1056 - Blutsauger Costello
können.
Laborutensilien waren dort abgestellt worden. Er sah verschiedene Kolben, Flaschen und Reagenzgläser. Alles mit einer grauen Staubschicht bedeckt.
Costello nahm dies alles hin, ohne sich Gedanken darüber zu machen, was die Aufstellung bedeutete. Er hatte nicht mehr das Sagen, ein anderer hatte ihn übernommen.
Er bewegte den Kopf wieder nach vorn und merkte zugleich den Druck im Oberkiefer. Er war vorhanden, weil sich dort etwas verändert hatte. Da war was gewachsen, das einfach nicht hineinpaßte.
Costello wollte es genau wissen. Er hob seine Hand und fühlte nach. Er spürte seine normalen Zähne, aber diese Reihe war unterbrochen durch die beiden spitzen Hauer, die ihm in der Zwischenzeit gewachsen waren.
Das war neu.
Das gehörte zu ihm!
Zwei Zähne. Hauer! Zwei messerähnliche Waffen, die ihre Beute finden würden.
Er tastete noch einmal mit dem Finger danach und prüfte dabei die Festigkeit. Ja, sie saßen fest. Sie ließen sich nicht lockern. Sie waren mit seinem Kiefer verbunden, und er wußte auch, daß sie bald tätig werden mußten.
Seine Arme fielen wieder nach unten. Sie klatschten auf die Lehnen des Rollstuhls, der sich um keinen Deut bewegt hatte. Er stand in diesem Verlies wie ein Relikt, das jemand vergessen hatte.
Costello fühlte sich besser. Die Kraft war zwar noch nicht völlig zurückgekehrt, aber es ging ihm jetzt schon besser als bei seinem Erwachen.
Er konnte sich bewegen. Er war nicht mehr so schlapp. Aber etwas steckte in ihm, das kochte und ihn nicht mehr zur Ruhe kommen ließ. Es war dieser wahnsinnige Drang, dieser Hunger nach einer bestimmten Nahrung. Logan Costello konnte an nichts anderes mehr denken. Das Blut war wichtig.
Nur das Blut.
Ein leiser und krächzender Schrei verließ seinen Mund. Er hörte sich schon verzweifelt an, jammervoll. Seine Arme hatte er von den Lehnen abgehoben. Er streckte sie aus wie jemand, der Gymnastik machte. Dabei schaute er auf seine Hände und stellte fest, daß sie sich verändert hatten.
Waren die Finger nicht länger geworden und die Haut nicht bleicher und auch dünner?
Er sah seine Adern, die sich unter ihr abzeichneten. Er sah Fingernägel, die ziemlich, spitz waren, wie in der letzten Zeit gewachsen. Er schob den linken Jackenärmel hoch, drückte gegen seinen Arm. Er kam ihm dünner vor. Insgesamt hatte Costello abgenommen, war erschlafft, zumindest körperlich, denn innerlich baute er sich auf.
Allmählich packte ihn das neue Denken. Sein Gehirn war teilweise in Ordnung. Er dachte wie ein Mensch, zumindest im Prinzip. Da er Hunger und Durst spürte, gab ihm das Gehirn den Befehl, beides stillen zu müssen.
Nur brauchte er eine besondere Nahrung, und die hatte niemand in seinem Versteck zurückgelassen.
Kein Tropfen Blut lag auf dem Boden oder klebte an den Wänden. Die Umgebung war so blutleer wie er selbst, und das wiederum machte ihn rasend.
Er schlug mit beiden Handflächen auf die Lehnen. Dabei jaulte und stöhnte er.
Nichts mehr erinnerte an den einstigen Londoner Mafiaboß. In diesem Rollstuhl hockte ein alter Mann, der nur noch versuchsweise zu leben schien.
Costello konnte nicht sterben, denn er war schon gestorben. Auf eine normale Art und Weise war es ihm nicht möglich. Er würde leben - Jahre, Jahrzehnte, vielleicht Jahrhunderte.
Dieses Wissen war plötzlich vorhanden. Nur konnte es ihn im Moment nicht aufmuntern. Costello wartete darauf, daß er endlich seine Kraftnahrung erhielt.
Eine Tür gab es auch. Logan Costello saß so, daß er direkt auf sie schauen konnte.
Sie war geschlossen. Auf dem dunklen Holz fing sich ein Teil des Lichts und hinterließ einen Schimmer. Costello dachte menschlich und mit einer bestimmten Logik. Er malte sich aus, daß er sich und seinen Rollstuhl nur auf die Tür zubewegen mußte. Dann konnte er sie öffnen, wenn sie nicht abgeschlossen war, und einfach wegfahren. Raus aus dem Verlies, hinein in eine andere Welt, in der er möglicherweise das Blut fand, das ihm seine alte Kraft zurückgab.
Er selbst wollte nicht durch seine Körperkraft anrollen. Die Batterien sollten…
Seine Gedanken stockten.
Er hatte etwas gehört!
Nicht in seiner unmittelbaren Nähe und auch nicht in seinem Verlies. Das Geräusch war draußen aufgeklungen. Costello hatte es noch nicht identifizieren können, aber er hörte den dumpfen Aufprall, mit dem etwas gegen die andere Türseite schlug.
Er wartete.
Sekunden tröpfelten dahin.
Dann öffnete sich die Tür.
Dracula II stand auf der
Weitere Kostenlose Bücher