1074 - Das Templerkreuz
verzichtet, die Fenster des Polo bis nach unten hin zu öffnen.
Spaltbreit waren sie heruntergedreht, doch von außen her strömte auch nur warme Luft in diesen Backofen hinein, in dem wir uns fast geröstet vorkamen. Jane und ich sprachen so wenig wie möglich. Mein Reden bestand hauptsächlich aus Flüchen über die verdammte Hitze. Ich zählte nicht mehr nach, wie oft ich mir den Schweiß aus dem Gesicht gewischt hatte. Es hatte sowieso keinen Sinn.
Wir hatten die Stadt erreicht. Wenn man behauptet, daß es auf Mallorca nur an den Stränden Touristen gibt, dann stimmte das in unserem Fall nicht.
Es gab sie auch in den Orten, denn es boten genügend Reiseveranstalter ihre Fahrten ins Landesinnere an, und da wurde auch die kleine Stadt Porreres nicht verschont.
Zuerst sahen wir die Busse, später dann die Menschen, als wir auf der Suche nach einem Parkplatz waren, der möglichst nahe an der Kirche lag. Zu weit wollten wir in der Hitze nicht laufen.
Wir hatten Glück, einen zu finden. Im Schatten einer Mauer konnten wir den Wagen parken.
Schweißverklebt stiegen wir aus. Ich mußte mir noch die dünne helle Jacke überstreifen, deren Stoff zwar kühlen sollte, wie mir der Verkäufer versprochen hatte, doch von Kühle war nichts zu spüren, so leicht sie auch war. Nach dem Anziehen war sie für mich eine Belastung.
Auch Jane Collins hatte gelitten. An der Stirn waren einige Haarsträhnen durch den Schweiß dunkel geworden. Selbst das dünne und locker fallende T-Shirt klebte an einigen Stellen an ihrem Körper.
Ich nahm es mit Humor. »Schönes Wetter heute…«
»Klar - und so nette Leute. Bis eben auf die Conollys, du Witzbold.«
Damit hatte Jane unser Problem angesprochen. Auf der Fahrt hatten wir nicht viel geredet. Ich hatte auch immer darauf vertraut, daß sich mein Handy meldete, das Jane in ihre Handtasche gesteckt hatte, aber da hatte sich nichts getan, obwohl den beiden Conollys meine Nummer hinlänglich bekannt war.
Es sah nicht gut aus. Allmählich waren wir auch der Meinung, daß ihnen etwas passiert sein mußte, sonst hätten sie längst versucht, mit mir Verbindung aufzunehmen.
Die dunklen Gläser der Sonnenbrille machten die Sicht einigermaßen erträglich. Auch Jane hielt ihre Augen hinter dem Schutz verborgen. Sie hatte dem Polo und der gelblichen Steinmauer den Rücken zugedreht und fragte: »Wohin jetzt?«
»Zur Kirche. Zum Pfarrer. Dann in die Sakristei.«
Sie verzog die Mundwinkel. »Hört sich ja alles so einfach an. Hoffentlich ist es das auch.«
»Wie meinst du?«
»Ich kann mir vorstellen, daß der Pfarrer das Templerkreuz nicht jedem zeigen wird. Davon mal abgesehen, frage ich mich, ob das Kreuz überhaupt noch da ist.«
»Rechnest du damit, daß man es gestohlen hat?«
»Ich rechne mit gar nichts, John, und zugleich rechne ich mit allem möglichen. Bisher ist Mallorca nicht mein Fall, aber das kann sich ja noch ändern.«
»Klar.«
Der Weg zum Ziel war nicht weit. Die Kirche sahen wir aufgrund des Turms, der die Häuser hier wie ein steinerner Wächter überragte. Während des Gehens schaute ich mir den Turm so gut wie möglich an. Fenster oder Luken fielen mir nicht auf. Zumindest nicht in der unteren Hälfte oder im Mittelteil. Dafür schienen mir dicht unter dem Ende einige Öffnungen zu liegen.
Die Gasse verbreiterte sich, führte leicht bergauf und ging genau dort wieder in ein gerades Niveau über, wo sich ein kleiner Platz befand. Und hier sahen wir auch all die leicht und bunt gekleideten Gestalten, die ihre Busse verlassen hatten und sich auf dem Platz tummelten. Einige Buden gaben etwas Schatten. Eisverkäufer hatten Hochbetrieb und auch vor den Bodegas in den Seitenstraßen hockten die Menschen im Schutz großer Sonnenschirme und kippten jede Menge Flüssigkeit in sich hinein.
Auch wir hatten Durst. Ihn zu löschen, war jetzt nicht wichtig. Im Vordergrund stand das Auffinden der Conollys. Nicht einmal so sehr das Templerkreuz, denn wir gingen davon aus, daß Bill und Sheila schon vor uns versucht hatten, das Kreuz zu finden. Sie mußten dann allerdings gestört worden sein oder man hatte sie daran gehindert, die Suche fortzusetzen. Es konnte auch sein, daß dieses wertvolle Kreuz nicht nur in einem Tresor lag, sondern noch zusätzlich bewacht wurde. Es war wirklich alles möglich.
Wir waren zwar nicht die einzigen Menschen, die zu der Kirche gingen, aber der Rummel und die vielen Stimmen blieben hinter uns. Wer hier in die Kirche ging, der zeigte ein
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