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1059 - Der Scharfrichter

1059 - Der Scharfrichter

Titel: 1059 - Der Scharfrichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der Reihe sieht viel frischer aus.«
    Das stimmte schon, und schaute sie mir alle an. Es überkam mich ein ungutes Gefühl, ein Grab aufschaufeln zu müssen. Dabei dachte weniger an mich, als an meinen Begleiter, der fest damit rechnete, seine tote Frau zu finden.
    Pinter stand zwar nicht unmittelbar vor einem Nervenzusammenbruch, er brauchte seine Schaufel schon als Stütze. Er zitterte, und seine Augen waren rot unterlaufen. Sicherlich hielt er die Tränen nur mit Mühe zurück, und ich wußte auch nicht, ob er mir eine so große Hilfe war.
    Deshalb bemühte ich ihn erste gar nicht und machte mich an die makabre Arbeit.
    Beobachtet wurden wir nicht. Ich hatte den Eindruck, daß dieser Friedhof gemieden wurde. Ein schneller Besuch, ein paar Blumen auf die Gräber, das war alles.
    Mir ging einiges durch den Kopf. Eigentlich hätten die Kollegen längst meine Arbeit übernehmen müssen. Wahrscheinlich hatten sie den Aussagen der Bewohner nicht geglaubt. Außerdem brauchte man eine Genehmigung, um die Gräber zu öffnen. Sie zu bekommen, bereitete auch eine gewisse Mühe, der man sich nicht hatte unterziehen wollen.
    Dafür arbeitete ich jetzt ohne Genehmigung. Ich hatte den Spaten schon einige Male in das Erdreich hineingestochen und die klebrigen Brocken hervorgeholt. Die Erde war nicht zu feucht, sie war auch schwer.
    Pinter schaute mir zu. Zumindest in den ersten Minuten. Dann kam er zu mir und entschuldigte sich dafür, daß er erst jetzt helfen konnte.
    »Ich war einfach nicht in der Lage, Mr. Sinclair. Auch jetzt darf ich nicht daran denken, wer dort unten liegt.«
    Ich richtete mich auf und wischte über meine Stirn. Durch die Arbeit war ich ins Schwitzen geraten. »Das macht nichts, Mr. Pinter. Noch ist nicht sicher, daß wir Ihre Frau unter dieser Erde finden werden.«
    »Wo denn?« fragte er.
    »Keine Ahnung. Möglicherweise ist sie nicht tot und hat es geschafft, sich irgendwo zu verstecken.«
    »Glauben Sie daran?«
    Ich enthielt mich einer Antwort, da ich den guten Pinter nicht belügen wollte. Viele Chancen gab ich seiner Frau auch nicht. Das wollte ich ihm nicht sagen.
    Er half mir jetzt bei der Arbeit und wies mich darauf hin, daß ich mit dem Spaten vorsichtig umgehen sollte. Er wollte nicht, daß seine Frau noch verletzt wurde.
    »Keine Sorge, Mr. Pinter, da werde ich schon achtgeben. Es ist auch in meinem Sinne.«
    Die erste Schicht hatten wir abgedeckt. Beide glaubten wir nicht daran, daß dieses Grab so tief wie ein normales angelegt worden war. Deshalb rechneten wir damit, schon bald auf Widerstand zu stoßen. Auch ich hielt den Spaten jetzt schräg, als ich das Blatt in die feuchte Erde drückte.
    Der Hügel neben uns nahm an Größe zu.
    Wir gruben immer tiefer. Der Hügel neben uns wuchs. Erde klatschte auf Erde, und Pinter starrte nach jeder Ladung wieder auf das Grab, um von seiner Frau schon etwas entdecken zu können.
    Noch waren wir nicht auf sie gestoßen. Vielleicht wuchs auch seine Hoffnung. Auch ich wünschte mir, daß hier jemand einen Hund oder eine Katze begraben hatte.
    Leider erfüllte sich die Hoffnung nicht.
    Es begann mit einem leisen Schrei, und ich zog sofort den Spaten zurück.
    Pinter hatte den Ruf ausgestoßen. Er stand wie angeleimt auf der Stelle und mußte sich mit einer Hand auf der Schaufel abstützen.
    Die andere hielt er dem Grab entgegengestreckt und deutete mit dem Zeigefinger auf das, was ich freigelegt hatte.
    Es war eine Hand!
    Eine bleiche, schmale und zum Teil mit Lehm beschmierte Frauenhand, an deren Ringfinger der Ehering zu sehen war. Ich sagte nichts und schaute nur über das Grab hinweg auf Douglas Pinter, der nicht in der Lage war, etwas zu sagen.
    Er hatte damit gerechnet. Er hatte sich alles so vorgestellt. Es allerdings zu wissen, das war nicht einfach. Für ihn. Das mußte er erst fassen, verarbeiten, und so war er nur zu einer kalkweißen Figur geworden, die sich nicht bewegte und nicht einmal schwankte.
    Ich rammte das Spatenblatt in den Erdhügel und ging zu ihm. Er brauchte jetzt jemand, der ihm Trost zusprach.
    Ich legte eine Hand auf seine linke Schulter. Er merkte es kaum.
    Zumindest reagierte er nicht. Sein Blick glitt ins Leere oder war nach innen gerichtet. Er sah bestimmt nichts, aber er bewegte seine Lippen, und ich hörte, wie er sprach. Immer wieder keuchte er den Namen seiner Frau. Ich wollte ihn nicht hier am Grabrand stehenlassen. Der Rest war meine Sache, Nicht weit entfernt hatte ich eine Bank gesehen. Dort konnte er sitzen. Sie

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