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1059 - Der Scharfrichter

1059 - Der Scharfrichter

Titel: 1059 - Der Scharfrichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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stand günstig, denn er mußte sich erst drehen, wenn er das Grab sehen wollte.
    »Kommen Sie, Mr. Pinter, den Rest werde ich hier allein erledigen.« Er ließ sich führen wie ein willenloses Geschöpf. Er setzte sich. Ich lehnte ich an und hoffte, daß er nicht von der Bank kippte.
    Danach beschäftigte ich mich wieder mit dem Grab. Den Spaten ließ ich liegen. Jetzt war die Schaufel wichtig. Damit konnte ich die auf der Toten liegende Schicht vorsichtiger lösen, ohne den Körper zu verletzen.
    Behutsam schob ich die Lehmschicht zur Seite. Es ging ganz einfach, und ich legte immer mehr von dem starren Frauenkörper frei.
    Die Beine. Dann der Körper. Zuletzt das Gesicht. Ich reinigte es mit der Hand von den Lehmkrümeln. Ich schloß selbst für einen Moment die Augen, als ich es sah, denn der Ausdruck ging mir durch und durch.
    Es war das Gesicht einer Toten. Aber auch dabei gibt es Unterschiede. Es war absolut starr. Trotzdem sah ich einen Ausdruck darin, der mich erschütterte. Auch der noch auf der Haut klebende Schmutz konnte ihn nicht verbergen. Das Gesicht war tot, es lebte trotzdem.
    Darin las ich eine Botschaft.
    Es war noch durch den Schrecken gezeichnet, den diese Frau in den letzten Sekunden ihres Lebens durchgemacht hatte. Diese weit aufgerissenen Augen, da stand der durchlebte Schrecken wie auf einem Foto. Auch der Mund war weit geöffnet, wie zu einem letzten Luftholen. Ich konnte nicht in ihn hineinschauen, denn in diese Öffnung hinein hatte sich die Erde gepreßt und füllte ihn aus.
    Furchtbar…
    Diese Frau war einen schrecklichen Tod gestorben. Sie war bei lebendigem Leib begraben worden.
    Über meinen Rücken rann ein Schauer nach dem anderen, weil ich daran denken mußte, daß mit dieses Schicksal auch einmal bevorgestanden hatte. Auch mich hatte man lebendig begraben wollen, aber eingesperrt in einen Sarg.
    Für mich gab es nichts Schlimmeres, als diesen Tod zu erleiden.
    Zu ersticken in der absoluten Finsternis. Ich spürte einen tiefen Haß auf den, der das getan hatte.
    Es war dieser Scharfrichter gewesen! Pinter hatte recht gehabt.
    Wer aus dem Ort hätte sonst daran Interesse gehabt, so etwas zu tun? Und er hatte nicht nur Mary Pinter lebendig begraben, sondern auch drei weitere Menschen, unter anderem den Pfarrer.
    Ich ging mit langsamen Schritten auf Doug Pinter zu. Die Stille kam mir plötzlich doppelt so stark vor. Ich hörte jedes fremde Geräusch. Vor allen Dingen die eigenen Schritte.
    Pinter hatte mich gehört. Er gab seine zusammengesunkene Haltung auf und drehte sich.
    Ich schaute ihn an.
    Zu sagen brauchte ich nichts. Er sprach ebenfalls nichts. Die bange Frage las ich in seinen Augen. Als Antwort blieb mir nur ein Nicken.
    Doug sagte nichts. Sein Kopf sank nach vorn. Er weinte wieder, und sein Körper zuckte dabei. Es hatte keinen Sinn, ihn mit Worten trösten zu wollen. Deshalb setzte ich mich zu ihm auf die Bank. Ich wollte in der Nähe sein, falls er jemand als Ansprechpartner brauchte.
    Der Friedhof war ein Ort der Trauer. Genau das empfand ich in diesen Augenblicken überdeutlich.. Nach einer Weile stand ich auf.
    Ich wollte die Tote nicht so offen liegenlassen. Deshalb griff ich wieder zur Schaufel und bedeckte den Leichnam mit einer dünnen Schicht aus Erde.
    Dann setzte ich mich wieder auf die Bank. Pinter war jetzt in der Lage, die Umgebung und damit auch mich wahrzunehmen. Er sah schlimm aus. Die endgültige Gewißheit hatte ihn um Jahre altern lassen. Er blinzelte, er holte tief Luft und schien nach Worten zu suchen.
    »Ich weiß, Mr. Pinter, daß es für Sie sehr schwer ist«, sagte ich leise, »aber wir sollten uns jetzt um diejenige Person kümmern, die das alles hier getan hat.«
    »Es war der Scharfrichter!« flüsterte er. »Dieser verdammte Unhold. Dieser Geist, dieser Dämon, dieses Gespenst, verflucht noch mal. Es war der Scharfrichter. Es war jemand, der schon lange hätte tot sein müssen. Ich weiß es genau.«
    »Ja, ich glaube Ihnen.«
    »Er wird noch weiter morden. Er ist nicht zu stoppen. Diese Person ist ein schrecklicher Rächer.«
    »Warum?«
    »Ich kann es Ihnen nicht sagen. Es ist möglich, daß wir die Lösung im Kirchenbuch finden, aber wir müssen weit zurückblättern. Das Kirchenbuch steht beim Pfarrer, doch der ist tot.«
    »Lebte er allein?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Kann es sein, daß jemand einen zweiten Schlüssel für sein Haus hat, damit wir es betreten können?«
    »Es gibt da eine Frau im Ort. Ober ich bezweifle, daß sie den

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