1056 - Blutsauger Costello
etwas passiert, davon ging Franco jetzt aus!
Nur noch drei Stufen lagen vor ihm. Er fürchtete sich trotzdem davor, sie zu gehen. Der Eingangsbereich kam ihm vor wie ein unsicheres und tiefes Gewässer, in das er hineingehen mußte und nicht schwimmen konnte.
Die Angst lag wie eine Klammer um seine Brust. So kannte er sich nicht. Das war neu für ihn. Er kam mit sich selbst nicht mehr zurecht. Immer wieder durchzuckte es ihn wie Schläge. Auch spürte er das Hämmern hinter den Schläfen.
Er ging trotzdem. Weich kamen ihm die letzten Schritte vor. Die Stufen schwammen mit ihm zusammen weg, und er mußte sich schon stark zusammenreißen, um nicht den Überblick zu verlieren.
Endlich hatte er es geschafft und die lange Treppe hinter sich gelassen. Sein nächstes Ziel war die rechts vor ihm auf dem Boden liegende Gestalt, die sich in der letzten Zeit nicht gerührt und auch nicht gemeldet hatte.
Sie lag einfach nur da, aber sie lag auf dem Rücken, das konnte er sehen, weil ein bleiches Gesicht schimmerte. Es sah aus wie ein Fleck, der über dem Boden schwebte.
Franco duckte sich, bevor er auf die Gestalt zuging. Seine Haut war sehr gespannt. In seinem Gesicht war eine beinahe schon totenähnliche Starre zu sehen.
Er schlich. Er schaute sich um. Er horchte. Es war still. Auch aus dem Arbeitszimmer seines Chefs hörte er keine Geräusche oder Stimmen. Das mußte nicht unbedingt etwas zu bedeuten haben, denn es lag doch recht weit von hier entfernt, so daß trotz des offenen Durchgangs kaum etwas zu hören war.
Der Killer näherte sich der liegenden Gestalt und blieb für einen Moment vor ihr stehen, um nach unten zu schauen. Dabei schoß ihm der Gedanke durch den Kopf, daß niemand auf die Idee gekommen war, eine Kerze anzuzünden. Entweder hatte man nicht daran gedacht, oder - was wahrscheinlicher war -, keiner war dazu in der Lage gewesen.
Seine Finger zitterten, als er die Hand in die Tasche schob und ein Feuerzeug hervorholte. Auch als Nichtraucher trug er es bei sich. Seine Hände waren feucht. Er hatte Mühe, das Feuerzeug zu halten.
Es wäre ihm beinahe aus den Fingern gerutscht, aber er schaffte es trotz der Widerstände, die Flamme zu produzieren.
Sie flackerte, weil seine Hände so stark zitterten. Langsam ging der Killer in die Knie. Er atmete heftig und befürchtete schon, die Flamme selbst auszublasen, aber er schaffte es.
Und relativ ruhig führte er das Feuerzeug auch über das Gesicht der Gestalt hinweg.
Vor ihm lag einer von Costellos Leuten. Ein Mann, den er gut kannte, und er war tot!
Diese Erkenntnis traf ihn urplötzlich. Auch wenn er ihn noch nicht berührt hatte, wußte er Bescheid.
Es gab kein Leben mehr in ihm. Er war auch nicht bewußtlos. Diese Starre konnte einfach nur von einem Toten stammen.
Der Killer riß sich zusammen. An die Schmerzen in seinem Kopf dachte er nicht mehr. Und sehr sachte führte er das Feuerzeug über den Körper hinweg.
Er suchte nach Wunden. Nach einem Einschußloch, nach einer Stichwunde.
Es gab nichts in der Richtung. Sein Kumpan mußte auf eine andere Art und Weise gestorben sein.
Wieder führte der Killer die Flamme zurück. Diesmal von unten nach oben. Der Bauch, die Brust, der Hals…
Hals?
Auf einmal stockte er mitten in der Bewegung. Jetzt fiel ihm auf, was er vorhin nicht gesehen hatte.
Am Hals zeichnete sich eine Veränderung ab.
Flecken…
Dunkel, nicht unbedingt groß. Wie eine Münze, aber an den Umrissen verlaufen.
Er brachte die Flamme näher heran. Ihm stockte dabei der Atem. Mühsam holte er durch die Nase Luft, und hinter der Stirn spürte er das harte Pochen. Die Schmerzen waren wieder vorhanden. Sie drückten von innen her gegen seinen Kopf, als wollten sie die dünne Haut an der Stirn einfach wegsprengen.
Der Killer beugte sich tiefer, um genau hinschauen zu können. An der linken Halsseite hatte er den Fleck erkannt. Etwas war dort verlaufen. Eine dunkle Flüssigkeit, die aus den Wunden geronnen war.
Blut…
Blut am Hals!
Franco wußte Bescheid. Vor ihm lag nicht nur ein Mann, der auf Namen Silvio hörte. Er war kein Mensch mehr. Der Biß eines Blutsaugers hatte ihn zum Vampir werden lassen.
Damit mußte Franco erst einmal zurechtkommen. Costello hatte ihm immer wieder gesagt, daß ihnen nichts passieren konnte. Die Vampire würden genau wissen, was sie taten.
Jetzt lag Silvio vor ihm.
Franco richtete sich wieder auf.
Er dachte daran, daß hier unten nicht nur ein Körper lag. Einige Meter weiter gab es einen
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