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1054 - Die Leibwächterin

1054 - Die Leibwächterin

Titel: 1054 - Die Leibwächterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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vorn.
    »Hinein!« sagte er nur.
    Karina blieb an seiner Seite. Costello hatte von einer anderen Welt gesprochen oder einen ähnlichen Vergleich benutzt. Als sie die Schwelle übertrat, da hatte sie tatsächlich den Eindruck, etwas Fremdes zu betreten. Ein Gebiet, in dem die Dunkelheit regierte und alles außer Kraft gesetzt hatte.
    Ein stockfinsteres Loch, dessen Grenzen nicht auszuloten waren, und das scheinbar bis tief in die Ewigkeit reichte. Es war weder etwas Fremdes zu hören noch zu sehen, und Costello sorgte dafür, daß Franco den Rollstuhl stoppte.
    »Schließ die Tür«, sagte er dann.
    Karina drehte sich um. Zielsicher fand Franco einen entsprechenden Kontakt an der Innenseite. Er berührte ihn nur einmal kurz mit der Fingerspitze, und die Stahltür geriet wieder in Bewegung. Sie schloß sich langsam. Der hellere Ausschnitt der Nacht verschwand immer mehr. Karina kam der Vergleich mit einer schweren Grabtür in den Sinn. Als die Tür wieder fest in ihrer seitlichen Verankerung stand, da fühlte sie sich tatsächlich wie in einem gewaltigen Grab, in das kein Lichtstrahl eindrang. Sie hörte nur die Schritte des Leibwächters, der sich dem Rollstuhl wieder näherte.
    Sie blieben stehen, weil Costello es so wollte. Er mußte die Dunkelheit genießen. Karina hörte ihn atmen und dabei auch leise seufzen. Sie schrak leicht zusammen, als sie seine Hand spürte, die ihr rechtes Gelenk umfaßte. Die Hand des Mannes war kalt wie die eines Toten. Auch das paßte in die Umgebung.
    »Wie fühlst du dich, Karina«, fragte er beinahe besorgt.
    »Es ist mir zu dunkel.«
    Er lachte leise. »Das kann ich mir denken. Aber wir drei sind nicht allein. Soviel kann ich dir schon verraten.«
    »Kann sein.«
    »Das ist sogar so«, sagte er leise. »Den Beweis wirst du gleich erhalten. Es dauert nicht mehr lange, Aber spürst du nicht das andere, das hier auf uns wartet?«
    »In der Dunkelheit nicht.«
    »Das hat damit nichts zu tun. Konzentriere dich einzig und allein auf die Umgebung, Karina. Versuche herauszufinden, was sich verändert hat. Wenn du sensibel bist, mußt du es einfach spüren. Und so schätzte ich dich auch ein.«
    Er ließ ihr Zeit. Fühler oder Taster konnte die Frau nicht ausstrecken, aber sie merkte schon, daß sich in diesem Bunker ein ungewöhnlicher Geruch ausgebreitet hatte. Es war klar, daß es in einem solchen Bau anders roch als draußen.
    Muffiger. Beklemmender. Auch kälter vielleicht. Mehr nach Vergessen, nach Grab und Vergänglichkeit.
    »Nun? Bekomme ich keine Antwort?«
    »Ich habe es noch nicht herausgefunden.«
    Costello lachte kichernd, bevor er seine nächste Frage stellte.
    »Weißt du, wie der Tod riecht?«
    »Nein. Aber hat er überhaupt einen Geruch?«
    »Und ob er den hat, meine Liebe. Ja, der Tod riecht. Jeder hat eine Nase dafür.«
    »Dann riecht es hier nach Tod?«
    »Ja.«
    Karina schwieg, weil sie nicht wußte, was sie sagen sollte. Natürlich hatte der Tod einen Geruch. Den kannte sie aus ihrer Heimat.
    Sie war oft genug mit Leichen konfrontiert worden. Sie kannte auch den Gestank von Pulverdampf und Waffenöl, aber den schien Costello nicht gemeint zu haben.
    »Es ist ein Tod und zugleich ein neues Dasein«, erklärte er.
    »Damit komme ich nicht zurecht.«
    »Du mußt umdenken.«
    »Ja, aber…«
    »Kein aber. Von nun an ist alles anders. Der Tod und zugleich das neue Leben befinden sich in unserer Nähe. Du kannst beides nur noch nicht sehen, aber wer sensibel genug ist, müßte ihn riechen können. Das alte und nicht vergängliche. Blut und Moder…«
    »Bewahren Sie hier Leichen auf?«
    Karina wußte nicht, weshalb Costello so laut lachte. Es dauerte eine Weile, bis er sich beruhigt hatte. »Das ist eine gute Frage, wirklich. Irgendwie hast du auch recht, Karina. Es gibt Leichen, aber es gibt auch andere Leichen…«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Nicht alles, was tot aussieht und letztendlich auch irgendwo tot ist, muß man für immer so bezeichnen. Aber ich will dich nicht länger quälen. Schalte das Licht ein, Franco.« Nach diesem Befehl löste er seine Finger von Karinas Gelenk. Sie war froh, den Druck nicht mehr spüren zu müssen.
    Zwar stand sie mit beiden Beinen auf dem harten Boden. Er kam ihr trotzdem schwammig vor, als wollte er sie einfach wegziehen.
    Es mochte an der perfekten Dunkelheit liegen, in, der sich wirklich nichts abzeichnete. Selbst die berühmte Hand war vor den Augen nicht mehr zu sehen. Es gab keinen Punkt, auf den sich Karina hätte beziehen

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