1053 - Die Rache der Geköpften
das bestätigen?«
Larissa Larkin hob die Schultern. »Was heißt beliebt? Ich weiß auch nicht, was ich dazu sagen soll…«
»Die Wahrheit bitte!« forderte ich.
»Sagt man Toten etwas Schlechtes nach?«
»Es kommt darauf an, Mrs. Larkin. Ich weiß ja nicht, wie er in seinem Leben gewesen ist.«
»Ein Einzelgänger.«
»Kein Teamarbeiter?«
»Nein.«
Die nächste Frage stellte Suko. »Dann wissen Sie im Prinzip nicht, woran er gearbeitet hat?«
»Das ist nicht richtig, Inspektor. Im Prinzip weiß ich es schon. Bei Biotec kümmern wir uns um die Gentechnik. Um Verbesserungen, um Innovationen, und auch ich bin in diesen Kreislauf integriert.«
»Was das auch Ihr Kollege Manski?«
Vor der Antwort blähte die Frau leicht ihre Nasenflügel auf.
»Nein, das war er nicht so direkt.«
»Er arbeitete demnach für sich.«
»So kann man es nennen.«
»Und wem war er unterstellt?«
»Nur dem Chef.«
»Dann haben Sie nicht gewußt, womit er sich beschäftigte?«
»So ist es.«
»Ist das nicht frustierend gewesen?«
Mrs. Larkin zuckte die Achseln und strich dabei verlegen über ihren linken Oberarm. »Ich gebe Ihnen recht, für manche mag es frustrierend gewesen sein. Allerdings nicht für mich. Ich habe mich um meine Sachen gekümmert und nicht um Manskis Arbeit.«
»Und das ist Ihnen leichtgefallen, Mrs. Larkin?« fragte ich etwas spöttisch.
»Ja, warum nicht? Was denken Sie denn von mir?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe genug mit mir selbst und meiner Arbeit zu tun gehabt. Das müssen Sie mir glauben.«
Ich winkte ab. »Natürlich glauben wir es Ihnen. Aber es muß jemand in Ihrem Institut gegeben haben, der Larkin wahnsinnig haßte. Sonst hätte er sich nicht zu dieser Bluttat hinreißen lassen. Da muß der Haß schon sehr tief gesessen haben.«
»Da gebe ich Ihnen recht.«
Suko fragte: »Und Sie können sich nicht vorstellen, wer Ihren Kollegen so stark gehaßt hat?«
Sie senkte etwas den Kopf. »Eigentlich nicht.«
Nach dieser Antwort entstand eine längere Schweigepause, in der wir unseren Gedanken nachhingen. Ich hatte längst den Eindruck – wahrscheinlich erging es Suko ebenso –, daß diese Dr. Larissa Larkin uns anlog. Ich nahm ihr einfach nicht ab, daß sie nichts wußte.
Dazu war sie zu clever. In diesem relativ kleinen und auch überschaubaren Institut kannte jeder jeden. Da konnte man sich kaum aus dem Weg gehen und Spannungen untereinander abbauen.
Larissa Larkin übernahm wieder das Wort. »Wenn Sie weitere Aussagen haben möchten, dann holen Sie sich bitte die Protokolle, die Ihre Kollegen von meinem Verhör aufgezeichnet haben. Ich kann Ihnen bestimmt nicht helfen. Außerdem geht es mir nicht gut. Ich leide unter Kopfschmerzen. Die Tat frißt auch in mir. Es wird dauern, bis ich sie überwunden haben, glaube ich.«
Es war ein indirekter Rausschmiß, das hatten wir schon verstanden, aber wir gingen noch nicht, denn ich stellte ihr die nächste Frage. »Wie standen Sie persönlich zu Manski?«
»Er war ein Kollege.«
»Mehr nicht?«
»Nein!« klang es scharf zurück. »Nicht mehr, Mr. Sinclair. Ich habe ihn auch nicht gehaßt, sollten Sie das etwa gemeint haben. Ich war zudem auf seine Arbeit nicht neidisch, weil ich genug mit meiner zu tun hatte. Ist das klar genug ausgedrückt?«
»Im Prinzip schon.«
»Warum nur im Prinzip?«
»Weil wir da ein nicht eben kleines Problem haben«, erklärte Suko.
»Ach ja. Und welches?«
»Der Tote ist verschwunden. Und mit ihm sein Kopf. Man hat ihn aus der Pathologie gestohlen, wie auch immer. Jedenfalls sind beide nicht mehr da. Nicht der Körper und nicht der Kopf. Genau das aber ist unser Problem. Wir müssen Manski finden.«
Ich hatte Larissa Larkin bei Sukos Bemerkung nicht aus den Augen gelassen. Ich hatte ihr Erschrecken gesehen. Sie war zusammengezuckt, aber es kam mir nicht so echt vor, wie es eigentlich hätte sein müssen. Es wirkte gespielt und auch wenig überrascht. Beweisen ließ es sich nicht, nur konnte ich mir vorstellen, daß diese Nachricht so neu für sie nicht gewesen war.
»Bitte?« flüsterte sie.
»Ja, Sie haben richtig verstanden«, erklärte Suko. »Beide sind verschwunden.«
»Aber… aber … wieso? Wer könnte daran ein Interesse gehabt haben, einen Toten zu rauben?«
»Das wissen wir leider nicht.«
»Klar«, sagte sie und senkte den Kopf. »Wie auch? Wie sollte man das wissen?«
»Nur müssen wir es herausfinden.« Suko lächelte knapp. »Sie wissen nicht zufällig, wer Interesse daran
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