1063 - Ein Hauch von Leben
Marcello Pantalini den Mausbiber aufgespürt. Wie nicht anders zu erwarten, fühlte sich Gucky schlapp und ausgebrannt, und das um so mehr, als er gerade eine Generaluntersuchung über sich hatte ergehen lassen. Die Müdigkeit war jedoch ein Problem, mit dem sich dieser Tage alle Mutanten herumschlugen. Ansonsten, versicherte er, wurde er von keinerlei Beschwerden mehr geplagt.
Den Kommandanten beruhigte diese Auskunft. Um seinen kleinen Freund zusätzlich aufzumuntern, versuchte er ein Gespräch mit ihm zu beginnen, zumal er in Gucky einen würdigen Dialogpartner wußte. Was er sagte, war belanglos, aber selbstverständlich von sprachlich einwandfreier Gepflegtheit. Es war sein Pech, daß er nicht einmal Gelegenheit fand, einen einzigen Satz zu beenden.
Als die Tür aufflog und Perry Rhodan in den Raum stürzte, brach er sofort ab.
„Warum sagt mir kein Mensch, was auf diesem Schiff vor sich geht?" schimpfte Rhodan.
Seine Aufregung war ehrlich. „Werde ich neuerdings nicht mehr über solche Vorfälle informiert?"
In einer derartigen Verfassung kannte ihn Marcello noch nicht. Es kam selten genug vor, daß Rhodan die Beherrschung verlor. Ausfallend wurde er nie - doch selbst das hätte er ihm in diesem Fall verziehen. Guckys Wohl lag ihm am Herzen wie kaum einem anderen, und niemand hatte ihn von dem besorgniserregenden Zustand des Mausbibers unterrichtet. Sein Ärger war verständlich.
Dennoch fühlte sich der Kommandant verpflichtet, eine Erklärung abzugeben.
„Gucky selbst hat darum gebeten ..."
Er verstummte, als ihm der Mausbiber telekinetisch den Mund zuhielt. Alles, was er noch zustande brachte, beschränkte sich auf ein näselndes „Hrrmmm".
Rhodan waren solche Vorkommnisse nicht neu.
„Laß den Quatsch!" fuhr er Gucky an. „Ich vertrage deine kindischen Spaße im Moment nicht."
Der Mausbiber schien ein Stück in sich zusammenzusinken. Plötzlich erweckte er einen ausgesprochen braven Eindruck.
„Du hast natürlich recht, Perry; ich sollte so etwas nicht tun. Unser Freund Pantoffel wollte ohnehin nur die Wahrheit sagen."
Probeweise öffnete Marcello den Mund, stellte fest, daß er wieder sprechen konnte.
„Pantalini", korrigierte er geduldig. Es war nicht das erste Mal, daß er sich gegen Verunglimpfungen seines Namens wehren mußte. „Ich hielte es für empfehlenswert, wenn du..."
„Schon gut", unterbrach Gucky beschwichtigend. „Ich werd's mir merken."
Rhodan setzte sich auf einen Stuhl und schlug die Beine übereinander. Seine Erleichterung, daß der Mausbiber offensichtlich wieder wohlauf war, konnte er kaum verbergen, wenngleich sie seine Besorgnis nicht verringerte.
„Nun...?"
„Also gut: Es ist meine Schuld", bekannte Gucky offen. „Ich habe darauf bestanden, daß niemand benachrichtigt wird, weil ich jeden Wirbel um meine Person vermeiden wollte.
Man kennt das ja ..."
„Daß ich mich dafür interessiere, wenn es meinen Freunden nicht gut geht", hielt Rhodan ihm vor, „daran hast du wohl nicht gedacht?"
„Genau das meine ich doch! Du hättest alles dramatischer gesehen, als es in Wirklichkeit ist."
Rhodans Ärger war zwar mittlerweile verflogen, doch er blieb weiterhin ernst.
„Wenn ausgerechnet du dich in der Medo-Station untersuchen läßt, kann es so harmlos nicht gewesen sein", folgerte er. „Wenn ich richtig verstanden habe, bist du wegen Magenkrämpfen hier?"
Gucky nickte langsam.
„Das stimmt."
„Und? Wie lautet der Befund?"
„Negativ."
Rhodan runzelte die Stirn.
„Heißt das, sie konnten nichts feststellen?"
„Ja", bestätigte Gucky und verzog das Gesicht in einer Weise, die ein gehöriges Maß Verdrossenheit ausdrückte. „Vorhin, in der Zentrale, bin ich bald wahnsinnig geworden vor Schmerzen, der Medo-Robot sprach von akuter Vergiftung - und hier finden sie nichts!
Was sagst du dazu?"
„Wahrscheinlich entsprechen die Mohrrüben an Bord nicht dem qualitativen Standard, den du anderswo gewöhnt bist", vermutete der Kommandant. „Du wirst dir daran den Magen verdorben haben."
An der Art, wie er die Wörter betonte, wurde deutlich, daß er es keineswegs ernst meinte, sondern lediglich einen freundschaftlichen Seitenhieb auf Guckys Ernährungsgewohnheiten anbringen wollte. Der Mausbiber ging trotzdem darauf ein.
„An Mohrrüben vergiftet? Ausgerechnet an Mohrrüben? Das ist allerhand!" Er schüttelte sich bei der Vorstellung. „Dann erkläre mir nur noch einer, warum die Ärzte nichts finden können."
Perry Rhodan schürzte die
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