1054 - Die Leibwächterin
Handflächen über den dunklen Hosenstoff hinweg, als wollte er ihn glätten. Er atmete auch heftiger und leckte ein paarmal über die trocken gewordenen Lippen.
Karina sah, wenn sie aus dem Fenster schaute, Francos Schatten.
Der Mann drehte seine Runden. Er leuchtete mit einer Lampe die Umgebung ab, und sie konnte sehen, daß der Kegel auch ein graues Tor berührte, das zu einem Hügel gehörte.
Unter ihm mußte der alte Bunker liegen. Der Hügel war mit Gras bedeckt und auch bepflanzt worden. Vielleicht hatte ihm auch die Natur im Laufe der Zeit dieses Aussehen gegeben.
Franco öffnete die Hintertür. »Es ist alles in Ordnung!« meldete er.
»Sehr gut.«
Karina wußte, was sie zu tun hatte. Bevor Franco sich um seinen Chef kümmerte, stieg sie aus und ging über die bereits ausgefahrene Rampe hinweg.
Sie war froh, die frische Luft einatmen zu können, auch wenn sie ziemlich kühl war. Die Temperaturen lagen nicht weit über dem Gefrierpunkt, es roch mal wieder nach Schnee, der in den nächsten Tagen sicherlich fallen würde.
Ein Blick zum Himmel. Er war düster. Nichts schimmerte durch.
Kein Stern, kein Mond zeigte sich, der Wolkenvorhang war einfach zu dicht geworden.
Ein kühler Wind brachte den Geruch von Feuchtigkeit und von nasser Erde mit. Der Boden war hoch mit Gras bewachsen. Auf den Halmen schimmerten noch kleine Wassertropfen.
Sie ging etwas zur Seite und blieb vor der grauen Tür des Bunkers stehen. Sie war natürlich verschlossen und wirkte sehr stabil.
Um sie zu öffnen, mußten schon Bomben her. Auch dann war es noch fraglich, ob ein Erfolg erreicht wurde.
Karina drehte sich wieder um, als sie Costellos Stimme hörte. »Es ist gut, Franco. Kümmere dich um den Wagen. Und du komm her, Karina.«
Sie ging zu ihm. Costello grinste seine Leibwächterin aus seiner sitzenden Position heraus an. »Na, wie fühlst du dich, wenn man dicht vor einer großen Entdeckung steht?«
»Ich lasse mich überraschen.«
»Sehr gut, aber rechne mit allem. Auch mit dem, mit dem man normalerweise nicht rechnen würde. Was du bald zu sehen bekommst, ist eine Tatsache und auch kein Spiel. Ich hoffe, du stellst dich innerlich bereits darauf ein.«
»Ich werde es versuchen.«
»Dann ist es gut, Karina.«
Noch immer wußte sie nicht, auf was Costello genau hinauswollte. Aber sie dachte wieder daran, daß er schon in früheren Zeiten mit schwarzmagischen Kräften paktiert hatte. Wladimir und John hatten zwar Einzelheiten verschwiegen, aber ihren Gesichtern war anzusehen gewesen, wie gefährlich die Zeit damals gewesen war.
Franco schob den Rollstuhl auf die graue Eisentür zu. Costello hielt die Lampe fest. Er leuchtete gegen das Hindernis, auf dem der Kegel einen hellen Kreis bildete und nicht lange blieb, denn er wanderte zur rechten Seite hin.
Die Tür hatte eingefaßt werden müssen. Drei Betonträger stützten sie an den Seiten und auch nach oben hin ab. Auf dem rechten der Träger malte sich so etwas wie ein dort klebendes Handy ab. Es war ein Codebrett. Versehen mit Zahlen von eins bis zehn.
Costello wurde dicht an das Brett herangefahren.. Für ihn war es günstig angebracht worden. Er brauchte nur den Arm auszustrecken, um die Tasten bedienen zu können.
Karina Grischin blieb neben dem Rollstuhl stehen. So wie es sich für eine Leibwächterin gehörte. Sie schaute zu, wie Costello die Zahlenkombination drückte.
Und sie merkte sich die Reihenfolge. Ihr fiel auch auf, wie scharf Franco sie beobachtete. Er konnte nichts merken, er las keine Gedanken. Er schaute nur in ein gleichgültiges Gesicht.
Die letzte Zahl war eine Null. Costellos Finger tippte dagegen und gab danach einen zufriedenen Laut von sich, der von einem anderen abgelöst wurde.
Er entstand an der Tür.
Es war ein leises Brummen zu hören. Karina glaubte noch, das Zittern des Metalls zu sehen. Es war der Anfang, denn einen Moment später bewegte sich die Tür.
Auf einer Schiene schob sich der Eingang zur Seite. Allmählich öffnete sich ein Schlund, der von Sekunde zu Sekunde immer größer wurde, so daß den drei Wartenden der Blick in das Innere des Bunkers gestattet wurde.
Sie sahen nichts.
Zwischen den Wänden des Bunkers lag die Dunkelheit so dicht, als wäre dort ein Riesenfaß mit schwarzer Tinte ausgekippt worden. Dort konnte kein menschliches Auge etwas erkennen, auch Costello machte keine Ausnahme. Trotzdem war er zufrieden. Er hatte sich von Franco direkt vor den Eingang fahren lassen und deutete jetzt nach
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