1052 - Finale auf Chircool
fünfzehn Minuten Zeit, um uns zu ergeben."
Der Heiler blickte finster auf seine Leute. „Claude St. Vain hat noch fünfzehn Minuten Zeit", sagte er dumpf, „um sich zu besinnen. Dann nämlich werden unsere Feuerkugeln über dem Stützpunkt niedergehen."
Er gab seine Anweisungen. Die sechs Schleudern wurden einsatzbereit gemacht.
Dann wartete man.
Jörg Breiskoll lag entspannt auf dem Waldboden und starrte auf den Himmel, wo jetzt die Sterne auftauchten. Wenige Meter neben ihm saß Francette.
Er warf dem Mädchen einen Blick zu, aber es war inzwischen schon so dunkel geworden, daß sie ihn nicht sehen konnte.
Plötzlich war er mit einem Satz auf den Beinen.
„Da!" Er deutete nach oben an den Himmel.
Francette kam sofort an seine Seite.
Ein leuchtender Punkt bewegte sich mit hoher Geschwindigkeit zwischen den Sternen.
Die Bewegung war so schnell, daß es sich weder um einen Stern noch um einen Planeten handeln konnte.
„Siehst du den leuchtenden Punkt?" fragte er das Mädchen.
„Ja", flüsterte Francette. „Was ist das?"
„Ich weiß es nicht", antwortete Jörg. „Vielleicht ist es ein Raumschiff."
„Die SOL?" Sie sprach das Wort andachtsvoll aus.
„Unwahrscheinlich", meinte Jörg. Im gleichen Moment verschwand der leuchtende Punkt aus dem kleinen Sichtfeld. „Vielleicht ist es das Kranenschiff, das St. Vain anlocken wollte."
Jenseits des Robotstützpunkts, wo das Dorf der Betschiden lag, stand der Himmel plötzlich in Flammen. Sekunden später war das Dröhnen lauter Explosionen hörbar.
„Komm", rief der Jäger und nahm das Mädchen an der Hand.
Sie eilten durch den Wald, bis sie den Rand erreichten, von wo aus man bessere Sicht hatte.
Claude St. Vain hatte seine Drohung in die Tat umgesetzt. Aus einem der hohen Gebäude der Station jagte ein Flammenstrahl durch die Ebene und brannte die Siedlung der Betschiden nieder.
Hinter sich hörten sie die Stimme von Doc Ming.
„Alle Schleudern Feuer frei!"
Jörg und Francette kauerten sich auf den Boden.
Sekunden später war das Pfeifen der Schleudern zu hören. Glühende Bälle flogen in hohem Bogen durch die Luft. Es war ein gespenstisches Bild.
Fünf der sechs Brandkugeln erreichten das Ziel. Sie gingen jenseits der Schutzmauer der Robotstation nieder. Beim Aufprall flogen die Brandsätze auseinander. Zwischen den Gebäuden schimmerte es unregelmäßig. Dichte Qualmwolken hüllten alles ein.
Weiter hinten, wo das Dorf lag, leuchtete es blutrot. Jörg zweifelte nicht daran, daß von ihren Hütten nichts übriggeblieben war.
Sie gingen zu Doc Mings Kommandostand zurück. Als sie dort ankamen, trafen die Beobachter ein. Sie bestätigten, daß alle Hütten in Flammen standen.
Der Heiler nahm die traurige Information gelassen zur Kenntnis.
„Alle Mann an die Schleudern", befahl er. „In einer Stunde müssen sie wieder feuerbereit sein."
Jörg verabschiedete sich von Francette, denn er wollte ebenfalls helfen, die einzigen Waffen wieder einsatzklar zu machen.
Die Betschiden arbeiteten wie die Wilden. Dennoch dauerte es fast zwei Stunden, bis fünf Schleudern wieder feuerbereit waren.
Inzwischen war der Flammenschein in dem Robotstützpunkt erloschen. Welche Wirkung man erzielt hatte, konnte man nicht beurteilen. Es galt den Tag abzuwarten, um alles in Augenschein zu nehmen.
Auch in der niedergebrannten Siedlung glimmten nur noch einzelne Balken.
Doc Ming sah vorerst von einem weiteren Feuerüberfall ab. Er wollte die wertvollen Schleudern nicht planlos einsetzen. Die Betschiden, die er nicht unmittelbar für den Kampf benötigte, schickte er noch tiefer in den Wald, weil er einen Feuerüberfall der Robotstation fürchtete.
Jörg Breiskoll bestand darauf, daß auch Francette sich aus der gefährdeten Zone begab. Er brachte sie selbst in das neue Lager, das man über fünf Kilometer von der Robotstation aufgeschlagen hatte.
Bei seiner Rückkehr zu Doc Ming erfuhr er von dessen Pech. Der Heiler war in eine Erdhöhle gestürzt und hatte sich ein Bein gebrochen.
Er hatte sich selbst eine Behelfsschiene angelegt und hockte trübsinnig in seinem Unterstand vor einer Tranfunzel.
„Draußen ist alles ruhig, Jörg", sagte er zu dem Jäger. „Unsere Leute sind in Sicherheit.
Die Schleudern stehen bereit. Eine läßt sich leider nicht mehr reparieren, aber das macht nichts. Es hat den Anschein, daß auch St. Vain eine Denkpause eingelegt hat, denn es rührt sich nichts mehr in der Station. Ich bleibe hier und leite die Aktion
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