1054 - Die Leibwächterin
weiß, daß man ihr die entsprechenden Befehle erteilt hat, an die sie sich halten muß. So und nicht anders mußt du die Dinge sehen, meine Gute.«
Karina schaute zu Boden. Es fiel ihr nicht leicht, dieser Logik zu folgen. Sie war noch zu sehr Mensch und gedanklich in dem verwachsen, was sie über die Blutsauger wußte. Sie schaffte es, diese Gedanken zurückzuschieben.
»Eine Frage?«
»Ja. Dieser andere, von dem Sie geredet haben, das ist Ihr Verbündeter, denke ich.«
»Sicher. Einer, der in seiner anderen Welt herrscht.«
Karina war noch immer skeptisch. »Und er schafft es tatsächlich, ihre Gier nach Blut zu stoppen?«
»So mächtig ist er.«
Sie senkte den Kopf und wußte nicht, was sie noch fragen sollte.
Statt dessen sagte sie: »Beruhigt bin ich zwar nicht, etwas Furcht wird immer bleiben, aber ich akzeptiere es.«
Costello entspannte sich. »Sehr gut. Ein Mensch ohne Angst ist kein Mensch. Wenn mir jemand erzählt, er habe keine Angst, ist das für mich schon suspekt. Nur wer auch die Angst kennt, der kennt den Mut und handelt schließlich richtig. Ich bin sehr zufrieden mit dir. Man hat mir die richtige Person geschickt.«
»Danke«, erwiderte sie knapp. »Aber wie geht es jetzt weiter, Mr. Costello?«
Er hob beide Hände von den Lehnen seines Rollstuhls an und fixierte Karina. »Das war der erste Schritt, meine Liebe. Wir dürfen nichts überstürzen. Wir können uns Zeit lassen. Du weißt Bescheid. Nur soviel möchte ich dir sagen und das hat mit Vertrauen oder nicht Vertrauen nichts zu tun. Du wirst mit den drei Blutsaugern nicht hier im Bunker bleiben. Es wird nicht einmal lange dauern, dann werdet ihr zusammen sein und gewisse Pläne in die Tat umsetzen.«
»Hat es Sinn, wenn ich nach diesen Plänen frage?«
»Nein, Karina, ich würde sie dir nicht sagen!« Die Antwort klang entschlossen. Die Russin hatte keine Lust, noch weitere Fragen in diese Richtung hin zu stellen. Sie wußte genau, daß sie an einem Punkt angelangt war, an dem Costello nicht mit sich reden lassen würde. Da hatte er seine Grenzen gezogen und würde sich von keinem Menschen beeinflussen lassen.
»Wir werden wieder fahren!« Er winkte sie näher zu sich heran, und Karina folgte der Bewegung.
Dicht vor ihm blieb sie stehen. Er hob seinen Kopf an, um in ihr Gesicht schauen zu können. Karina mußte sich zusammenreißen. Es war so etwas wie ein letzter Test. Wenn sie seinem Blick auswich, würde er mißtrauisch werden, und sie schaffte es auch, den Blick fest zurückzugeben.
»Von nun an bist du eingeweiht«, flüsterte er ihr zu. »Das bedeutet etwas! Ein falsches Wort, ein Schritt zur Seite nur, und du wirst sterben. Wie auch immer, Karina!«
»Ich habe verstanden!«
»Dann ist es gut! Du gehörst zu den wenigen Menschen, denen ich ein derartig großes Vertrauen entgegenbringe. Ansonsten verlasse ich mich einzig und allein auf mich, abgesehen von Franco, dem ich ebenfalls hundertprozentig vertrauen kann. Ist das klar?«
»Ja, Sir!«
Über diese sehr englische Antwort mußte er lächeln. »Wir werden schon gemeinsam unsere großen Erfolge erzielen, davon bin ich überzeugt, Karina. Es soll dein Schaden nicht sein. Jeder, der sich für mich entschieden hat, ist immer gut dabei weggekommen. Du weißt jetzt, wo wir sie finden können. Noch bleiben sie hier. Der nächste Besuch allerdings wird anders verlaufen.«
»Werden sie dann geholt?«
»Ja.«
Karina nickte. Sie war versucht gewesen, die Augen zu schließen, tat es aber nicht.
Costello setzte seinen Rollstuhl in Bewegung. Er fuhr zurück und wäre dabei beinahe über Francos Füße gerollt. Der aber wich rasch nach hinten, um nicht erwischt zu werden.
»Was geschieht denn mit den Vampiren?«
»Sie bleiben hier!«
»Und was ist mit ihrem Hunger nach Blut?«
»Das ist nicht unsere Sorge. Sie werden schon nicht endgültig an ihrer Sucht sterben. Viele Blutsauger haben die Jahrhunderte überlebt und lange gewartet. Um sie brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Außerdem stehen sie unter dem Schutz einer besonderen Kreatur.«
Karina überlegte einen Moment, wer damit gemeint sein könnte.
»Ist es dein Partner?«
»Ja!«
Sie fühlte sich wieder sicherer und fragte: »Werde ich ihn auch kennenlernen?«
Costello lächelte breit und kantig. »Bestimmt. Aber erst, wenn die Zeit reif ist!«
Mehr sagte er nicht zu diesem Thema. Für ihn war es wichtig, den alten Bunker zu verlassen.
Franco fiel die Aufgabe zu, ihn zu schieben.
Karina kam gut hinter ihnen
Weitere Kostenlose Bücher