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1061 - Die Macht der Rhein-Sirenen

1061 - Die Macht der Rhein-Sirenen

Titel: 1061 - Die Macht der Rhein-Sirenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und sie öffnete auch den Mund.
    Ich hörte ihre Stimme. Wahrscheinlich nur ich, denn sie befand sich in meinem Kopf. »Ich weiß, daß du gekommen bist, um uns zu stoppen, aber das wirst du nicht schaffen. Wir sind stärker, denn wir vertrauen auf die Kraft der Hildegard von Bingen. Wir wollen, daß, sie weiterlebt, wir sind ihre Erben. Wir werden das Böse auf der Welt ausmerzen. Wir haben uns gefunden, um die Menschen wieder auf den richtigen Weg zu bringen.«
    »Durch Mord?« fragte ich.
    »Ja, denn wer sich nicht bekehren läßt, hat auf dieser Welt nichts zu suchen.«
    »Das ist aber nicht im Sinn einer Hildegard von Bingen!« hielt ich Hildegarda entgegen. »Sie hat die Menschen durch ihre Visionen nur auf etwas hingewiesen. Sie wollte sie bekehren. Durch sie hat der Allmächtige gesprochen und seine Botschaft verbreiten lassen. Du aber hast den Tod der Menschen zu verantworten. Es ist nicht in ihrem Sinne. Du hast die Wünsche, Mahnungen und auch Warnungen der Hildegard von Bingen einfach pervertiert.«
    »Nein!« Es klang wie ein Aufschrei. »Das habe ich nicht. Ich werde die Menschen zu ihrem Glück zwingen.«
    »Das hat die echte nie getan.«
    »Ich werde dann stärker sein, denn ihre Kraft ist in mir. Wisset die Wege, so hat sie gesagt und geschrieben. Ich habe meinen Weg gefunden, denn ich fand ihre Abbildung.«
    »Ja, die Figur.«
    »Sie hat mich auf den Weg gebracht. Ich habe gefühlt, was in ihre steckt. Ich habe die Kraft der echten Hildegard in mir gespürt und habe sie auf mich übergehen lassen. So ist aus der normalen Hildegard Klose eine andere geworden.«
    »Eine psychisch Kranke«, sagte ich, und meine Stimme klang bitter. »Nicht jeder Mensch besitzt die Stärke, um eine derartige Begegnung mit der Vergangenheit zu verkraften. Das möchte ich dir auch sagen. Du hast es teilweise geschafft, Grenzen zu überwinden, aber dein Geist wurde dabei verwirrt, denn du bist zu einer Gefahr für die Menschen geworden.«
    »Ich werde sie retten!«
    »Nein, Hildegard Klose. Du hast dich übernommen. Glaube es mir. Und ich weiß auch, daß wir uns noch einmal treffen werden.«
    »Ja!« gab sie mir recht. »Wir werden uns treffen. Sehr bald schon und bei Dunkelheit. In der nächsten Nacht werde ich die Menschen bestrafen, die es nötig haben. Ich werde meine Schwestern mitnehmen, ihnen zeigen, was sie zu tun haben, und sie dann in alle Welt hinausschicken, um mir nachzufolgen.«
    »Wie viele Schwestern stehen dir denn bei?«
    »Acht. Es reicht für einen Teil von Europa. Jeder soll die Botschaft der Heiligen erhalten.«
    »Sind es nicht neun?«
    »Du meinst Schwester Jane?«
    »Ja, davon spreche ich.«
    »Ich habe sie holen lassen, weil ich nichts vergessen habe. Sie wird nicht zu unserem Kreis gehören, obwohl sie sich bei uns befindet. Das kann ich dir sagen.«
    »Und wo seid ihr?« fragte ich.
    »Nicht weit von euch entfernt. Aber zu weit, um euch eine Chance zu geben. Doch ich will euch, und ich werde euch sagen, wo ihr uns treffen könnt. Der Fluß, der Strom, der Rhein – er ist für uns wichtig. Ich habe ihn in Besitz genommen. Ich werde mit meinen Schwestern kommen. Sie werden wie die Sirenen auf das Wasser gleiten, um über den Fluß hinweg in den Ort zu gelangen. Noch in dieser Nacht werden wir ihn vom Bösen befreien. Ich bin soweit. Ich bin endgültig stark genug, denn auch du hast mir dazu verholfen.«
    »Ich? Wieso?«
    »Die Figur ist in die Kraft deines Kreuzes gelangt. Auch Hildegard von Bingen hat der Macht des Kreuzes vertraut. Aber deine Kraft ist stärker gewesen. Sie hat den Geist der Heiligen aus der Figur vertrieben und hin zu mir gebracht. Es war der Rest, den ich noch brauchte, um zu erstarken. Deshalb müßte ich dir eigentlich dankbar sein und irgendwie bin ich es auch«, sagte sie noch.
    Danach hörte ich nur ein fernes Lachen. Zugleich fiel das helle Licht in sich zusammen. Die Umgebung wurde wieder normal, aber meine Augen mußten sich erst daran gewöhnen.
    Ich hielt das Kreuz noch immer fest und auch die Figur. Sie aber sah jetzt anders aus. Sie war dunkel geworden. Fast schwarz.
    Ich stellte sie wieder auf den Altar. Sie war von innen angebrannt oder angesengt worden. An meinen Händen hatten sich keine Brandblasen gebildet. Durch das Kreuz war ich geschützt worden.
    Mit dem Zeigefinger strich ich über die Figur hinweg. Kleine Ascheteile lösten sich und wehten wie winzige Federn durch die Luft. Als ich eine der stilisierten Feuerspitzen zwischen meinen Fingern rieb, da

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