1054 - Der mentale Sturm
klar?"
Oliver nickte, ohne seinen Vater anzusehen.
„Sandra und Deneide werden sich um dich kümmern", fuhr der Kommandant fort. „Bitte, versprich mir, daß du auf sie hörst und daß du keine Dummheiten anstellst!"
Oliver hob den Kopf.
„Ich verspreche es dir, Dad", sagte er mit seiner hellen Stimme.
Wie blaß er ist! dachte Javier.
„Danke, mein Sohn", sagte er. „Halte die Ohren steif!"
„Hals- und Beinbruch, Dad!" rief Oliver hinter ihm her.
Javier drehte sich um und winkte lachend.
Plötzlich blieb er stehen, denn von Deneides Funkpult war ein leises Zirpen gekommen, das Signal eines eingehenden Hyperkornrufs.
Die Cheffunkerin schaltete.
Der Bildschirm des Hyperkoms blieb dunkel, aber eine fremdartige Stimme, die Waylon Javier sofort verstand, weil er den mit der Sprache der sieben Mächtigen programmierten Translator aktiviert vor der Brust trug, sagte: „Willkommen über Khrat, Leute des Großen Schiffes! Wir haben euch erwartet und bitten euch, nördlich der Stadt Naghdal zu landen."
„Wir werden mit einem Beiboot landen!" rief Javier.
„Er hat es nicht mehr gehört", sagte Deneide. „Die Verbindung war schon wieder unterbrochen, bevor du etwas gesagt hattest, Waylon."
„Das war nicht Vra'Ortons Stimme", warf Sandra Bougeaklis ein. „Und überhaupt: Warum hat der Sprecher die Bildaufnahme seines Hyperkoms nicht aktiviert?"
„Vielleicht sieht es zu fremdartig aus und wollte uns nicht erschrecken", erwiderte Javier und wußte im selben Augenblick, daß seine Begründung unsinnig war.
„Wer die Menschheit für reif genug hält, um sie im Sinne der Kosmokraten wirken zu lassen, der kann sie nicht für so unreif halten, daß sie vor einem fremdartigen Äußeren erschrecken", sprach Sandra seine Gedanken aus. „Waylon, ich bitte dich, nicht auf Khrat zu landen! Ich habe Angst."
Javier blickte in ihre dunklen Augen und erkannte, daß sie feucht geworden waren.
„Man kann nicht kurz vor dem Ziel umkehren, Sandra", sagte er leise. „Bitte, paß gut auf Oliver auf! Und, falls Perry Rhodan ankommt, während ich noch auf Khrat bin, richte ihm aus, er möchte warten, bis wir über Funk miteinander gesprochen haben!"
„Ja, Waylon", erwiderte Sandra.
Javier winkte grüßend mit der rechten Hand, während er mit der linken vergebens versuchte, seinen alten Kittel über dem Bauch zu schließen, dann verließ er langsam die Zentrale.
5.
Unaire Zahidi, der Kommandant des Raumkreuzers AINO UWANOK, erwartete Waylon Javier stehend vor der Öffnung des Antigravschachts, der als stählerne Säule mitten durch die Hauptzentrale führte.
„Willkommen an Bord, Kommandant!" sagte er mit seiner gutturalen Stimme.
Javier musterte das dunkelbraune, faltige Gesicht des schlanken, fast zierlichen Mannes in der lindgrünen Bordkombination nur kurz, dann nickte er.
„Danke, Unaire. Welchen Platz darf ich einnehmen?"
Zahidi lächelte, dann drehte er sich halb um und deutete auf einen Reservesessel, der schräg hinter seinem eigenen Kontursessel verankert worden war.
„Ich würde mich freuen, dich während des Fluges neben mir zu haben, Waylon. Würdest du so nett sein, die Bordkombination anzulegen, die ich für dich bereitgestellt habe?"
„Ich bin niemals so nett, Unaire", erwiderte Javier, dann sah er die Betroffenheit auf dem Gesicht des Kreuzer-Kommandanten, legte ihm eine Hand auf die Schulter und erklärte: „Es tut mir leid, wenn ich dich gekränkt haben sollte. Aber ich werde mich dennoch nicht umziehen. Meine Sachen sind zwar nicht gerade neu, aber immer noch zu gut, als daß ich sie wegwerfen wollte."
Unaire Zahidi seufzte, dann deutete er abermals auf den für Javier bestimmten Sessel.
Javier winkte Les Zeron, Roi Danton, Omdar Kuwalek und Siria Osinskaja zu, die bereits auf ihren Reservesesseln saßen, dann ging er zu seinem Platz und ließ sich in den Sessel sinken, dessen Positronik über zahlreiche Sensoren seine Körpermaße ermittelte und den Sessel danach optimal umformte.
Zahidi setzte sich ebenfalls, schaltete seinen Telekom auf eine Verbindung mit der Zentrale der BASIS und sagte: „Raumkreuzer AINO UWANOK, der Kommandant spricht. Wir sind komplett, BASIS."
Auf dem Bildschirm des Telekoms war das Abbild von Deneide Horwikow zu sehen, und die Funkerin sagte: „Danke, Unaire! Ich schalte zu Sandra um."
Im nächsten Augenblick verschwand ihr Abbild und machte dem Sandra Bougeaklis' Platz.
„Die BASIS steht genau über dem Dom Kesdschan", berichtete Javiers
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