1056 - Blutsauger Costello
Geländer befand sich an der rechten Seite. Für Franco war es so etwas wie ein Lebensretter. Er klammerte sich daran fest. Zuerst mit beiden Händen, dann mit einer, weil dies besser klappte.
Die Stufen waren nicht zu schmal und auch nicht zu hoch. Das gereichte dem Killer zum Vorteil. So kam er relativ sicher voran und war froh, als er die ersten drei Hindernisse hinter sich gelassen hatte, ohne über die eigenen Beine gestolpert zu sein.
Das machte ihm wieder Mut. Er spürte die neue Kraft, die durch seinen Körper schoß. Die Kopfschmerzen waren zwar vorhanden, aber er schaffte es, sie zu ignorieren. Andere Dinge waren jetzt wichtiger. Um sich selbst konnte er sich später kümmern.
Die Treppe endete nicht in der stockigen Finsternis, sondern mehr in einer dunkelgrauen Soße. Die Finsternis war hier unten heller als oben im Gang. Die Nacht sickerte durch die Fenster und wurde verschieden hell, wenn das Wolkengebilde aufriß, damit der volle Mond freie Bahn hatte und sein Licht auf die Erde streuen konnte.
Dann schuf er aus der Welt ein bleiches Grab, und der Killer dachte daran, daß die Vampire aus dem Mondlicht ihre unheimliche Kraft saugten.
Es war so still da unten. Im Treppenbogen hatte er angehalten und die Augen sehr weit geöffnet, um sehen zu können, was sich dort unten eventuell abspielte.
Nichts.
Kein Geräusch.
Die Stille des Todes hielt das Innere des Hauses umfangen. Kein Wort, kein Atmen, keine Schritte, weder hart noch schleichend, drangen zu ihm hoch.
Franco war nie ängstlich gewesen. In diesem Fall war es anders. Da spürte er, daß auch er nur ein Mensch war, und die schleichende Furcht konnte er nicht unterdrücken. Sie war einfach da. Sie drückte sich hoch und umklammerte ihn von innen.
Wenn er einen Gegner gesehen hätte, auch einen mit Waffe, dann hätte er sich darauf einstellen können. Aber er sah keinen, obwohl er wußte, daß er nicht allein war. Und diese Tatsache bereitete ihm einige Probleme.
Er überlegte sogar, ob er weitergehen sollte. Noch war er nicht fit. Nur brachte es ihm nichts, wenn er hier oben auf der Treppe blieb und die anderen agieren ließ.
Er konnte auch nicht sagen, wann das Licht wieder in Ordnung war. Noch mußte er sich mit der Dunkelheit abfinden. Es war nicht nur hier im Haus finster geworden, auch im Park und in der näheren Umgebung regierte die Finsternis.
Franco tappte weiter.
Es war kein normales Gehen. Er übte noch immer, obwohl er sich am Geländer festhielt. Auch jetzt war der Schwindel noch vorhanden, aber er hielt sich in Grenzen.
Er war in die zweite Kehre hineingegangen und näherte sich allmählich dem Ende der Treppe. Noch schwammen die Stufen vor ihm im Grau der Finsternis, aber dahinter lag der große Eingangsbereich. Von dort führten auch die Wege ab, die in das Haus hier unten hineinführten. Zu den einzelnen Zimmern und auch zu Costellos Arbeitszimmer, das ebenfalls auf der Besuchsliste des Killers stand.
Sein Chef war ihm wichtig. Ihm hatte er die absolute Treue geschworen. Denn er hatte ihn aus dem Dreck geholt, ihn ausbilden lassen, um ihn danach offiziell zu seinem Sekretär zu machen. Das alles hatte der Killer nicht vergessen, und er gehörte zu den sehr dankbaren Menschen. Für Costello wäre er kopfüber in die Hölle hineingesprungen und hätte sogar mit dem Leibhaftigen selbst getanzt.
Nur noch wenige Stufen.
Auf der drittletzten blieb Franco stehen. Die Hand lag auf dem Geländer. Es gab ihm die nötige Sicherheit. Mit der anderen putzte er über seine Augen, als wäre er in der Lage, seine Sicht zu klären. Er atmete durch die Nase, während er seinen Kopf hin und her bewegte.
Nichts war zu sehen. Jedes Möbelstück stand dort wie immer. Nur jetzt breiter und kompakter.
Hatte sich wirklich nichts verändert?
Der Killer zwinkerte mit den Augen. Ihm waren die beiden Schatten aufgefallen, die auf dem Boden lagen. Umgekippte Stühle waren es nicht. Er konnte sich auch nicht vorstellen, woher sie gekommen waren. Sie sahen länglich aus, das hatte er schon mitbekommen. Wie umgekippte Figuren in Menschengröße.
Daran konnte er nicht glauben. Nein, keine Figuren. Das mußte etwas anderes sein. Es lag eigentlich auf der Hand. Franco ärgerte sich schon, daß er nicht sofort darauf gekommen war.
So sahen Menschen aus, die am Boden lagen!
Diese Tatsache ließ sein Herz schneller klopfen. Nein, es war keine direkte Angst um seine Person, es war die Furcht vor einer Veränderung, die ihn quälte.
Da unten war
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