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1054 - Der mentale Sturm

Titel: 1054 - Der mentale Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Backenhörnchen?" erkundigte sich Javier. Er hatte keine Bedenken, Zeron mit seinem Spitznamen anzusprechen, da der Nexialist genug Humor besaß, um sich nicht darüber aufzuregen.
    „Dort!" rief Zeron und deutete auf einen Schirm, der in Ausschnittsvergrößerung den Dom Kesdschan zeigte. „Er hat geflackert!"
    Javier blickte das Abbild des Domes aufmerksam an, vermochte aber nichts Ungewöhnliches daran zu entdecken.
    „Na, ja, jetzt leuchtet er wieder normal", meinte Les Zeron enttäuscht. „Aber vorhin ..."
    „Wer hat es noch gesehen?" fragte Javier und bekam nur allgemeines Kopfschütteln zur Antwort.
    „Nein, es war keine Netzhaut-Irritation, Waylon", verteidigte sich Zeron.
    „Das behaupte ich auch nicht", erwiderte Javier. „Aber niemand außer dir hat es beobachtet. Demnach kann es nicht bedeutend gewesen sein."
    „Jedes Licht kann flackern", meinte Siria Osinskaja.
    „Aber der Dom Kesdschan sollte eigentlich ein perfekt funktionierendes Instrument sein", protestierte der Nexialist.
    „Sei nicht traurig, wenn er es nicht ist, Les", sagte Waylon Javier. „Nichts ist absolut perfekt. Sogar die Kosmokraten kochen wahrscheinlich auch nur mit Wasser."
    Erneut konzentrierte sich Javier auf die Beobachtung der Subbildschirme. Nur flüchtig musterte er das Abbild der relativ kleinen und offenbar unbedeutenden Gebäude, die unregelmäßig um den Dom gruppiert waren.
    Erheblich aufmerksamer betrachtete er anschließend die hufeisenförmige Stadt aus luftig aussehenden schalenförmigen Gebäuden. Das mußte Naghdal sein, die die Stimme von Khrat erwähnt hatte, denn nördlich von ihr lag gleich einer Ebene aus poliertem Stahl das Areal des einzigen Raumhafens weit und breit. Doch auf dem Raumhafen stand kein einziges Schiff, und Naghdal wirkte so steril und verlassen wie eine Geisterstadt, nur daß nirgendwo Anzeichen von Verfall oder Verschmutzung zu sehen waren.
    Die Stadt, deren Öffnung nach Süden gerichtet war, auf den einige Kilometer entfernten Dom Kesdschan zu, schien unbewohnt zu sein. Offenbar wurde sie aber regelmäßig gewartet, wahrscheinlich von Robotern.
    Aber wozu wurde sie gebraucht?
    Waylon Javier gab es auf, darüber nachzudenken, da er erkannte, daß ihm die Voraussetzungen dafür fehlten, die Verhältnisse auf Khrat beurteilen zu können. Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf die Gebiete, die außerhalb der Stadt, des Raumhafens und des Domes lagen.
    Verwundert musterte er die Abbilder einer für menschliche Begriffe paradiesischen Landschaft. Völlig unberührt von den verschandelnden Auswirkungen einer Zivilisation, wölbten sich bewaldete Hügel, flössen Ströme, Flüsse und Bäche, glitzerten die Wasserflächen von Seen unter dem blauen Himmel. Über eine weite Savanne, deren frischgrüne Farbe bewies, daß es hier erst kürzlich geregnet hatte, zogen Herden äsender Tiere.
    Javier runzelte die Stirn.
    Keine Zivilisation hatte in diese Natur eingegriffen, nichts war aus dem Gleichgewicht geraten, und nichts zeugte von irgendwelcher land- und forstwirtschaftlichen Nutzung.
    Und doch wirkte die Harmonie der Landschaft irgendwie unnatürlich, so, als hätte die ordnende Hand eines unsichtbaren Gärtners erst für die Perfektion der Harmonie gesorgt.
    „Zucker", sagte Unaire Zahidi.
    „Wie, bitte?" fragte Javier verständnislos.
    Zahidi fuhr sich mit einem Finger durch sein kurzes schwarzes Kraushaar.
    „Es ist zu süß", erklärte er. „Zu süß, um natürlich zu sein. Dieser Landschaft fehlt die ungezügelte Wildheit. Die Flüsse haben keine Deiche und dennoch kein Schwemmland; ihr Wasserspiegel ändert sich demnach nie. Das gleiche gilt für die Seen. Und in den Wäldern gibt es keine bleichen Stellen von Schädlingsbefall, keine von Schlingpflanzen überwucherten und erwürgten Sträucher und Bäume. Es gibt keine Kahlstellen von Waldbränden und nirgends in der Savanne Kadaver und Gerippe."
    „Das wäre mir nicht aufgefallen", erwiderte Javier. „Aber ich habe es gefühlt, daß alles zu glatt war."
    „Aber warum, wenn es keine Bewohner gibt, die die friedliche Natur genießen können?"
    fragte Siria Osinskaja.
    „Es muß durchaus nicht alles dem Genuß höherer Wesen dienen", warf Meng Faischü ein. „Diese Natur genügt sich selbst. Vielleicht soll sie einen Zustand ewigen Friedens zwischen allen Wesen des Universums symbolisieren, wie er von wirklich weisen Intelligenzen angestrebt werden müßte."
    „Ja, vielleicht", sagte Waylon Javier. „Wie ich sehe, setzen wir

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