1053 - Die Rache der Geköpften
Gittertore gesichert. Es gab sogar einige freie Parkplätze an den Seiten.
»Wenigstens ein Vorteil«, sagte ich, als wir den Rover verließen.
Der scharfe Wind wehte in unsere Gesichter. In den letzten Tagen war es kälter geworden. Ein Segen, denn der Februar war diesmal viel zu warm gewesen.
Suko ging bereits auf das Haus zu. Es besaß ebenfalls einen durch ein Gitter gesicherten Vorgarten, in dem es noch ziemlich kahl und braun aussah. Das Laub vom letzten Jahr bedeckte den Boden. Die Zweige der Sträucher streckten ihre dünnen, blattlosen Arme aus, als wollten sie uns anbetteln. Erste Knospen waren aufgrund der letzten Temperaturen bereits ausgetreten, aber Blätter zeigten sich noch nicht.
Eine Steintreppe führte hoch zu einer sehr kompakten und wertvoll aussehenden Haustür, die die Rückseite einer Nische bildete.
Rechts in der Wand zeichnete sich das Klingelbrett mit der Gegensprechanlage ab. Einige zur Straße hin führende Fenster waren in Erker hineingebaut worden und sehr hoch.
Ich schellte. Dem Klingelbrett nach zu urteilen, wohnte Dr. Larissa Larkin in der ersten Etage.
Sie meldete sich auch. Eine etwas gehetzt klingende Stimme drang aus den Rillen. »Ja bitte. Wer ist da?«
Ich stellte uns vor.
»Polizei? Scotland Yard? Warum denn?«
»Entschuldigen Sie, Mrs. Larkin, aber wir haben da noch einige Fragen. Sie wissen ja selbst, was sich in Ihrem Institut ereignet hat…«
»Ich habe alles gesagt.«
»Das schon. Nur haben sich neue Fragen ergeben. Wir hoffen, daß wir auch von Ihnen Antworten bekommen können.«
»Ja… hm …«
»Würden Sie bitte öffnen?«
»Ist schon gut. Sicher.«
Sie öffnete tatsächlich. Ich schob die Tür nach innen und betrat als erster den breiten Hausflur mit der ebenfalls breiten Treppe, die nach oben führte.
Gekachelte Wände mit grünlich schimmernden Fliesen. Ein breiter Aufzug in der Mitte, der noch eine Gittertür besaß. Auf ihn konnten wir verzichten.
Wir stiegen die Stufen mit den abgerundeten Kanten in die Höhe.
Unsere Hände glitten dabei über den Handlauf eines braun lackierten Geländers, und in der ersten Etage, in der viel Platz war, erwartete uns in der offenen Tür stehend Dr. Larissa Larkin.
Sie sah aus, wie ich sie mir beinahe vorgestellt hatte. Kurzes, blondiertes Haar mit leichten Strähnen. Ein schmales Gesicht. Ein weicher Mund, kleine Nase. Hellwache Augen, die uns musterten und einen mißtrauischen Ausdruck bekamen, so daß wir von selbst unsere Ausweise zogen und sie zeigten.
»Ja, danke, meine Herren, kommen Sie bitte rein.«
Das taten wir gern.
Larissa Larkin trug bequeme Kleidung. Eine weitgeschnittene Hose mit ausgestellten Beinen. Darüber fiel locker ein korallenfarbener Pullover mit V-Ausschnitt.
Wie nicht anders in derartigen Häusern zu erwarten, war ihre Wohnung ziemlich groß und mit einem breiten Flur versehen. Um ihn nicht zu kahl wirken zu lassen, hatte ihn die Frau mit Bildern bestückt, die bis an den Rand der hohen Decken hingen.
Mrs. Larkin führte uns in ein Wohnzimmer, das zugleich auch ihr Arbeitszimmer war. Dort nahmen wir in bequemen hellblauen Ledersesseln Platz, die nahe des Erkerfensters standen.
Dr. Larkin blieb noch stehen. Sie war nervös, ging hin und her, bewegte auch ihre Hände und fragte schließlich, ob Sie uns etwas anbieten konnte.
Wir lehnten dankend ab.
»Dann bitte.« Auch sie setzte sich.
»Sie haben Urlaub genommen?« fragte Suko.
»Ja, in der Tat.«
»Warum so plötzlich?«
Ihr schoß eine Blutwelle in den Kopf. »Nun ja, ich… ich … habe noch Urlaub gehabt. Außerdem habe ich mich nicht wohlgefühlt. Ich bin einfach nicht in der Lage, mich zu konzentrieren, wie es für meine Arbeit nötig ist. Ich weiß ja, weshalb Sie hier sind. Auch an mir sind die Ereignisse nicht spurlos vorbeigegangen. Das ist es an keinem von uns. Es war ja eine furchtbare Tat.«
Sie redete, wir hörten zu, aber es kam uns so vor, als spreche dort ein Automat, der nur gewisse Sätze abspulte. Sie schaute uns bei ihren Antworten nicht an.
»Und? Was haben Sie gedacht?«
Sie schloß die Augen und atmete tief durch. »Nichts, Mr. Sinclair, ich habe so gut wie nichts gedacht. Die anderen Kollegen auch nicht. Wir konnten es uns nicht erklären.« Zum erstenmal schaute sie uns an. »Wer… wer tut denn so etwas?«
»Um das herauszufinden, sind wir hier«, sagte ich.
»Außerdem soll der Tote in seinem Leben und unter den Kollegen nicht eben beliebt gewesen sein«, fügte Suko hinzu. »Können Sie
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