1071 - Zwischenstation Orsafal
erwiderte Rhodan ruhig. „Ihr habt für sehr lange Zeiträume geplant, und ihr habt es gut getan. Daß der Versuch der Integration nicht in der Weise gelang, wie ihr es euch vermutlich vorgestellt habt, hat in diesem Zusammenhang wenig zu bedeuten, denn dabei ging es um psychische, nicht aber um technische Probleme. Wie zuverlässig eure Planungen auf dem technischen Sektor waren, beweist die Tatsache, daß die alten Abwehrmechanismen ihre Arbeit eingestellt haben - und zwar lückenlos. Neu-Moragan-Pordh ist das Herzstück jener neuen Welt, die ihr euch in diesem Sternenhaufen aufgebaut habt. Es ist bestimmt viel besser gegen jede Art von Verfall abgesichert worden, als alle peripheren Anlagen. Gesetzt den Fall, es hätte wirklich hier und da einen Aussetzer gegeben - müßten dann nicht wenigstens einige eurer Schiffe längst hier eingetroffen sein?"
„Deine Ausführungen klingen logisch", gab Oso zögernd zu.
„Und was schließt du daraus?"
Der Porleyter schwieg.
„Nun gut", sagte Rhodan grimmig. „Dann will ich dir mitteilen, was ich daraus schließe: In eurem herrlichen Neu-Moragan-Pordh stimmte etwas nicht. Die Anlage legt keinen Wert darauf, rund zweitausend Porleyter zu sich zu holen. Was mag der Grund für eine so ablehnende Haltung sein?"
Clynvanth-Oso-Megh schwieg noch immer.
„Die einzig logische Erklärung", sagte Rhodan hart, „lautet: Seth-Apophis hat bereits genug Einfluß auf die Anlage, um die Entsendung der von euch angeforderten Schiffe zu verhindern."
„Nein!" stieß Oso spontan hervor. „Kein Fremder kann Neu-Moragan-Pordh für sich erobern!"
„Auch keine Superintelligenz?" fragte Rhodan spöttisch.
„Ich kann es mir nicht vorstellen", wisperte der Porleyter.
„Vielleicht reicht mein Vorstellungsvermögen weiter."
„Du weißt nichts von der Anlage", wehrte Oso heftig ab. „Niemand dringt gegen unseren Willen dorthin vor..."
„Meinst du nicht, daß es an der Zeit ist, das zu überprüfen?"
„Ja", sagte Oso. „Da hast du vermutlich recht."
„Dann gib uns die Koordinaten, und wir bringen dich hin."
„Merkst du eigentlich gar nicht, wie sehr du von einem Extrem ins andere fällst?" fragte Oso, und ein leiser Klang von Verzweiflung schwang in seiner Stimme. „Einerseits betrachtest du uns Porleyter als Einheit, und andererseits verlangst du von mir, einem Individuum, daß ich eine Entscheidung fälle, die uns alle betrifft."
„Na schön", sagte Perry Rhodan gedehnt. „Willst du, daß wir dich nach Neu-Moragan-Pordh bringen?"
„Ja."
„Und trotzdem wirst du uns nicht die Koordinaten geben. Warum?"
„Entweder werden wir alle dorthin gehen - oder keiner von uns wird Neu-Moragan-Pordh erreichen."
„Das ist immerhin ein Anhaltspunkt", sagte Perry Rhodan.
7.
Die Woge porleytischer Aktivität war bereits übergeschwappt. Aber wie Wogen das so an sich haben - die sich allmählich totlaufenden Kräfte richteten noch eine Menge Unheil an. Zudem schien es, als neigten jene Porleyter, die am längsten brauchten, um über diese Phase hinwegzukommen, auch am stärksten zu einem recht aggressiven Verhalten. Es gab einige sehr unschöne Szenen. Insbesondere die von den betreffenden Porleytern inszenierten Schlägereien nahmen zum Schluß Formen an, die die Nerven der Raumfahrer arg strapazierten, und man mußte es den Besatzungen der Schiffe hoch anrechnen, daß es dennoch zu keinem ernsthaften Zwischenfall kam, soweit es die Porleyter betraf. Die Fremden verhalfen zwar in ihrem rauschhaften, hektischen Bedürfnis, versäumte Aktivitäten nachzuholen, einigen Raumfahrern zu Knochenbrüchen und anderen Blessuren, aber kein einziges Mannschaftsmitglied ließ sich dazu hinreißen, mit tödlichen Waffen gegen einen der Fremden vorzugehen.
Perry Rhodan registrierte diesen Umstand mit Erleichterung. Er übersah allerdings auch nicht die Tatsache, daß sich die Einstellung der Raumfahrer den Porleytern gegenüber geändert hatte.
Die Porleyter hatten sich höchstpersönlich von jenem Sockel heruntergeholt, auf den die Raumfahrer sie instinktiv gestellt hatten. Diese Wesen waren die Vorgänger der Ritter der Tiefe, und sie lebten seit gut zwei Millionen Jahren. Von Wesen dieser Art erwartete man unendliche Weisheit, Verständnis, Klugheit, vielleicht auch List - aber nicht das, was man nun erlebte.
Die Porleyter hatten zu Beginn dieser Beziehung ganz weit oben auf einer Treppe gestanden, die in die Unendlichkeit führte, und sie hatten sich in einem Verfahren, das
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