1056 - Blutsauger Costello
Rollstuhl gefesselt war. Viele Dinge passierten zugleich, die Costello nicht richtig einordnen konnte, ebensowenig wie den Druck in seinem Innern.
Der war da!
Ihn hatte er sich nicht eingebildet. Er spürte ihn überdeutlich, und der Druck blieb nicht gleich. Er vermehrte sich zusehends, so daß der Körper einem Kessel glich, der irgendwann explodieren würde.
Costellos Gestalt im Rollstuhl zuckte. Er atmete nicht, er stöhnte. Der innere Druck blieb. Er stieg höher und höher und ließ Costello zittern. In seinem Rollstuhl hockend, schwang er von einer Seite zur anderen. Die Augen hielt er noch geschlossen, aber seine Handflächen rutschten auf den Lehnen des Fahrzeugs hin und her.
Seine Gestalt war noch schlaffer geworden. Zusammengesunken. Er schien abgenommen zu haben.
Er war zu einer traurigen Gestalt geworden. Seine Beine standen nicht mehr auf dem Trittbrett. Er hatte sie weiter vorgeschoben. Jetzt schwebten die Füße in der Luft. Auch sie zitterten und pendelten dicht über dem Boden.
Costello erlebte das langsame und trotzdem sichere Erwachen in das andere Leben. Äußerlich sah er aus wie ein Mensch, in seinem Innern war er es jedoch nicht. Etwas Fremdes, noch Fremdes hielt ihn unter Kontrolle und verlangsamte seine Reaktionen.
Immer wieder sackte auch der Kopf nach vorn. Jedesmal hob ihn Costello mit einer mühsamen Bewegung wieder an. Stärke zeigte er nicht. Er war ausgelaugt und abgeschlafft.
Und doch lebte er!
Mallmann hatte sich an seinem Blut gesättigt. Mallmann hatte ihn zu seinem Diener gemacht.
Mallmann wußte, daß mit Costello ein Blutsauger mehr auf der Erde umherlief, und Mallmann wußte auch, daß Costello bald die Gier nach frischem Blut übermannen würde. Er würde dann alles tun, um sich zu sättigen.
Noch war er damit beschäftigt, die ersten »Schritte« in seine neue Existenz zu gehen. Es war alles so neu für ihn. Der Vampir konnte sich nur auf sich selbst konzentrieren und nicht auf seine Umgebung. Er mußte die Augen noch geschlossen haben. Es war wie ein Zwang für ihn, und so »horchte« er nach innen.
Da gab es etwas. Ein völlig neues Gefühl. Etwas hatte ihn einfach überschwemmt. Es war die neue Gier. Er spürte, daß ihm etwas fehlte, um seine Schwäche zu überwinden. Er benötigte ein Aufputschmittel, und in ihm hatte sich eine irrsinnige Gier ausgebreitet. Verbunden mit dem Wunsch, sich zu sättigen.
Trinken. Nahrung zu sich nehmen. Eine bestimmte Nahrung, der er in seinem ersten Leben gleichgültig gegenübergestanden hatte.
Er wollte Blut!
Ein knappes Fauchen drang über seine Lippen, denn er hatte plötzlich begriffen. Costello war klar, daß er seinen wahnsinnigen Durst nicht mehr mit Wasser stillen konnte. Er brauchte keine feste Nahrung mehr, er wollte den Lebenssaft der Menschen. Einfach an ihr kostbares Blut herankommen.
Noch war es nicht möglich. Er hockte in seinem Rollstuhl und hielt die Augen auch weiterhin geschlossen. Das Zucken seines Körpers hatte aufgehört. Er war dabei, sich wieder zu fangen und einen weiteren Schritt in sein neues Leben zu gehen.
Costello drückte seinen welk wirkenden Körper zurück und blieb in dieser Haltung sitzen. Auch den Kopf hatte er etwas nach hinten gelegt. Er fühlte sich gut genug, um seine Augen zu öffnen. Diesmal konnte er dem Drang nicht widerstehen.
Sie klappten auf.
Der Blick fiel nach oben.
Eine Decke geriet in sein Sichtfeld. Der Raum, in dem er sich befand, war nicht dunkel. Das trübe Licht störte ihn kaum. Es stammte nicht von der Sonne, deren Strahlen einen Vampir zerstören konnte. Unter der Decke waren die drei flachen Leuchten nur matt erhellt. Ihr Schein reichte kaum aus, um in alle Ecken des neuen Raumes zu fließen, in den man Costello geschafft hatte.
Er ließ seinen Kopf in dieser Haltung. Die Augen bewegten sich. Die Blicke wanderten über die Decke hinweg. Er suchte Einzelheiten und sah, daß sie aus Steinen bestand, die ungleichmäßig nebeneinander lagen und verschiedene Höhen aufwiesen.
Zwischen den Steinen klebte der Schmutz. An den Wänden entdeckte er das gleiche. Nur hatten sie einige Risse bekommen, die sich kreuz und quer durch das Material zogen.
Costello kannte seine neue Umgebung nicht. Er wollte es auch nicht wissen, da er genug mit sich selbst zu tun hatte. Nur als er seinen Kopf etwas nach rechts drehte, da fiel ihm schon etwas auf. An der Wand standen die Regalbretter übereinander. Die Zwischenräume waren hoch genug, um die Holzbretter füllen zu
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