1068 - Der Höllenstar
die sich Ryback jetzt geholt hat. Wenn er schon auf seinen Revolver und die Nadel verzichten kann.«
»Frag den Teufel.«
Suko stand nicht mehr im Zimmer. Er hatte die Antwort aus einer gewissen Entfernung gegeben und hielt sich dort auf, wo eine ebenfalls graue Treppe hinab in einen Keller führte. Es war wirklich ungewöhnlich, hier einen Keller anzulegen. Das hatte verdammt große Mühen gekostet.
Die Stufen verschwanden in der Düsternis. Das graue Licht saugte sie auf. Suko und ich hatten den gleichen Gedanken. Wir holten unsere Lampen hervor und strahlten nach unten.
Niemand erwartete uns. Der Schein verlief sich auf der letzten Treppenstufe.
Wir brauchten uns nicht erst großartig zu verständigen. Wenn sich jemand verbergen wollte, dann war der Keller dazu ein idealer Ort…
***
Ryback lag auf dem Dach!
Zuerst hatte er gehockt, um den Weg des Autos zu verfolgen. Der brennende Kirchturm interessierte ihn nicht. Sollte der Bau ruhig abfackeln, das war ihm egal. Für ihn war wichtig, daß er herausfand, was die beiden Männer wollten.
Einer hieß Sinclair!
Das mußte der blondhaarige gewesen sein, der zusammen mit einem Chinesen den Wagen verlassen hatte. Von einem zweiten hatte Satan nichts gesagt, und Ryback nahm sich vor, diesen anderen nicht zu unterschätzen. Er hatte ihm nur einen Blick geschenkt, da hatte er schon Bescheid gewußt. Dieser andere war ebenfalls gefährlich. Man sah es ihm an. Er konnte sich bewegen, Ryback hatte dafür ein Auge, denn er hatte genügend Männer trainiert.
Entdeckt werden wollte er so schnell nicht. Deshalb veränderte er seine Position und legte sich flach auf das Dach, den Kopf nur so weit über die Kante gestreckt, daß er nach unten schauen konnte. Die anderen würden ihn nicht sehen können, wenn sie hochblickten.
Er ließ die Männer nicht aus den Augen. Sie waren vorsichtig, als sie das Haus durch die offene Tür betraten.
Damit steckten sie in der Falle!
Ryback lachte in sich hinein, als er daran dachte. Einen größeren Gefallen hätten sie ihm eigentlich nicht tun können. In seinem Haus kannte er sich aus, da war er der King, und er würde sie eiskalt auflaufen lassen.
Es konnte nur einen Sieger geben, und das war er!
Der Teufel selbst hatte ihn verändert. Ihn äußerlich gezeichnet, damit er seinem Ebenbild noch ein Stück näherkam. Aber er hatte noch etwas getan. Auch innerlich fühlte Ryback die Veränderung.
Durch seine lange Ausbildung früher waren seine Sinne schon überdurchschnittlich geschärft worden. Man hatte ihm nachgesagt, daß er eine Gefahr riechen konnte, und nach dem Kontakt mit Satan hatte sich diese Eigenschaft noch weiter verändert. Zwar hörte er die berühmten Flöhe nicht husten, aber durch seine Konzentration schaffte es Ryback, nachzuvollziehen, wohin sich die beiden ungebetenen Besucher bewegten.
Sie hatten das Wohnzimmer betreten. Ryback hörte sie gehen, während er auf dem Dach lag.
Ein Ohr hielt er gegen die Unterlage gepreßt. Die beiden sprachen sogar. Leider sehr leise. Er konnte nicht verstehen, was sie sagten. Sie durchsuchten den großen Wohnraum und waren sicherlich enttäuscht, weil sie keine Hinweise fanden. Aber sie ließen es nicht damit bewenden. Anscheinend wollten sie sein gesamtes Haus durchsuchen. Auch den Keller.
Das wäre für ihn ideal gewesen…
Sie hatten den Wohnraum verlassen. Er hörte sie nicht mehr, ging allerdings davon aus, daß die beiden so bald nicht mehr zurückkehrten. Das mußte er nutzen.
An seinem Dreizack stützte er sich ab, als er sich aufrichtete. Gebückt verharrte Ryback auf der Stelle. Sein rötlich angelaufenes Gesicht verzerrte sich. Er bewegte die Ränder seiner Nasenlöcher und witterte wie ein Raubtier, das den Geruch seiner Feinde aufnehmen will. Der Blick in die Ferne.
Der Turm brannte noch immer. Aber die Menschen waren schon dabei, ihn zu löschen. Aus den Schläuchen jagten die Wasserstrahlen in die Höhe und schäumten hinein in die tanzenden Lohen.
Es war ihm gleichgültig. Der Turm war nur der Anfang gewesen, bald würde es größere Feuer geben - Höllenfeuer zu Ehren Satans.
Der Höllenstar hatte den Rand seines Dachs erreicht. Er sprang nicht zu Boden, sondern breitete die Flügel aus, die ihn sanft nach unten trugen und er bei der Landung kaum ein Geräusch verursachte.
Eine knappe Drehung, und sein Blick glitt hinein in das große, leere Wohnzimmer.
Sie waren nicht mehr da. Genau das hatte er sich gedacht, und darüber war er froh. So wie
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