1056 - Die steinerne Charta
Backenhörnchen aufs Kreuz legen kann", sagte Olli-Bolli hastig.
„Na ja", meinte Waylon. „Ich will sehen, was sich tun läßt."
Er raffte seinen grauen Kittel zusammen und verabschiedete sich von der Besatzung der Zentrale. Während seiner Abwesenheit würde Sandra Bougeaklis das Kommando über die BASIS übernehmen. Sie stand mit verschlossenem Gesichtsausdruck an den Kontrollen und beobachtete, wie er seinem Sohn zum Abschied in die Wangen kniff.
Manchmal fühlte Waylon sich in ihrer Nähe verunsichert, denn mit ihrer außerordentlich großen Intelligenz schien sie jede seiner Handlungen genau abschätzen und jedes seiner Worte mühelos durchleuchten zu können.
Nun, dachte er grimmig, während seiner Abwesenheit würde sie die Zügel, die er ihrer Ansicht nach an Bord der BASIS schleifen ließ, wieder fester in die Hand nehmen und die Besatzung veranlassen, tausenderlei unerledigte Dinge zu verrichten. Diese Betriebsamkeit hielt (vorausgesetzt der Kommandant kam nicht früher zurück) in der Regel drei bis vier Tage an, dann wurde auch Sandras Eifer von der Routine erstickt, und alles lief im Grunde genommen so wie auch unter Waylon persönlich.
„Es hat fast den Anschein", bemerkte Sandra spöttisch, „daß du Khrat in dieser Aufmachung einen Besuch abstatten willst."
Waylon blickte an sich herab und gestand zerknirscht: „Es ist wahrlich nicht die beste aller Ausrüstungen, aber sie hat den Vorteil, überaus unempfindlich zu sein."
Seine scheinbar laxe Art, zu reden und das Schiff zu führen, brachte sie immer wieder in Rage - diesmal jedoch blieb sie seltsam ruhig.
Javier verließ die Zentrale. Er empfand es als angenehm, auf dem Weg zur Hauptschleuse von Sektor acht allein zu sein, und sei es auch nur für wenige Minuten.
Manchmal bedurfte es dieser Abgeschiedenheit vom Bordbetrieb, um die Gedanken zu ordnen und zu sich selbst zu finden. Javier empfand es nicht als etwas Besonderes, Kommandant der BASIS zu sein; wahrscheinlich hätte er mit der gleichen unbekümmerten Souveränität einen Garten bestellt oder Konserven verkauft. Vor Javier schienen alle Probleme zurückzuweichen, er erledigte seine Aufgaben mit leichter Hand und hatte stets Erfolg dabei.
Nur einmal hatte ihn sein sprichwörtliches Glück im Stich gelassen - vor nunmehr dreißig Jahren, als er in einem Labor einen schweren Unfall erlitten hatte, über den er beharrlich schwieg. Alles, was Außenstehende darüber wußten, war, daß er seit jener Zeit Hände mit einer blauschimmernden Aura besaß.
Als er die Hauptschleuse von Sektor acht betrat, stieß er auf einige Techniker, die eine startbereite Space-Jet beluden, und auf Roi Danton, der an der Gangway lehnte und ihn amüsiert beobachtete.
„Hallo", grüßte Waylon. „Wann trifft dein Vater ein?"
Roi deutete mit dem Daumen über die Schulter - in Richtung der Space-Jet-Zentrale.
„Schon an Bord, Kommandant! Ihn trifft wahrscheinlich der Schlag, wenn er dich in deinem geflickten Kittel sieht. Zumindest für die Feierlichkeiten im Dom wirst du eine andere Montur anlegen müssen."
Javier lächelte breit; er wußte, daß Perry Rhodan keinerlei Wert auf Äußerlichkeiten legte und Roi ihn nur frotzeln wollte.
Rhodans Sohn trug die an Bord der BASIS übliche lindgrüne Kombination. Sein scharfgeschnittenes, jugendlich wirkendes Gesicht hatte starke Ähnlichkeit mit dem seines Vaters. Michael Reginald Rhodan, wie Rois richtiger Name lautete, war Zellaktivatorträger und gehörte zu den Persönlichkeiten, über die an Bord der BASIS die meisten Gerüchte kursierten. Das hing nicht zuletzt mit Demeter zusammen, der schlafenden Schönheit, die eindeutig der eigentliche Grund für Dantons Anwesenheit an Bord der BASIS war.
Javier stieg die Gangway hinauf und betrat die Zentrale des diskusförmigen Beiboots.
Perry Rhodan hockte auf der Lehne des Pilotensessels und sprach über Normalfunk mit der großen Positronik der BASIS, der Hamiller-Tube. Das gehörte zu den letzten Vorbereitungen des Unternehmens.
In der letzten Schlafperiode hatte Waylon Javier den Alptraum gehabt, die Positronik stünde noch unter dem Einfluß der Seth-Apophis-Komponente und plane die Vernichtung der BASIS. Javier wußte, daß diese Gefahr längst gebannt war, aber die Erinnerung an diese Vision ließ ihn nicht los. Er würde einige Zeit brauchen, bis er darüber hinwegkam.
Rhodan blickte auf, nickte dem Ankömmling zu und sagte: „Ich versuche gerade, eine Strategie für unser Vorgehen
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