1070 - Gefangene der Materie
nein", bedauerte Sagus-Rhet und wälzte seinen gewaltigen Körper träge herum. „Aber eines ist sicher: Diese Gefangenen sind völlig verzweifelt."
Rhodan gab sich einen Ruck. Er schaute auf die Uhr und nickte dann Waringer zu.
„Wir kehren nach Klatau zurück", entschied er. „Alle gefährlichen Effekte sind abgeklungen. Wir dürfen jetzt nicht locker lassen. Ich glaube, daß wir das Rätsel mit Hilfe der beiden Dargheten lösen können."
„Du glaubst wirklich, daß sie einen Kontakt herstellen können?"
„Sie müssen es einfach schaffen!" sagte Rhodan grimmig.
Er ließ eine Funkverbindung zur RAKAL WOOLVER herstellen und teilte Bradley von Xanthen mit, daß die TRAGER zum zweitenmal nach Klatau aufbrechen würde.
„Ich frage mich, welche Macht so unmenschlich sein konnte, wache Bewußtseine in tote Objekte zu integrieren", sinnierte Waringer laut, nachdem das Bild des Kommandanten der RAKAL WOOLVER verblaßt war.
Rhodan schloß die Augen.
„Denk lieber darüber nach, wie wir sie herausholen", sagte er.
5.
Die Geschichte ...
Das also war die Welt, auf der er künftig leben würde!
Clynvanth-Oso-Megh schaute sich um und sagte sich, daß er eigentlich ganz zufrieden sein konnte. Es war ein stiller Planet, ohne eingeborene Intelligenzen, der richtige Platz für ein Eremitendasein.
Der Sachverständige für Wasserrechte stieg die Gangway des Raumschiffs hinab (die sechzehn anderen waren schon längst vorausgeeilt und hatten sich in der Umgebung verteilt) und atmete die dünne Luft ein.
Darüber, ob die ungewohnte Atmosphäre seinem Körper schaden würde, brauchte Oso sich keine Gedanken zu machen, denn er würde seinen Körper sowieso aufgeben.
Seine sterbliche Hülle würde alsbald zerfallen und in alle Winde verweht werden - von philosophischem Standpunkt aus nicht einmal ein unbefriedigender Gedanke. Das Raumschiff war in einem wasserreichen Gebiet gelandet, und unwillkürlich erwachte in Oso der gelernte Wasserrechtler. Eingedenk der Tatsache, daß Wasser eines der sieben Elixiere des Lebens war, bestaunte Oso die verschwenderische Fülle der Natur.
Natürlich wußte er, daß es auf anderen Welten noch weitaus mehr Wasser zu finden gab, oftmals ganze Ozeane.
Oso beobachtete Farbe und Strömung der mächtigen Flüsse, studierte die Ufer und die Pflanzen, die dort wuchsen. Er war froh, daß hier nicht über die Nutzung des Wassers entschieden zu werden brauchte, denn es war immer ein schmerzhafter Eingriff in die Ökologie eines Planeten, wenn man Wege und Konsistenz des Wassers veränderte. Ungeschickte Handhabung konnte dazu führen, daß das gesamte Leben eines Planeten starb.
Ein Roboter schnurrte die Gangway herab und unterbrach Osos träumerische Gedanken.
„Die Ausschiffung ist beendet", erklärte der Automat. „Die Lage der Höhlen, in denen die Aktionskörper liegen, ist bekannt. Die Zugänge sind gut versteckt."
Oso bedachte, daß auf vielen anderen Welten viele Roboter nun die gleichen Worte sagten, und ertrug sie mit Gelassenheit.
Er wunderte sich über die Euphorie seiner Artgenossen, die überall herumliefen und wie Kinder die Dinge bestaunten, die es überall zu sehen gab. Wahrscheinlich waren sie schon voll mit der Aufteilung der Integrationsplätze beschäftigt. Zunächst einmal würden sie jedoch in ihre Aktionskörper überwechseln.
„Ich werde zu den anderen sprechen", sagte der Roboter und glitt davon.
Oso suchte sich einen Platz in der Nähe der Gangway und ließ sich darauf nieder. Er war froh, daß sich keiner der anderen um ihn kümmerte. Ein paar hundert Schritte entfernt befand sich der Zugang zum Höhlensystem, wo die Aktionskörper in ihren Kammern versteckt waren.
Auf dieser Welt drohte ihnen keine Gefahr, die Sicherheitsmaßnahmen waren eigentlich überflüssig. Und innerhalb des Kugelsternhaufens gab es keine größeren Zivilisationen. Wer sollte das Versteck schon entdecken?
Nun, die Angehörigen des Kerg-Status mußten wissen, was sie taten.
Nach einer Weile kam der Roboter zurück.
Er hielt kurz inne, als wollte er etwas zu Oso sagen, doch dann besann er sich eines anderen und flog die Gangway hinauf, die gleich darauf eingezogen wurde.
Oso starrte zum Schiff hinauf.
Da wurde die letzte Brücke abgebrochen und niemand unternahm etwas. Hilfesuchend schaute sich der Wasserrechtler um, ob nicht jemand der sechzehn anderen herbeigeeilt kam, um das Schiff aufzuhalten. Aber sie schenkten ihm keine Beachtung.
Einem spontanen Impuls folgend,
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