1052 - Die Nekropole
Hamed.«
»Ich habe auch nichts anderes von dir erwartet. Denk immer daran, daß wir es packen, denn Baal steht einzig und allein auf unserer Seite. Er hasst alle Fremden. So gut können die beiden gar nicht sein, um ihn zu besiegen.«
»Ich weiß es.«
»Dann laß uns gehen. Aber vorsichtig. Beweg dich so leise wie möglich. Ich mache den Anfang. Hast du deine Kanone mit?«
»Ja, habe ich.«
La Roche warf seinem Freund noch einen letzten Blick zu, bevor er sich drehte. Von jetzt an gab es für ihn nur ein Ziel, und das hieß Baal. Ihm hatte er sein Leben geweiht. Er war derjenige, für den er auch in den Tod gehen würde, wenn es denn sein mußte.
Er stieg die Leiter hoch. Sprosse für Sprosse ließ er hinter sich. Seine Sinne waren gespannt. Schon jetzt lauschte er nach fremden Geräuschen, hörte jedoch keine.
Sehr vorsichtig hob er den Kopf und warf einen ersten Blick in den finsteren Stollen hinein. Zuerst sah er nichts, stieg dann noch höher und beugte seinen Oberkörper nach vorn, um in den Gang hineinkriechen zu können.
Er nahm die Hände und die Knie als Stütze und robbte auf dem Bauch liegend vor. Der Höhleneingang war als heller Ausschnitt auch aus einer gewissen Entfernung zu sehen, und er wollte sich keinesfalls davor abheben.
Nachdem er Platz für seinen Partner geschaffen hatte, blieb er liegen. »Mach es so wie ich!« flüsterte er ihm zu.
»Ja, ja.« Hassan erschien. Sein Gesicht war naß. Er schwitzte. Er stand unter Stress und kam La Roche vor wie jemand, der die Angst produzierte.
Gern hätte er einen anderen Verbündeten zur Seite gehabt. Das ließ sich nicht mehr machen. Hassan hatte gelernt. Er kroch auf die gleiche Weise wie La Roche in den Stollen hinein und blieb neben ihm liegen, den Kopf nur etwas erhoben und zur Seite gedreht.
»Hast du schon was gesehen?«
»Nein, noch nicht.«
»Vielleicht hat Baal sie schon geholt.«
»Rede keinen Unsinn. Weiter!«
Beide Männer blieben in ihrer flachen Haltung. La Roche fiel es leichter, sich robbend zu bewegen. Er hatte so etwas in seiner paramilitärischen Ausbildung gelernt. Hassan bekam Schwierigkeiten.
La Roche hätte sich liebend gern um ihn gekümmert, wäre da nicht das Licht weiter vorn gewesen.
Zwar noch winzig, aber gut zu sehen, besonders in einer tiefen Dunkelheit.
La Roche hob einen Arm an. »Sie sind da. Ich sehe das Licht!« wisperte er.
»Ich auch.«
»Wir packen es, keine Sorge. Wir haben alle Vorteile auf unserer Seite.« Nach diesen Worten robbte La Roche weiter. Um seinen Kumpan kümmerte er sich nicht mehr, denn er wußte, daß Hassan ihm folgte. Nur vergrößerte sich die Distanz zwischen ihnen schon, was La Roche allerdings nicht sah. Zudem wurde er abgelenkt, denn mit der rechten Handfläche strich er über etwas Kaltes und Rundes hinweg.
Für einen winzigen Moment zuckte er zusammen. Da bildete sich auch eine Eishaut auf seinem Rücken. Bis ihm klar wurde, was er angefasst hatte.
Es waren Kopf und Gesicht des aus dem Boden wachsenden Toten gewesen. La Roche spürte einen gewaltigen Haß in sich aufsteigen.
Er wußte, daß hier der Junge lag, der vor alter Zeit versucht hatte, die Kinder vor ihrem grausamen Schicksal zu bewahren. Es war ihm nicht gelungen. Man hatte ihn getötet und abseits begraben. Er war trotzdem etwas Besonderes gewesen, sonst wäre er nicht als Gesicht oder als Astralleib zurückgekehrt.
La Roche war versucht, einen Stein aufzuheben und das Gesicht zu zerschmettern. Er ließ es aus taktischen Gründen bleiben. Wenn der große Götze erst zurückgekehrt war, würde er auch mit dieser verdammten Gestalt abrechnen.
La Roche glitt an der Gestalt vorbei, und Hassan folgte ihm noch immer. Er hatte wohl gesehen, wie sein Partner gestutzt hatte, den Grund wußte er jedoch nicht.
Hassan erreichte die Gestalt. Auch seine Hand glitt wie zufällig über das Gesicht hinweg. Er spürte den kalten Widerstand und wußte auch, daß hier etwas Besonderes aus der Erde schaute.
Angst durchströmte ihn!
Zugleich stellte er fest, daß sich der Boden oder die Erde unter der Gestalt bewegte. Hassan hätte noch eine Chance gehabt, zu verschwinden. Er zögerte.
Genau das war sein Fehler. So bekam er nicht mit, wie sich aus der Erde eine Hand schob. Sie streifte an seiner Schulter vorbei und wanderte weiter, bis sie den Hals des Mannes erreicht hatte.
Da packte sie zu!
Es war schrecklich für den Mann. Er bekam von einer Sekunde zur anderen keine Luft mehr. Ein letztes Röcheln drang aus seinem
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