1066 - Avalons Riesen
habt recht. Noch ist die Zeit nicht gekommen. Aber bald, bald ist es soweit. Dann wird Avalon keinem mehr fremd sein.«
Bevor wir fragen konnten, was sie damit genau gemeint hatten, drehten sie sich um und gingen davon. Sie blieben in der Formation.
Ihre Schritte waren nicht schnell und auch nicht langsam, und ich hörte hinter mir das heftige Atmen der Nadine Berger.
»John, sie dürfen uns auf keinen Fall entkommen. Ich weiß, wer sie tatsächlich sind. Sie brauchen nicht als Riesen durch das Tor. Sie haben eine andere Möglichkeit gefunden. Ich glaube sogar, daß wir nahe daran sind.«
»Wie meinst du das?«
»Dieses Gebiet hier. Die Blutquellen sprudeln. Sie haben etwas zu bedeuten. Sie sind eine Verbindung zur Nebelinsel, und das wissen sie. Es muß in grauer Vorzeit eine Verbindung zwischen ihr und dem Gebiet hier gegeben haben. Und sie ist dabei, wieder zu entstehen. Das Blut aus dem Boden ist der Beweis. Es ist ein Omen. Man baut die Brücke wieder auf.«
»Sie hat recht, John!« sagte Bill. »Wir müssen den Typen folgen. Mir gefällt sowieso nicht, daß wir hier untätig sind. Wir werden gelenkt von anderen Mächten, das spüre ich immer stärker und…«
»Also gut, dann…«
Nein, es war zu spät, denn in unserer unmittelbaren Umgebung veränderte sich die kleine Welt. Der Boden verlor seine Widerstandskraft, er weichte auf und verwandelte sich dabei in einen Sumpf.
Nadine legte beide Hände auf meine Schultern. Sie klammerte sich fest. Etwas zerrte an ihren Füßen, und auch Bill und mir erging es nicht anders.
Der Boden zitterte. Er lebte. Er vibrierte. Wellen durchliefen ihn wie die Ausläufer eines Erdbebens. Das alles passierte innerhalb weniger Sekunden. Noch war Zeit für uns, dem Unheil zu entkommen, auch wenn hinter uns eine große, dunkle Fontäne in die Höhe schoß und das alte Blut regelrecht ausspie.
»Weg, John!«
Nadine erfaßte die Lage noch intensiver. Sie schob mich an. Ich stolperte vor und merkte dabei, daß ich schon jetzt Mühe damit hatte, die Füße aus dem Boden zu ziehen.
Und dann rannten wir so gut es ging…
***
Die drei Fremden waren nicht mehr zu sehen. Wir hatten sie auch nicht vergessen. Sie schienen sich in der Dunkelheit aufgelöst zu haben wie ein Spuk.
Es war uninteressant geworden, denn jetzt ging es allein um uns.
Die Falle hatte zugeschnappt. Die Welt hier begann sich zu verändern. Eine andere Kraft hatte sich gelöst und sorgte für diesen gefährlichen Umschwung.
Wir mußten weg. So schnell wie möglich uns in Sicherheit bringen. Vielleicht hinein nach Glastonbury, denn die Entwicklung der Blutquellen war zu einer tödlichen Falle geworden.
Kein Blick zurück.
Kein Gedanke mehr an die Riesen. Es gab nur noch uns und unsere Sicherheit.
Nadine hielt gut Schritt. Sie lief zwischen mir und Bill her. Ihr Gesicht war vor Anstrengung verzerrt. Aber sie schaffte es, ebenso wie wir, die Beine vom sumpfigen, wie klebenden Boden zu heben und so schnell zu flüchten wie möglich.
»Es geschieht etwas, John!« keuchte Nadine. »Ich spüre es. Die Veränderung ist da. Die Brücke ist geschlagen worden. Avalon ist nicht mehr das, was es einmal war. Und Glastonbury auch nicht. Die Riesen haben alles verändert.«
Jedes Wort war mit einem Keuchen verbunden, während wir weiterliefen wie von inneren Motoren angetrieben. Unser Ziel war Glastonbury. Beinahe automatisch liefen wir darauf zu. Es hatte auch keinen Sinn, dorthin zu flüchten, wo der Sumpf begann.
Mir schossen trotz allem zahlreiche Ideen und Vermutungen durch den Kopf. Es war die Nacht der Nächte. Was so harmlos und unterschwellig begonnen hatte, das hatte nun seinen Höhepunkt erreicht. Es würde eine Veränderung geben. Wahrscheinlich war es den Riesen gelungen, die Brücke zu den Zeiten aufzubauen, und ich war trotz meiner Bedrückung gespannt, wie sich die Veränderung später zeigen würde. In Glastonbury lebten zahlreiche Menschen.
Ich bezweifelte, daß der Wechsel an ihnen vorübergehen würde.
Bill Conolly hatte das Pech, auszurutschen. Ich hörte ihn fluchen, dann war es passiert. Auf dem feuchten Boden glitt er weg und konnte sich nicht mehr halten.
Neben uns fiel Bill zu Boden. Zum Glück weich, und er rutschte auf dem Bauch so weit vor, bis er gestoppt wurde.
Ich blieb stehen. Nadine lief noch einige Schritte, bevor sie auch anhielt.
Erst jetzt wurde mir bewußt, daß der Boden nicht mehr weich war.
Wir brauchten keine Angst mehr zu haben, in den Untergrund einzusacken. Das
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