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1073 - Liebling der Toten

1073 - Liebling der Toten

Titel: 1073 - Liebling der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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es an seinen Augen, aber er fand sich schnell wieder zurecht.
    Der Raum war als Wohnküche eingerichtet worden. In einem Teil standen der Ofen, der Kühlschrank, ein Geschirrschrank, ein Arbeitstisch, die Spüle und einige vertrocknete Blumen auf der schmalen Fensterbank. Die zweite Hälfte diente als Wohnraum. Darin standen die schmale Couch, auch zwei ebenfalls schmale Sessel, der runde Tisch, die Glotze.
    Erica Morton hatte das beste aus dieser kleinen Wohnung gemacht. Sie saß auf einem Sessel und hörte, wie Hardy die Tür öffnete. Sie schaute ihm entgegen, in ihrem Blick lag so etwas wie Fieber, das übersah Hardy nicht.
    Er blieb stehen und nickte ihr zu. Dabei sah er eine Frau, die durch das erfahrene Leid gezeichnet war. Verweinte Augen, die tiefen Furchen in der Haut und auch unter der Qual einer Frage leidend, ob sie wirklich richtig gehandelt hatte. Sie war noch keine Fünfzig, doch sie sah viel älter aus. Verlebt, von negativen Gedanken gezeichnet. Auf dem Kopf wuchsen graue, strähnige Haare, und über ihr schlichtes Kleid hatte sie eine blaue Strickjacke gestreift.
    Hardy schloß die Tür von innen. Er wußte, daß Erica Morton Antworten erwartete, aber er ließ sich Zeit damit. Er setzte sich in den zweiten Sessel, streckte die Hände aus und berührte die der Frau. Sie waren kalt, wie mit Eis überzogen.
    »Es ist vorbei, Erica.«
    Für einen Moment schien sie seinen Worten nachzulauschen. Dann fragte sie: »Wie hat er es aufgenommen?«
    »Er war doch schon tot.«
    »Ja, ich weiß. Aber hat sich etwas verändert?«
    »Nein, nicht bei Kevin. Zumindest nicht äußerlich. Ich kann sagen, daß er seinen Frieden jetzt gefunden hat. Er ist hineingegangen in die Regionen, die auf ihn warten. Seine Aura gibt es nicht mehr. Zumindest kann ich sie nicht mehr spüren.«
    Erica Mortons Blicke hingen an den Lippen des Mannes. Natürlich wollte sie mehr wissen. Es war ungemein wichtig für sie. Die Frau wollte alles erfahren, sie hatte ein Recht darauf. Schließlich hatte sie genau das getan, was Hardy von ihr verlangt hatte.
    Sie war nicht zur Polizei gegangen, nachdem ihr Sohn gefunden worden war. Sie hatte auch nicht mehr mit seinen Kumpanen gesprochen, sondern hatte sich voll und ganz auf den fremden Mann verlassen. Er hatte ihr geraten, noch zu warten, bevor sie irgend etwas unternahm.
    Wenn sie mehr über den Tod ihres Sohnes wissen wollte, dann durfte sie den normalen Weg einfach nicht gehen.
    Natürlich hatte sie sich nicht sofort einverstanden erklärt. Aber sie hatte auch den Bitten und der suggestiven Kraft dieses Fremden nicht widerstehen können und sich deshalb einverstanden erklärt. So war er dann in ihre Wohnung mit hineingegangen, hatte ihr alles erklärt und ihr auch geraten, den Toten zunächst in sein Bett zu legen. Zeugen gab es keine. Im Schutz der Nacht hatten sie alles durchgeführt, und nun graute allmählich der Morgen.
    Hardy wollte auch, daß die Polizei eingeschaltet wurde. Doch erst mußten bestimmte Bedingungen erfüllt werden. Den ersten Teil hatte er hinter sich gebracht.
    Er hielt noch immer Ericas Hand fest und sah, daß es ihr guttat. Ihre Züge entspannten sich. Die Starre wich von ihr. Sie wurde wieder etwas lockerer und normaler. Das Wissen aber, daß Kevin nicht mehr bei ihr war, würde später noch einmal kommen und sie dann mit aller Wucht treffen. Auch da kannte sich Hardy aus. Im Moment stand sie noch unter dem Schock.
    Sein schmales Lächeln konnte sie nicht erwidern, aber es gelang ihr, eine Frage zu stellen. »Hast du denn Erfolg bei deinen Bemühungen gehabt?«
    »Ja, ich bin zufrieden.«
    Erica Morton überlegte. »Und was hast du alles getan?«
    Hardy legte einen Finger auf den Mund. »Bitte, wir haben doch darüber gesprochen, daß du mir diese Frage nicht stellen darfst. Es soll mein Geheimnis bleiben.«
    »Entschuldige - ja, aber…«
    »Ich kann dich verstehen. Ich weiß, wie es in dir aussieht. Du bist eine Mutter. Du bist eine Frau, die sehr an ihrem einzigen Kind gehangen hat, auch wenn es dir entglitten ist, aber das war nicht deine persönliche Schuld, sondern die der Umwelt, in der sich Kevin fast immer aufgehalten hat. Ich kann dir nur sagen, daß sich meine Wünsche wirklich erfüllt haben. Seine Seele war praktisch noch da. Sie schwebte unsichtbar im Zimmer, und sie war tatsächlich erfüllt mit dem, was er in seiner letzten Minute des Lebens erlebt hat. Er hat die Eindrücke speichern können. Durch die Todesangst, die Kevin erleiden mußte, waren

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