1068 - Der Höllenstar
wenig später den großen Wohnraum mit dem offenen Durchgang erreicht.
Den gleichen Weg hatte auch Ryback genommen. Nur befand er sich nicht mehr im Zimmer, er war bereits geflohen und bewies nun, wie stark ihn die Flügel gemacht hatten.
Er schwebte bereits in der Luft. Zu weit entfernt, um von einer Kugel eingeholt zu werden. Mit gekonnten Bewegungen gewann er an Höhe und flog den tief hängenden Wolken entgegen, die ihn wenig später geschluckt hatten.
Wir standen vor dem Haus, schauten uns an, hoben die Schultern, hatten das Nachsehen.
»Glück gehabt, John«, sagte Suko. Er zeigte auf das Kreuz, das ich noch immer in der Hand hielt.
Mein Blick war auf den brennenden Kirchturm gerichtet. Einen großen Teil der Flammen hatten die Menschen schon löschen können. Ich ahnte, wie der Turm in Brand gesteckt worden war. Asmodis hatte Ryback wirklich eine perfekte Waffe hinterlassen.
»Hierher wird er so schnell nicht mehr zurückkehren«, sagte ich. »Laß uns Fahren.«
»Nach Allhallows?«
»Wohin sonst?«
Wir wußten, daß dies erst die erste Runde in dem Kampf gewesen war. Weitere würden folgen, und dabei würde sich Ryback bestimmt schlauer anstellen…
***
Es war düster geworden, als wir den BMW erreichten. Die Wolken am Himmel hatten sich so stark verdichtet und ausgebreitet, daß keine einzige Lücke zu sehen war, durch die ein Sonnenstrahl sickerte oder ein blauer Fleck schimmerte.
Auch der Wind hatte zugenommen. Er wehte uns eine ungewöhnlich warme Luft entgegen, als hätte er sie tief aus dem Süden, der Wüste Sahara herbeigeschafft. Es war schon ein unnatürlicher Wind, und wir beide schauten skeptisch zum Himmel hoch.
»Das riecht nach Gewitter«, sagte ich. »Gewitter im Frühsommer. Hatten wir erst vor einigen Tagen.«
»Genau das richtige für Ryback.« Suko schloß den Wagen auf. »Da hat er alle Chancen.«
Wir stiegen ein. Ich hatte noch einen letzten Rundblick vorgenommen. Ohne Erfolg. Von Ryback war nichts zu sehen. Der hielt sich perfekt verborgen und wartete auf seine Chance. Aber wie würden seine Pläne aussehen?
Darüber sprachen wir, als Suko anfuhr. »Erst die Kirche, John, wo er sein Zeichen gesetzt hat, und was ist nun an der Reihe? Kannst du dir was vorstellen?«
»Allhallows liegt in der Nähe.«
»Und damit auch Menschen.«
»Kinder eingeschlossen«, flüsterte ich.
Suko warf mir einen kurzen, aber scharfen Blick zu. »Daran habe ich auch gedacht. Zwei hat er gesehen. Zwei hat er auch töten wollen. Ich denke, da steht noch eine Rechnung offen, die er nicht vergessen hat. Auch wenn ich es mir kaum vorstellen kann, wir müssen damit rechnen, daß er Betty Crown und Eva Peters angreift. Er hat sie einmal gesehen, sie sind ihm entkommen, und ein zweites Mal wird er es nicht zulassen. Davon bin ich überzeugt. Einer wie der, der sich schon fast als Teufel fühlt, wird dem echten Satan Seelen zukommen lassen wollen. Das sind die alten Regeln. Asmodis wird stärker, je mehr in seinem Namen sterben oder ermordet werden.«
Ich sagte nichts dazu, gab Suko innerlich recht. Es gab gewisse Regeln, an die sich die Helfer der Hölle hielten, und Rücksichten kannten sie dabei nicht.
Wir hatten noch nicht Abend, geschweige denn Nacht, aber es war schon düster geworden. Noch regnete es nicht. Wir hörten auch keinen Donner oder sahen kein Wetterleuchten. Nur der Wind hatte sich verstärkt. An einigen Stellen griff er fest in das Erdreich hinein und wühlte Staubfontänen hoch.
Ryback blieb unsichtbar. Ich suchte immer wieder den Himmel ab. Wollte Bewegungen entdecken, die nicht zu dem normalen Bild paßten, aber der Veränderte ließ sich nicht blicken.
Das Haus war längst hinter uns zurückgeblieben. Vor uns lag der kleine Ort Allhallows. Wir sahen natürlich den Kirchturm. Die Flammen loderten nicht mehr. Nur einige Rauchwolken drückten sich noch träge in die Höhe. Auf der zum Ort führenden Straße war es nicht mehr so ruhig wie bei unserer Ankunft. Wir konnten erkennen, daß die Autos der Mordkommission in das Dorf fuhren. Gordon Hunt und seine Truppe zogen bestimmt noch nicht ab. Die brennende Kirche mußte auch sie vor große Rätsel gestellt haben.
Suko schwieg ebenfalls. Gedanken beschäftigten ihn. Freundliche waren es nicht gerade. Schnell wollte er nicht fahren. Der Boden war zu uneben. Immer wieder mußten wir den Steinen ausweichen, die das Grün mit grauen Flecken garnierten.
Plötzlich war er da!
Es ging alles sehr schnell, und Ryback mußte sich durch
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