1056 - Blutsauger Costello
tun gehabt. Ehrlich nicht.«
Ich erkundigte mich bei Karina. »Stimmt das?«
Sie nickte. »Ja, er hat recht. Ricco gehört zu den Leuten, die harmlos sind.«
»Und was soll ich jetzt machen?« flüsterte er.
»Sie werden sich wohl einen neuen Job suchen müssen.«
Mein Vorschlag gefiel ihm, dennoch schränkte er sich selbst ein. »Aber nicht mehr hier in London. Nein, nein, das bringe ich nicht fertig. Nicht in dieser Stadt.«
»Es ist Ihr Problem«, faßte ich zusammen. Für mich war es so etwas wie ein Abschluß. Ich hatte dieses Kapitel abgeschlossen und mußte zugeben, daß wir darin keine so gute Figur gemacht hatten.
Während wir im Keller gewesen waren, hatten Mallmanns Blutsauger hier oben aufgeräumt und ihre Beute mitgenommen.
Darauf kam ich noch mal zu sprechen und störte Ricco beim Kneten seiner Nase. »Sie haben wirklich nicht gehört, wohin die Meute geschafft worden ist?«
»Nein, nichts.«
»Keinen Hinweis?«
Er hob die Schultern. »Ich glaube, daß einmal das Wort ›Wagen‹ gefallen ist, mehr aber nicht.«
»Ein Transporter«, meinte Suko. »Das ist die einfachste Möglichkeit, sie in ein Versteck zu schaffen.«
Das glaubten wir ihm aufs Wort. Verstecke gab es in London genug. Zudem mußten wir davon ausgehen, daß Mallmann seine Pläne oder seine Übernahme perfekt vorbereitet hatte. Er war nicht der Mann, der ins Blaue hinein agierte. Da war jeder Schritt geplant. Sogar böse Überraschungen schloß er mit ein.
»Ich bleibe hier keine Minute länger!« flüsterte Ricco. »Ich packe nur meine Sachen zusammen, dann haue ich ab.«
»Wohin?« fragte Karina.
Er winkte ab. »Ich habe hier Verwandtschaft.« Dann bewegte er seinen rechten Arm und verzog das Gesicht, weil er Schmerzen spürte. »Du hättest ihn mir fast gebrochen.«
»Deine Schuld, Ricco.«
Ich hörte nicht mehr zu, denn ich hatte die Küche verlassen und war im Flur stehengeblieben. Das Handy lag in meiner linken Hand. Mit der Rechten tippte ich die Nummer ein, unter der Sir James zu erreichen war. Ich konnte mir vorstellen, daß unser Chef wie auf heißen Kohlen saß und auf einen Anruf lauerte.
So war es denn auch. Schon beim ersten Klingeln hob er ab. Ich ließ ihn nicht zu Wort kommen.
»Ich bin es, Sir.«
»Ah ja. Darauf habe ich gewartet. Und? Wie sieht es aus?«
»Nun ja, immerhin konnten wir einen Teilerfolg verbuchen. Wir wissen, daß Mallmann zu einer großen Offensive geblasen hat, in die Costello und seine Leute mit einbezogen wurden.«
»Mehr haben Sie nicht zu sagen, John?«
Ich räusperte mich. »Nun ja, Sir, es war uns leider nicht möglich, das zu erreichen, was wir wollten.«
Ich hörte ihn atmen. »Und deshalb habe ich den Strom für eine Stunde sperren lassen.«
»Es ist trotzdem gut gewesen.«
»Ich möchte von Ihnen jetzt keine Einzelheiten wissen. Aber ich werde Sie erfahren. Wann können Sie in meinem Büro sein?«
»Rechnen Sie spätestens mit einer Stunde.«
»Gut, ich warte.«
Etwas angeknickt steckte ich das Gerät wieder weg. Ich konnte mich gut in die Lage meines Chefs versetzen. Er war wirklich über seinen eigenen Schatten gesprungen, um dann eine Nachricht zu hören, die nicht Fisch und nicht Fleisch war.
Ich ärgerte mich noch im nachhinein über mich selbst. Wir hatten den Keller durchsucht und somit für die verdammten Blutsauger freie Bahn geschaffen.
Auf der anderen Seite waren auch wir nur Menschen und konnten weder durch Wände und erst recht nicht in die Zukunft sehen. Wir waren Gefangene unseres eigenen Umfelds.
Die anderen verließen ebenfalls die Küche. Ricco trug einen Koffer, in den er seine Habseligkeiten gepackt hatte. Auch Karina würde packen müssen.
»Es dauert nicht lange. Wartet auf mich. Ich werde mir dann ein Hotel nehmen.«
»Geld hast du?« fragte ich.
Sie schleuderte ihr Haar zurück und lachte. »Ich habe noch nie so viel besessen wie heute. Costello hat mich gut bezahlt, das muß man ihm lassen.«
»Wir warten am Eingang auf dich.«
Als Ricco hörte, daß noch Zeit war, wollte auch er zurück und noch einige Dinge mitnehmen. Wir ließen ihn laufen. Suko sah mir an, daß ich nicht eben die beste Laune mit mir herumtrug.
»Ich hörte dich vorhin sprechen. Du hast bestimmt mir Sir James telefoniert.«
»Sehr richtig.«
»Und?«
»Ich habe ihm leider nicht das sagen können, was er gern hören wollte.«
»Und jetzt ist er sauer?«
»Sauer nicht. Du hast untertrieben. Er steht vor einer Explosion. Ich hoffe nur, daß sich sein
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