106 - Atomgespenster
verspeisten.
»Helfen Sie mir! Wir werden ihnen etwas mit
bringen ...« stieß Funner hervor und eilte zu dem Regal, um nach einem der
Messer zu greifen.
Larry stand schon auf der Schwelle zum
Kühlraum, überblickte diesen und hatte seine Aufmerksamkeit ganz auf Funner
gerichtet, als es geschah.
Er wurde angegriffen, und zwar von hinten ...
Auf die Hand, die die Smith & Wesson
Laser hielt, bekam er einen wuchtigen Schlag. Da der PSA-Agent die Waffe nur
locker hielt, entfiel sie sofort seinen Fingern und schepperte auf den
Steinboden hinter ihm.
Gleichzeitig erhielt X-RAY-3 einen Stoß in
den Rücken, so daß er zwei Schritte nach vorn taumelte.
Dann hatte er sich wieder in der Gewalt.
Zwei, drei Sekunden nur hatte die
überraschende Aktion gedauert. Aber sie reichte demjenigen, der sie ausgelöst
hatte.
X-RAY-3 wirbelte zwar noch kraftvoll herum,
bereit, sich auf den Angreifer zu stürzen, aber da war es auch schon zu spät.
Die schwere Eisentür knallte ins Schloß, ehe
Larry erkennen konnte, wer ihn überrumpelt hatte.
Es knackte einige Male.
Der Spezialverschluß rastete ein.
Der geheimnisvolle Gegner ließ das Handrad
kreisen und drehte es fest bis zum Anschlag.
Larry zerdrückte einen Fluch zwischen den
Lippen und warf. sich mit ganzer Kraft gegen die schwere Eisentür.
Sie saß wie einbetoniert und bewegte sich
keinen Millimeter.
Spätestens dieses Ereignis zeigte ihm mit
aller Deutlichkeit, daß der Verdacht berechtigt war, wenn er vermutete, daß
durch die Mutanten-Kinder noch einiges mehr bewerkstelligt werden konnte.
Die Rätsel waren größer als angenommen, und
neues Unheil lag in der Luft...
*
Auf dem Gelände des Atomkraftwerkes hielten
sich die Mutanten-Kinder auf.
Sie waren vier.
Sieben Kalenderjahre alt, aber noch gereifter
und erfahrener, als diese Zeitspanne über ihren geistigen Stand aussagte .
Sie blieben dicht beisammen.
Ein wenig geduckt und schwerfällig bewegten
sie sich zwischen den Kühltürmen und verschwanden schließlich in dem
Betonanbau.
Ihr Ziel war die Spannbetonhalle, in der das
Herz der Anlage sich befand: der Reaktor.
Die Luft und die Gegenstände waren radioaktiv
verseucht, und der Ort eignete sich nicht zum Verweilen für Mensch und Tier.
Die Mutanten-Kinder, deren Organismus an hohe
Dosen Strahlung gewöhnt war, deren Organismus eine seltsame und unerklärliche
Metamorphose noch im Mutterleib durchgemacht hatte, wurden von den tödlichen
Strahlen nicht zersetzt. Die Gruppe handelte geschlossen wie ein Mann.
Sie hatte etwas vor, und es schien, als wäre
ihr der Gedanke eben erst gekommen.
Die vier veränderten Geschöpfe begaben sich
in die Kammer, in der in verschlossenen Behältern Atommüll und
wiederaufbereitete Brennelemente aufbewahrt wurden.
Ein Rest schien von den Verantwortlichen, die
das Werk damals still legten, vergessen oder aus Mangel an einer anderen
Lagerungsstätte absichtlich liegengelassen worden zu sein.
Die Mutanten machten sich weder über das eine
noch über das andere Gedanken.
Ohne Schutz öffneten sie einen Verschluß und
zogen ein langes Brennelement hervor.
Gemeinsam transportierten sie es in den
Reaktorbau.
Dort war zu erkennen, daß sie seit ihrer
Anwesenheit und seit dem Vorfall vom vergangenen Abend etwas verändert hatten.
Von dem rotlackierten Kran der Lademaschine
baumelten lange Taue.
An ihnen befestigten sie das Brennelement und
ließen es dann langsam in den wassergefüllten Reaktor. Der Wasserspiegel war
schmutzig und ein wenig geringer als vor der Abschaltung der Anlage.
Das Element wurde in die Brennkammer
eingelegt.
Die vier Mutanten taten dies mit einer
Selbstverständlichkeit, als hätten sie ihr Leben lang nichts anderes getan.
Hätte Larry Brent oder sonst jemand die
Aktivitäten beobachten können, sie hätten geglaubt, einen Alptraum zu erleben.
Zu unfaßbar und unwirklich war das, was sich
auf dem menschenleeren Gelände abspielte. Ein anderes Denken hatte eingesetzt,
eine andere Generation handelte - ohne Rücksicht auf die ungeheuerlichen
Folgen, die diese Aktivität nach sich ziehen mußte.
Einer der Mutanten begab sich zu den
Armaturen.
Ein roter Knopf wurde gedrückt.
In den Skalen zeigte sich schwaches Licht.
Der Brenner war aktiv. Wasser wurde
aufgeheizt, die Turbinen begannen zu laufen - auch jene, die seinerzeit als
defekt erkannt wurden und wegen deren Versagen das Werk komplett stillgelegt
werden mußte.
Nun, durch das Einfügen des
wiederaufbereiteten Uran-Stabes
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