1071 - Zwischenstation Orsafal
konnte Rhodan sich nicht erinnern. „Du solltest mal versuchen, einen Porleyter festzuhalten.
Diese Burschen sind verdammt kräftig gebaut. Aber es stimmt - normalerweise sind sie hinterher friedlich. Einige greifen aber auch erneut an, und es gibt keine Gewähr dafür, daß sie sich nicht hinter der nächsten Gangbiegung ein neues Opfer suchen."
„Weißt du, wie viele Verletzte es bereits gegeben hat?"
„Zwanzig bis dreißig, schätze ich."
„Tote?"
Zu Rhodans Erleichterung schüttelte Jorn den Kopf. „Die meisten kommen mit Prellungen, Abschürfungen, leichten Gehirnerschütterungen und ähnlichen Unannehmlichkeiten davon", erklärte er. „Die Porleyter scheinen auf Sparflamme zu kämpfen. Sie wollen lediglich beweisen, daß sie stärker als ihr jeweiliger Gegner sind, und sie wollen das genießen. Darum achten sie darauf, daß ihre Gegner nicht schon in den ersten Sekunden ausgeschaltet werden."
Jorn zuckte bedauernd die Schultern.
„Wir müssen weiter", erklärte er. „Nimm dich in acht, wenn du weitergehst."
Rhodan sah den davoneilenden Raumfahrern nachdenklich nach.
Keine Toten! Das war so ziemlich der einzige positive Aspekt, den er bisher in dieser Angelegenheit entdecken konnte. Ein paar Beulen und Kratzer ließen sich schnell und leicht heilen, aber er ahnte bereits, daß diese Vorgänge tiefere Wunden hinterlassen würden - Wunden, denen mit Bioplast und ähnlichen Mitteln nicht beizukommen war.
Das Verhältnis zwischen Porleytern und Menschen, das vor etwas mehr als zwei Wochen so günstig begonnen hatte, hatte den ersten Knick bekommen. Es würde schwer fallen, diese Vorgänge zu vergessen, selbst wenn die Porleyter sich von nun an sehr verbindlich gaben.
Und wenn sie das nicht taten? fragte er sich beklommen. Wenn sie den Raumfahrern neue Hindernisse in den Weg stellten?
Er verdrängte diesen Gedanken.
„Sie waren die Vorläufer des Wächterordens!" dachte er. „Sie dürfen uns nicht im Stich lassen.
Aber gleichzeitig fragte er sich, ob das auch den Gedankengängen der Porleyter entsprach.
Nun, da er wußte, was mittlerweile in der TRAGER geschah, achtete er besser auf seine Umgebung und ging jedem Porleyter gewissenhaft aus dem Weg. Es gelang ihm überraschend gut, und für einen Moment wunderte er sich darüber, daß die anderen es nicht ebenso machten. Aber dann fiel ihm wieder ein, daß überall Leute unterwegs waren, um auseinandergenommene Interkomanschlüsse zu reparieren und andere Schäden auszubessern, Wachtposten zu übernehmen und den üblichen Bordbetrieb wenigstens teilweise aufrechtzuerhalten. Nein, sie konnten sich nicht einfach verkriechen und den Porleytern das Schiff überlassen, bis diese Phase vorbei war.
Dann erreichte er Osos Kabine und fand die Tür verschlossen. Ein untrügliches Gefühl sagte ihm, daß der Porleyter dort drinnen war. Er legte die Hand auf den Meldekontakt und wartete geduldig. Erst nach dem vierten Versuch erfolgte eine Reaktion.
„Wer ist da?" fragte eine Stimme „Rhodan. Laß mich herein. Ich muß mit dir sprechen."
Wieder blieb es geraume Zeit still. Dann öffnete sich die Tür.
Clynvanth-Oso-Megh sah aus wie immer - wie alle anderen Porleyter auch. Dennoch hatte Rhodan den Eindruck, einem in mancher Weise ramponierten, zerknirschten Wesen gegenüberzustehen, und aus einer seltsamen Anwandlung heraus sagte er: „Es tut uns leid. Wir hätten vorhersehen müssen, daß ihr nach so langer Gefangenschaft in dieser oder ähnlicher Weise reagieren würdet."
„Ich möchte nicht darüber sprechen!" sagte Oso abweisend.
„Gut. Ich respektiere das. Ich hoffe jedoch, daß diese Vorgänge keinen Keil zwischen uns getrieben haben."
„Ich kann dir darauf keine allgemeingültige Antwort geben", erklärte Oso leise. „Ich habe manchmal den Eindruck, daß ihr uns zu sehr als Volk, als Einheit seht. Du solltest nie vergessen, daß auch wir individuell verschieden reagieren."
„Wie habt ihr die Schiffe gerufen, die euch abholen sollen?" fragte Rhodan spontan.
„Über sehr komplizierte Rufanlagen, jeweils von dem Ort aus, an dem wir durch eure Hilfe - oder die der Dargheten - in unsere Aktionskörper gelangten. Als wir hier ankamen, wurde der Ruf ausgestrahlt."
„Wäre es nicht an der Zeit, daß sich irgend etwas tut?"
„Die Schiffe sind überfällig", bestätigte Oso bedrückt.
„Findest du nicht, daß das seltsam ist?"
„Es ist sehr viel Zeit vergangen", sagte der Porleyter nachdenklich.
„Du machst dir selbst etwas vor",
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