106 - Atomgespenster
erwachte die riesige Anlage zum Leben.
Überall summte und brummte es, sämtliche
Armaturen und Anzeigen funktionierten.
Doch weder das eine noch das andere
interessierte die Mutanten. Sie waren auch uninteressiert an der Tatsache, daß
beim Erhitzen des Wassers heißer, radioaktiver Dampf in die Luft abgegeben
wurde.
Für sie war nur eines wichtig: sie hatten den
Koloß wieder zum Leben gebracht. Sie hatten sich erinnert und wußten, was sie
wollten ... Und die besondere Konstellation, die Tatsache, daß ein Lagerraum
für radioaktives Material vorhanden war und sie diesen mit einer gewaltigen Betontür
verschlossenen Raum schon vor einiger Zeit für sich zugänglich gemacht hatten,
ermöglichte die grauenvolle Tat.
Die Radioaktivität auf dem Gelände stieg.
Der trübe Wasserdampf verteilte sich zwischen
den Kühltürmen, und die destillierenden, verseuchten Tropfen regneten herab.
Am Eingang der Spannbetonhalle stand jemand,
der so wie die anderen vier Mutanten keinen Schutzanzug und keine Maske trug.
Mit kühlem, wie eingefroren wirkendem Lächeln registrierte er alles, was um ihn
herum vorging.
Niemand hätte ihn hier erwartet, und doch war
er da: Tom Sullivan ...
*
Der Mann mit dem wilden Vollbart trug nur
eine Badehose.
In den Händen hielt er - das bemerkten die
beiden Deutschen erst jetzt - zwei lange Sonden, die ins Wasser ragten.
Frank Ropan und sein Begleiter aus Hannover
kamen mit ihrem Boot näher und betrachteten sich verwundert die Sache.
»Ist das ’ne neue Art, Fische zu fangen? «
fragte Ropan den Bärtigen.
Der grinste von einem Ohr zum anderen. »Sieht
nur im ersten Moment so aus, Towarischtsch«, entgegnete Iwan Kunaritschew. Er
sprach deutsch mit russischem Akzent, obwohl er völlig akzentfrei sprechen
konnte, wenn es darauf ankam. »Wir suchen etwas ...«
»Einen Schatz?«
»Schön wär’s. In dem Fall würde ich jedoch
tauchen und mir die Sache aus
der Nähe ansehen. Im Moment ist mir das Baden
jedoch nicht besonders sympathisch .«
In der Bemerkung schwang ein Unterton mit,
der Ropan nicht entging.
»Hat das seinen besonderen Grund ?« Er hatte plötzlich einen Verdacht und das Gefühl, daß es
mit der Sache von letzter Nacht zusammenhing.
»Es dürfte nicht ganz ungefährlich sein, Towarischtsch.
Man sagt, daß es hier in der Bucht so etwas wie ein Fischmonster geben soll,
das die Leute wie weiland der Klapperstorch ins Bein beißt .«
»Das ist kein Gerücht«, ließ Ropan sich
vernehmen. »Es gibt sie. Ich habe sie selbst gesehen .«
Da hob der Mann mit dem Vollbart den Kopf und
blickte den Sprecher aufmerksam an.
»Interessant... Erzählen Sie !«
Iwan Kunaritschew alias X-RAY-7 hatte den
Auftrag erhalten, in der >Bucht des Mondlichts< einem Gerücht
nachzugehen. Sollte es dort Monsterfische geben. Diese würden manche Badende
angeblich sogar bis ans Land verfolgen.
Die Gebissenen hatten sich gemeldet, und die
PSA in New York hatte von den seltsamen Vorfällen Wind bekommen.
Durch eine andere Quelle war anonym
gleichzeitig bekannt geworden, daß vor etwa fünfzehn Jahren ein Frachter radioaktiven
Müll vor der Küste Mooreas versenkt hätte.
Da zog man gleich eine Verbindungslinie.
War durch die Einwirkung eine neue,
menschenfeindliche Lebensform entstanden?
Die PSA ging diesen Dingen wie gewohnt umgehend
auf den Grund, um den Schaden und die Gefahren so gering wie möglich zu halten.
Iwan Kunaritschew hielt sich seit zwei Tagen
auf der Insel auf, hatte Informationen eingeholt und war mit Eingeborenen
zusammengetroffen, die die neuartigen und unheimlichen Meeresbewohner schon mit
eigenen Augen gesehen hatten. In der >Bucht des Mondlichts < mußten sie
zu Hause sein.
Der russische PSA-Agent war daraufhin im
Morgengrauen hier eingetroffen, um sie mit einigen Spezialgeräten zu
untersuchen.
Die Sonden, die er ins Wasser hielt, waren
Spezialanfertigungen der Techniker der PSA.
Die Untersuchungsgeräte enthielten eine
winzige Kamera, die wie ein Endoskop bei der Untersuchung des menschlichen
Körpers benutzt wurde. Das starke Objektiv übertrug auf einen Bildschirm, der
in dem Wasserflugzeug installiert war, die Bilder aus einer Tiefe von nur knapp
drei bis fünf Metern.
Außerdem waren untergebracht in den Sonden
ein hochempfindliches Mikrofon und ein Geigerzähler; Er arbeitete völlig
lautlos. Die Werte wurden von einem elektronischen Gerät im Innern der Maschine
aufgezeichnet.
»Der Ausschlag der Zeiger nimmt zu«, meldete
der zweite Mann, der
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