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1063 - Die Nacht vor Walpurgis

1063 - Die Nacht vor Walpurgis

Titel: 1063 - Die Nacht vor Walpurgis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Kopf nach links.
    »Ist der Spiegel alt?« erkundigte ich mich wie nebenbei.
    »Ja, sehr alt. Einige hundert Jahre.«
    »Dann sollten sie ihn nicht in einem feuchten Keller aufbewahren, Kevin. Schauen Sie sich nur die Fläche an. Sie sieht schon ziemlich mitgenommen aus. Am besten wäre es, wenn sie ihn woanders hinschafften oder zunächst einmal abdeckten.«
    White hatte bei meinen Worten heftig geatmet. »Ich habe ihn abgedeckt«, flüsterte er. »Da, sehen Sie.« Er deutete auf ein Tuch, das neben dem Spiegel zusammengefaltet auf dem Boden lag. »Jetzt steht er frei vor uns. Jemand muß das Tuch abgenommen haben.«
    »Wer könnte es gewesen sein, wenn es nicht von allein abgerutscht ist?« fragte ich bewußt naiv.
    Ein scharfes Lachen erklang. Dann drehte er den Kopf. Er war innerlich aufgewühlt. »Jane Collins, wer sonst? Sie ist hier im Keller gewesen und hat auch hier herumgeschnüffelt.«
    »Schnüffeln, Kevin? Ist das denn so tragisch, wenn sie sich hier tatsächlich umgeschaut hat?«
    »Ja, das ist es, verflucht! Ich will es nicht.«
    »Gut, aber der Spiegel ist noch ganz. Jane Collins ist eine vorsichtige Frau. Sie zerstört so etwas nicht, denn sie hat einen Blick für wertvolle Dinge. Viel mehr berührt mich die Frage, wo wir sie finden können. Wenn wir davon ausgehen, daß sie es tatsächlich war, die sich hier unten aufgehalten und sich um den Spiegel gekümmert hat, dann muß sie ja wieder verschwunden und woanders hingegangen sein.«
    »Das ist möglich.«
    Die Antwort hatte wenig überzeugend geklungen, und deshalb fragte ich: »Oder haben Sie noch eine andere Lösung?«
    Die Frage gefiel ihm nicht. »Welche denn?«
    »Ich weiß es nicht. Sie könnte unter Umständen mit dem Spiegel zusammenhängen.«
    »Wieso das denn?« fragte er hektisch.
    Ich hob die Schultern. »Ohne auf Einzelheiten eingehen zu können oder zu wollen, glaube ich schon, daß dieser Spiegel wirklich ein besonderer Gegenstand ist. Nicht nur alt, sondern auch mit ungewöhnlichen Kräften angereichert.«
    »Ach…?« dehnte er halblaut. »Wie meinen Sie das denn? Klären Sie mich auf.«
    »Wir schauen doch beide hinein.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Eigentlich müßten wir uns sehen können. Aber wir sehen nur zwei schwache Schatten, nicht mehr.«
    »Das liegt an der Fläche. Sie ist nicht so glatt. Sie ist auch nicht poliert. Sie sieht mehr so aus wie ein undurchsichtiges Verbundglas. Das kann am Alter liegen.«
    »Stimmt, muß aber nicht.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    Ich tat ihm nicht den Gefallen, auf den Punkt zu kommen und ihm eine konkrete Antwort zu geben. Ich fragte nur: »Woher haben Sie ihn eigentlich, Kevin?«
    »Mal gekauft.«
    »Von wem?«
    »Von einem Trödler. Ein fahrender Händler, der nicht wußte, daß er so viel wert ist und auch so alt war. Er war froh, daß er ihn loswurde. Mir hat er gefallen, auch wenn ich mich nicht selbst darin sehe. Das ist ja das Besondere daran.«
    »Hat der Händler Ihnen sonst noch etwas über den Spiegel erzählt, Kevin?«
    »Kaum. Er wollte ihn nicht mehr. Er sagte nur, daß er aus dieser Gegend stammt. Das habe ich ihm geglaubt, John. Deshalb war er für mich wichtig.«
    »Kann ich nachvollziehen. Sie werden es kaum glauben, aber auch ich liebe Spiegel.«
    »Ach ja.«
    »Sicher«, gab ich lächelnd zu. »Spiegel haben besondere Funktionen. Sie sind immer etwas geheimnisvoll. Sie lügen nicht. Sie geben die Person so wieder, wie sie in den Spiegel hineinschaut. Es gibt Menschen, die davon sprechen, daß Spiegel sogar eine Seele besitzen. Und zwar die Seele derjenigen Person, die hineinschaut. Zudem strahlen sie eine gewisse Macht aus. Immer und immer wieder zieht es die Menschen vor den Spiegel, um hineinzuschauen. Selbst bei Ihnen ist es der Fall, Kevin.«
    »Ich will mich nicht sehen.«
    »Das weiß ich. Sie wollen eben nur herausfinden, ob es den Spiegel noch hier unten gibt.«
    »Genau!«
    »Dann sind Sie jetzt zufrieden?«
    »Muß ich ja.«
    »Und sie gehen weiterhin davon aus, daß sich Jane Collins hier unten aufgehalten hat und dabei ebenso in den Spiegel geschaut hat wie wir beide in diesem Augenblick?«
    »Ja, das weiß ich.«
    »Wissen Sie auch, wo sie jetzt sein könnte?«
    »Nein, nein, woher denn?« erwiderte er hastig. Für meinen Geschmack zu schnell. »Sie wird mein Haus verlassen haben, um in den Ort gegangen zu sein. Vielleicht in ein Restaurant, um etwas zu essen. Es ist ja an der Zeit und…«
    »Da wäre ich nicht so sicher, Kevin.«
    »Ach ja. Was meinen Sie

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