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1059 - Der Scharfrichter

1059 - Der Scharfrichter

Titel: 1059 - Der Scharfrichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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muß aber ein Motiv geben. So etwas kommt selbst bei Geistern vor.«
    Pinter hob die Schultern. »Ich weiß ja nichts. Vielleicht findet man etwas in den alten Kirchenbüchern, aber der Pfarrer, der uns weiterhelfen könnte, ist ebenfalls verschwunden. Wahrscheinlich liegt auch er in einem der Gräber.«
    »Um dort nachzuschauen, brauchen wir nicht eben den Pfarrer. Wichtig ist etwas anderes. Ich habe eine Bitte an Sie, Mr. Pinter. Sie können sie ablehnen, ich würde es Ihnen nicht übelnehmen.«
    »Nein, nein, sagen Sie es schon.«
    »Sie haben bisher immer davon gesprochen, daß Ihre Frau in einem der Gräber liegt. Aber Sie haben keinen Beweis dafür antreten können. Ich möchte ihn jedoch haben. Deshalb wäre es sinnvoll, wenn wir beide zum Friedhof fahren und nachschauen.«
    Es erschrak. »Sie wollen das Grab öffnen?«
    »Ja. Nur so bekommen wir Gewißheit. Ich bin Ihnen nicht gram, wenn Sie hier im Haus bleiben. Ich kann verstehen, daß es nicht einfach ist, dabeizusein…«
    »Nein, ich komme mit!« Er stand mit einem Ruck auf und holte tief Luft. »Ich muß und ich werde dabei sein. Das bin ich meiner Mary schuldig.«
    »Dann lassen Sie uns fahren. Ich habe gesehen, daß Sie einen Garten besitzen. Haben Sie auch einen Spaten oder eine Schaufel?«
    »Beides. Hinten im Schuppen. Warten Sie hier auf mich, – Mr. Sinclair, ich hole sie.«
    Er ging weg. Steif wie ein Puppe, und ich schaute ihm gedankenverloren nach.
    Was ich glauben sollte, wußte ich selbst noch nicht. Allerdings machte ich mich darauf gefaßt, daß wir bei dieser Graböffnung den Beweis finden würden.
    Doug Pinter kehrte zurück. In der rechten Hand hielt er den Spaten, in der linken die Schaufel.
    »Wir können«, sagte er leise.
    »Okay, bringen wir es hinter uns…«
    ***
    Der Himmel war düster. Dementsprechend auch das Wetter. Zwar regnete es nicht, doch es sah so aus, als könnte jeden Augenblick dieser feine Niesel aus den Wolken rieseln. Die passende Kulisse für einen Besuch auf dem Friedhof.
    Wir hatten nur wenigen Minuten zu fahren brauchen, um ihn zu erreichen. Dabei hatten wir auch die Kirche passiert, und Doug Pinter hatte sie mit einigen scheuen Blicken bedacht.
    Das war mir aufgefallen, und ich hatte ihn beruhigt, da ich ahnte, welche Gedanken ihn beschäftigten. »Keine Sorge, Mr. Pinter, dort werden wir uns auch noch umschauen.«
    »Das wäre gut.«
    Er hatte auch von seiner Frau gesprochen und dabei immer in der Vergangenheit geredet. Für ihn stand fest, daß sie nicht mehr lebte.
    Ich hatte mich mit Kommentaren zu diesem Thema zurückgehalten, weil ich nicht noch mehr Öl in das Feuer gießen wollte.
    Vor dem Tor hielten wir an. Es war ein kleiner Friedhof, von einer grauen Mauer umgeben. Nichts Spektakuläres. Auf den ersten Blick wirkte er gepflegt, und er war ebenso flach wie die Landschaft. Einfach ein Stück von ihr.
    Ich hatte den ersten Blick durch das Gittertor werfen können, das nicht verschlossen war. Auch Pinter war ausgestiegen. Er trug die Schaufel, ich hatte mir den Spaten genommen.
    Es war recht windstill, aber die Feuchtigkeit klebte in der Luft.
    Gegen Abend würde sicherlich Dunst aufkommen. Noch aber war die Luft klar. Nichts trübte unsere Sicht.
    Das Tor quietschte etwas, als ich es nach innen schob. Ich schaute über die Grabsteine hinweg, die zu den ordentlich nebeneinanderstehenden Gräbern gehörten. Nichts wirkte verwüstet oder verwildert. Der Kies auf den Wegen war frisch geharkt. Auf diesen Gräbern standen frische Blumen, deren bunte Vielfalt sich vor dem Grau der Steine und Kreuze abhob.
    Ich überließ Doug Pinter die Führung, der schweigend einen halben Schritt vor mir herging. Er hielt den Kopf gesenkt. Manchmal hörte ich ihn flüstern oder auch leise weinen. So genau konnte ich das nicht unterscheiden.
    Wir gingen an den normalen Grabstätten vorbei und näherten uns dem Teil des kleinen Friedhofs, der noch recht freilag. Er war für weitere Gräber bestimmt. Momentan bildete er nur eine grüne Matte oder hätte sie bilden können.
    Daß dem nicht so war, dafür sorgten die vier Hügel. Als Hügel im wahren Sinne des Wortes konnte man sie auch nicht bezeichnen.
    Es waren flache, erdbraune Ausschnitte. Man hatte hier kleine Gräber angelegt und sie dann zugeschüttet, um sie anschließend flachzuklopfen.
    Pinter blieb stehen. Er stützte sich auf seine Schaufel. »Gestern waren es noch drei. Heute sehen wir ein Grab mehr, Mr. Sinclair. Sie können es auch erkennen. Das letzte da in

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