106 - Der Tod aus der Zauberkugel
dich."
„Das habe ich in der Zwischenzeit auch schon bemerkt."
„Sieh an! Wodurch sind dir die Augen geöffnet worden?"
„Darüber will ich nicht sprechen."
Ruth kicherte leise, beugte sich vor, und dabei öffnete sich ihre Bluse halb. Tony warf einen flüchtigen Blick auf ihre kleinen Brüste und wandte sich ab.
„Ich bin ja keine Tratschtante, deshalb habe ich dir nie etwas erzählt. Die unschuldige Diana, die ein ganz ausgekochtes Luder ist. Leider ist sie dumm. Entsetzlich dumm. Und du bist trotz deiner Erfahrung noch immer so naiv wie ein kleiner Junge, Tony. Liebe macht blind. Und du warst in das kleine Luder echt verliebt."
„Wollen wir nicht über etwas anderes sprechen?" fragte Tony gereizt.
„Da bohre ich in Wunden, was?" Wieder kicherte sie. „Sie hat dir Hörner aufgesetzt, wenn immer es nur möglich war. Aber du hast nichts davon gemerkt."
„Das interessiert mich nicht mehr, Ruth."
„Soll ich dir erzählen, mit wem sie es getrieben hat?"
„Ich will es nicht hören."
„Also, da war einmal die Neujahrsparty, bei der du die glänzende Idee mit der Kreuzfahrt gehabt hast. Da wurde doch Diana so schlecht. Sie legte sich für eine Stunde nieder. Aber ihr war nicht schlecht. Sie vergnügte sich recht angeregt mit…
„Halt den Mund!" schrie Tony und sprang auf. „Ich will davon nichts hören, verstanden?"
Ruth lachte schallend. „Wir haben noch viel Zeit, Tony. Ich werde dir alles erzählen."
„Schlaf gut!" sagte Tony knapp und stürmte aus dem Club-Raum.
Er ballte wütend die Fäuste und lief an Deck auf und ab. Von Diana und Mark war nichts zu sehen. Die frische Luft beruhigte seine Nerven. Er rauchte noch eine Zigarette und betrat darin den Gang, der zu den Kabinen führte. Jeder hatte eine eigene. Als er an Liz Buttons Kabine vorbeikann, blieb er einen Augenblick stehen. Deutlich war das lüsterne Stöhnen der vollbusigen Schauspielerin, die sich mit Paul Kildare vergnügte, zu hören.
Tony trat in seine Kabine und knipste das Licht an. Sein Blick fiel auf das Bett, und sein Mund verzerrte sich leicht.
Diana lag völlig nackt auf dem Bett und lächelte ihm einladend entgegen.
„Du hast mich lang warten lassen", sagte sie sanft. „Vergessen wir unseren dummen Streit, Tony." „Raus!" sagte Tony kalt. „Raus aus dem Bett!"
„Ich will mich mit dir versöhnen, Tony. Es tut mir leid, was ich getan habe. Ich verspreche dir, daß ich…"
Ein unmenschlicher Schrei klang schaurig durch die Jacht.
„Was war das?" fragte Tony überrascht und trat in den Gang hinaus.
Wieder war ein Schrei zu hören. So schrie nur ein Mensch in höchster Todesangst.
Er lief an Deck. Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen. Für einige Sekunden war er wie gelähmt. Ich träume, dachte er.
Hunderte von faustgroßen Fledermäusen umschwirrten das Schiff. Sie stürzten sich auf Mark Bannerman, einen der Matrosen. Der junge Mann hob die Arme und schlug verzweifelt um sich. Ein Dutzend Fledermäuse verbiß sich in seinen Händen. Einige verfingen sich in seinem Haar. Blut rann über seine Stirn.
Und dann sah Tony die Riesenfledermaus. Ihre Flügelspannweite war mindestens fünf Meter. Im Mondlicht konnte er deutlich das menschenähnliche Gesicht des Monsters sehen, das sich ihm zuwandte. Die roten Augen glühten ihn böse an.
Mark Bannerman schrie wieder durchdringend, dann brach er bewußtlos zusammen.
Als die Riesenfledermaus auf Tony losstürmte, drehte sich der Fernsehproduzent um und sprang in den Gang. Rasch schlug er die Tür zu und verriegelte sie.
Eine Kabinentür wurde geöffnet, und Jim Reads verschlafenes Gesicht war zu sehen. Er gähnte und blickte Tony an.
„Was war das für ein Schrei?" fragte er.
„Der stammte von Mark Bannerman", antwortete 'Pony, „Die Jacht wird von Fledermäusen angegriffen. "
„Fledermäusen? Du fantasierst, Tony."
Tony schüttelte entschieden den Kopf. Ihm fiel Ruth Gilbert ein, die noch im Club-Raum war. Irgend etwas krachte gegen die Tür. Ein unheimliches Zischen war zu hören.
„Ich sah eine Riesenfledermaus", sagte Tony. „Sie war mannsgroß."
„Unsinn!" sagte Jim Read.
„Wir müssen die anderen warnen." Tony klopfte an Liz Buttons Kabinentür, doch die Schauspielerin ließ sich nicht stören. Ihr Keuchen und Stöhnen war noch immer zu hören. Tony schlug mit beiden Fäusten gegen die Tür.
„Aufmachen, verdammt noch mal! Mach endlich auf, Liz!"
„Was soll der Krach?" fragte Mark Paterson.
„Tony behauptet, daß das Schiff von
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