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1071 - Die Urnen-Gang

1071 - Die Urnen-Gang

Titel: 1071 - Die Urnen-Gang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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beschreiben?«
    »Nein, nein. Sie sah aus wie immer, aber trotzdem ist sie so komisch und fremd gewesen. Außerdem durfte ich sie nicht anfassen. Ich konnte eben nur mit ihr sprechen.«
    »Du hast sie bestimmt ausgefragt.«
    »Habe ich.«
    »Was sagte sie?«
    »Nichts. Sie wollte nichts sagen. Sie hat nur immer gelächelt, wenn ich ihr Fragen stellte. Ich sollte mir auch keine Sorgen machen. Sie hätte ein neues Leben gefunden und ein anderes.«
    »Wo fand das statt?«
    Sonja hob die Schultern. »Das hat sie nicht gesagt.«
    »Kennst du den Major? Major Blake und sein Haus? Es soll hier in der Nähe sein.«
    Ich hatte ein Thema angesprochen, das Sonja unangenehm war und ihr sogar Angst machte. Wir sahen die Gänsehaut auf ihrem Gesicht, und sehr scheu schaute sie uns an, als sie fragte: »Gehört ihr auch zu ihm und seinen Soldaten?«
    »Nein, bestimmt nicht. Wieso Soldaten?«
    »Das habe ich mal gehört. So nennt er seine Leute. Der Major lebt in der Nähe auf einem Gut.«
    »Weißt du, womit sie sich beschäftigen?« wollte Suko wissen.
    Sonja zuckte mit den Schultern. »Nein, das weiß ich nicht. Sie forschen, habe ich gehört. Einmal sagte jemand, daß sie über Strategien nachdenken, was immer das auch bedeuten mag. Mehr kann ich nicht sagen. Ich bin auch nie dort gewesen. Sie leben ziemlich allein. In den Ort kommen sie so gut wie nicht. Die Leute von Nackington haben Angst vor ihnen, und manchmal riecht es auch so komisch.«
    »Wie meinst du das?«
    Sonja sah aus jemand, der nicht so recht mit der Sprache herauswollte. »Immer dann, wenn wir den Rauch sehen, der aus einem Schornstein quillt. Wenn der Wind ihn auf das Dorf zutreibt, merken wir schon den Geruch. Einige haben davon gesprochen, daß es stinkt wie nach verbrannten Tieren oder so. Aber das weiß ich auch nicht genau. Ich habe das nicht gerochen.«
    »Dann ist noch keiner von euch auf diesem Gut gewesen, nehme ich mal an.«
    »Ich nicht.«
    »Du kennst auch keinen anderen?«
    »Nein.«
    »Deine Schwester vielleicht?« fragte Suko.
    »Das weiß ich nicht«, flüsterte Sonja. »Mich haben sie in Ruhe gelassen.« Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich will darüber auch nicht mehr reden. Ich hatte gedacht, meine Schwester zu sehen, aber das ist wohl nicht mehr so.« Sie senkte den Kopf und wischte über ihre Augen. »Ich ziehe mir immer das Kleid an, das auch Kathy getragen hat, als sie verschwand. Und sie trägt es heute noch, wenn ich sie sehe.«
    »Es stimmt!« bestätigte ich.
    Sonja drehte den Kopf und schaute ins Leere. Dann richtete sie den Blick gegen den Himmel, der immer mehr eingedunkelt war. »Ich denke, daß ich jetzt wieder zurück nach Nackington fahre. Ich bin mit dem Fahrrad gekommen. Am nächsten Abend schaue ich noch einmal nach. Good bye, dann.« Sie drehte sich um und ging davon.
    Wir schauten ihr nach. Dann seufzte Suko auf. »Ist sie der Schlüssel zu unserem Fall, John?«
    »Nein, das denke ich nicht. Der Schlüssel ist einzig und allein Major Blake und damit auch das, was er mit den Menschen alles anstellt. Sonja wird uns kaum weiterhelfen können. Wir müssen uns schon direkt um Blake kümmern.«
    »Das heißt, hinfahren.«
    »Sicher.«
    »Gut, packen wir es…«
    ***
    Wir waren mit einem Gefühl in den Rover gestiegen, das man beileibe nicht als gut bezeichnen konnte. Beide wußten wir nicht, ob wir uns richtig verhielten. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, das Feuer im Kanonenofen des Bahnhofs anzuzünden, um Major Blake und seine Leute herzulocken, aber dazu war es zu spät. Der Rauch wäre von der einbrechenden Dämmerung verschluckt worden.
    Wir wußten nicht, wo sich das Gut befand. Deshalb hatten wir uns entschieden, in Richtung Nackington zu fahren. Es konnte durchaus möglich sein, daß wir auf der Strecke dorthin einen Hinweis entdeckten. Wenn nicht, hatten wir auch einen Mund, um zu fragen. Da würde man uns bestimmt weiterhelfen können.
    Sehr redefreudig waren wir beide nicht. Es bestand auch kein Grund. Wir hatten eine Spur aufgenommen, aber wir hatten es noch nicht geschafft, sie zu konkretisieren. Major Blake war bisher so etwas wie ein Alptraum, der erst noch in greifbare Nähe rücken mußte. Das würde bald passieren, davon war ich überzeugt.
    Der Wagen tanzte über das unebene Gelände. Diesmal fuhr ich und hatte das Licht noch nicht eingeschaltet. Da wir in dieser einsamen Gegend kaum mit Verkehr rechnen mußten, war es ganz gut, ohne Licht zu fahren. Wir wollten kein Aufsehen erregen. Es konnte sein, daß

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