1055 - Vampire, Karina und wir
versprochen, irgendwie zu helfen, falls es ihr möglich war. Darauf verlassen wollten wir uns nicht.
Auch bei den Häusern in der Umgebung war der Strom ausgefallen. Nichts schimmerte mehr vom Nachbargrundstück durch.
Wir hörten auch keine Rufe oder Proteste. Die Menschen schienen erstarrt zu sein, denn so etwas hatten sie wohl noch nie erlebt.
Für uns näherte sich die Minute der Entscheidung. Entweder betraten wir das Haus von der Vorder- oder von der Rückseite her.
Die Fenster waren dunkel. Wie große Löcher malten sie sich innerhalb der Haus wand ab. Auch die breite Treppe lag im Dunkeln.
Bewegung entstand dort, wo sich die Garagen befanden. Da hörten wir auch die ersten Stimmen. Eine Tür fiel zu. Dann wurde ein Auto gestartet, und breite Scheinwerferbahnen durchschnitten die Finsternis. Sie huschten nicht allzu weit an uns vorbei und bewegten sich, denn auch der Wagen war gestartet worden.
Sicherlich sollten die Scheinwerfer das Gelände nahe des Eingangs ausleuchten. Die Mafiosi machten aus der Not eine Tugend.
Deshalb mußten wir so schnell wie möglich sein.
Dann hatten wir Glück. Wir hielten uns bereits auf der breiten Treppe auf, als jemand die Tür von innen öffnete. Es war zu dunkel, um erkennen zu können, ob dieser Mann bewaffnet war. Jedenfalls bewegte er sich verunsichert, denn er ging nur zögernd auf die oberste Stufe zu und schaute dorthin, wo die Scheinwerfer eine helle Schneise hinterließen.
Wir hatten uns geduckt. Ich blieb stehen, denn Suko war der bessere Einzelkämpfer.
Er war pfeilschnell und kaum zu hören, als er auf den Wachtposten zuhuschte. Der Mann sah ihn erst, als es für ihn zu spät war.
Aus dem Sprung heraus hatte Suko zugeschlagen. Seine Faust war wie ein geworfenes Stück Eisen, das den Aufpasser in der Körpermitte traf. Der Mann fiel zusammen und erhielt noch einen Handkantenschlag, der ihn völlig außer Gefecht setzte.
Als ich bei Suko war, hatte er dem Kerl schon eine Waffe abgenommen und sie eingesteckt. Er zerrte ihn von der Tür weg und ließ ihn dicht vor der Hauswand liegen.
Ich stand auf der Schwelle. Meine Augen und die Mündung der Beretta schauten in das Haus.
Dunkel.
Eigentlich zu dunkel für ein fremdes Haus. Wir würden auf das Licht unserer Lampen verzichten und mußten uns in der Dunkelheit zurechtfinden. Das war schwer genug, da auch durch die Fenster keine Helligkeit sickerte.
Karina hatte uns von einem Keller erzählt. Es gab auch einen Lift im Haus. Damit würden wir in den Keller fahren und uns dort umschauen. Ich wollte nicht an die nähere Zukunft denken, sondern lieber an die Gegenwart.
Nur wir waren leise. Im Haus selbst hatte man endlich gecheckt, daß etwas geschehen war. Wir hörten Stimmen. Flüche. Aber wir wußten nicht, woher sie kamen.
Costellos Stimme kannten wir. Sie hatten wir nicht vernommen.
Dann zuckten die ersten Lichtlanzen der Taschenlampen durch die Dunkelheit. Die kamen von verschiedenen Seiten, sie kreuzten sich, auch von oben.
Vier Lampenstrahlen wippten, huschten über Wände, Bilder, Möbelstücke und Böden.
Eine Tür wurde aufgerissen. Links von uns, aber ziemlich weit entfernt. Ein Mann erschien auf der Schwelle. Wir sahen ihn kaum und hörten nur seine Stimme; »Die gesamte Überwachung ist ausgefallen. Sagt das Costello. Wir sehen nichts mehr. Da will uns jemand linken.«
Er bekam Antwort von dem Mann auf der Treppe. »Überall in der Umgebung sind die Lichter ausgefallen.«
»Scheiße.«
»Da muß ein Defekt sein.«
Noch waren die Aufpasser nicht darauf geeicht, nach fremden Eindringlingen zu suchen. Den Vorteil nutzten wir aus. Wir krochen über den Boden wie Rekruten und bemühten uns, nicht in den Bereich der Lichter zu gelangen. Zum Glück stand in diesem Eingangsbereich ein großer Tisch mit wuchtigen Beinen. Er diente uns als Deckung. Wir mußten hier so lange bleiben, bis sich die erste Aufregung gelegt hatte.
In der Dunkelheit glaubte ich, Sukos Grinsen zu sehen. Noch hatte alles gut geklappt, doch erste Sorgen machten sich bei mir auch schon breit. Ich hatte damit gerechnet, daß sich Karina melden oder irgendwie bemerkbar machen würde, aber das war nicht der Fall. Doch indirekt erfuhren wir etwas von ihr.
Einer der unten stehenden Männer rief nach Franco.
»Der ist bei der Frau!«
»Und? Er soll kommen.«
»Nein, ich kann ihn nicht holen. Das geht uns nichts an. Er wollte sie in die Mangel nehmen.«
»Wo ist der Boß?«
»In seinem Arbeitszimmer habe ich ihn zuletzt
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