kein Windhauch über sie hinweg, so daß die Glätte auch in den nächsten Minuten blieb.
    Ob nun Minuten vergangen waren oder nur Sekunden, das konnte ich so genau nicht sagen. Ich hatte den Eindruck, zu einem Teil dieser Umgebung geworden zu sein. Ich gehörte zu den starren Trauerweiden, zum hohen Ufergras und auch zum See. Die Umgebung hatte mich einfach für sich eingenommen und mich akzeptiert, auch wenn ich eine lebendige Person war.
    Nach und nach veränderte sich die Umgebung. Das Tageslicht verschwand immer mehr. Es dunkelte ein. Mir kam es so vor, als hätte man einen Vorhang immer weiter nach unten gelassen, damit er die Dunkelheit brachte.
    Ich wartete darauf, daß etwas passierte. Noch hatte sich nichts getan. Abermals wurde ich mit dieser ungewöhnlichen Stille konfrontiert, die mir – je mehr Zeit verging – immer schwerer vorkam.
    Den Platz hatte ich so gewählt, daß mich die nach unten hängenden Zweige der Trauerweiden nicht zu sehr behinderten.
    Ich konnte gut durch eine Lücke schauen und blickte auch zur Kirche hin. Zwischen mir und der Kirche malten sich die beiden Gestalten der Frauen ab. Sie waren nicht in die Kirche gegangen, sondern standen dicht vor der Mauer.
    Konnte ich all das glauben, das man mir erzählt hatte? Entsprach es den Tatsachen, oder hatte die alten Kräuterhexe übertrieben? Das konnte, brauchte aber nicht zu sein, denn was mir schon alles widerfahren war, das spottete sowieso oft jeder Beschreibung. Es war manchmal der reine Wahnsinn, objektiv nicht logisch, sondern einfach nur in sich, in diesem begrenzten Bereich, zu erklären.
    Götter, Götzen, all das war oft nicht an den Haaren herbeigezogen worden, das gab es. Damit hatte ich selbst schlimme Erfahrungen sammeln können. Deshalb tendierte ich auch dahin, der alten Frau zu glauben. So war jede Minute, die verging, mit einer bedrückenden Spannung erfüllt.
    Es gab momentan einen Feind für mich, und das war einzig und allein die Kälte. Zwar war ich dick genug gekleidet, doch der Frost zog durch die Kleidung und auch in die Füße hinein. Beim längeren Stillstehen würden meine Zehenspitzen blau werden.
    Deshalb trat ich auf der Stelle. Immer und immer wieder bewegte ich die Beine. Zog die Knie an, hob die Füße vom Boden ab, stemmte sie wieder darauf und hörte dabei dem scharfen Rascheln des Grases zu, das ich zerknickte.
    Der Rand des Wassers lag unmittelbar vor meinen Fußspitzen.
    Ein kleiner Schritt schon hätte mich in die Flüssigkeit hineingebracht. Die Farbe hatte sich nicht verändert. Noch immer herrschten zwei vor. Grün und auch dunkel. Sie mischten sich ineinander, so daß auch weiterhin die Spiegelfläche blieb.
    Auf die Uhr hatte ich nicht geschaut. Die Zeit war unwichtig geworden. Es ging einfach darum, daß sich die Voraussagungen der alten Frau erfüllten.
    Aber der Teich schwieg.
    Ich hatte schon nach einem Boot Ausschau gehalten, denn ich wäre gern selbst auf die Wasserfläche gefahren. Es gab kein Boot am Ufer. Sicherlich war es auch besser, wenn ich wartete.
    Ein Blick nach links.
    Grace und Madge warteten noch immer. Auch sie bewegten sich auf der Stelle. In der Kirche wäre es kaum wärmer gewesen.
    Der Himmel war jetzt dunkel geworden. Es gab keinen helleren Fleck mehr, der so wie altes Eis geschimmert hätte. Aber er war nicht klar, denn ich sah keine Sterne, und es hob sich auch kein blasser Mond ab. Zwischen der Erde und dem All

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