1076 - El Toros Totentanz
Weg frei ist.
Ortega dachte - und handelte.
Er wuchtete sich nach vorn. Es war ein reiner Akt der Verzweiflung. Er wollte einfach überleben und nicht auf die Hörner genommen werden. Deshalb versuchte er den letzten Ausfall.
Der Schlag erwischte ihn im Sprung, kaum daß er den Ägypter berührt hatte. Ein brutaler Stoß gegen den Kopf. Dabei hatte er nicht einmal gesehen, daß sich der Mann bewegte.
Sterne funkelten vor seinen Augen. Er hörte noch eine zweite Stimme, die etwas in einer fremden Sprache sagte, dann brach er auf der Treppe und vor den Füßen des Ägypters zusammen.
Diesmal hatte der Torero verloren…
***
Jane und ich hatten mit Engelszungen geredet, aber es war uns nicht gelungen, Juana Dejos davon zu überzeugen, daß sie in unserem Haus besser aufgehoben war. Sie wollte einfach nicht. Sie hatte sich nicht dazu überreden lassen, denn sie wollte zurück in ihr Haus. Dort kannte sie sich aus, da fühlte sie sich geborgener. So hatten Jane und ich schließlich nachgegeben.
Das Haus lag nicht weit vom Strand weg. Hinein in die Felsen gebaut, bot es einen wunderschönen Platz. Mit einem unverbaubaren Blick bis auf Meer, doch daran dachten wir nicht. Uns quälten andere Sorgen. Es war zu befürchten, daß die Araber nicht aufgeben würden.
Ich hatte das Versprechen nicht vergessen, daß uns gegeben worden war. Es sollte Blut fließen, viel Blut, und es würde das Blut anderer sein, nicht das der Ägypter.
Juana war nervös. Im großen Wohnzimmer bot sie uns Plätze an. »Setzt euch, bitte. Ich… ich… besorge etwas zu trinken. Es ist warm hier. Ich bin auch nervös und…«
Jane ging zu ihr. »Beruhige dich, Juana. Noch ist nichts passiert. Du hast Glück gehabt, vielleicht auch einen guten Schutzengel. Da kommt dann einiges zusammen.«
»Die Engel seid ihr doch gewesen.«
»Ja, das auch. Und wir werden weiterhin bei dir bleiben, das versprechen wir.«
Juana schaute zu Boden. »Ich fühle mich so beschmutzt. Ich kann mir nicht helfen, aber die Hände dieser Menschen vergesse ich nicht. Ich sehe sie noch immer hier im Haus stehen.« Sie deutete in verschiedene Richtungen. »Das ist einfach schrecklich.«
»Stimmt, es ist schwer für dich, Juana, aber das Grauen wird und muß mal ein Ende haben.«
Sie ging darauf nicht ein. »Ich möchte mich jetzt duschen.«
»Wenn es dir hilft, sicher.«
»Nehmt euch war zu trinken.«
Die Flaschen standen offen, auch die Gläser. Wir warteten, bis Juana verschwunden war, dann drehte sich Jane um, weil sie mich anschauen wollte. Sie seufzte auf. »Die Nacht ist noch lang«, sagte sie leise. »Ich habe das Gefühl, daß uns noch einiges bevorstehen wird.«
»Kann sein.«
»Was willst du trinken?«
»Nichts Alkoholisches, bitte.«
»Mal schauen.«
Ich sah mich im Raum um, während Jane die Drinks mixte. Ich ging auch auf die Terrasse und warf einen Blick über das dunkle Meer, dessen Wellen helle Kämme bekommen hatten. Sie bewegten sich, und es sah so aus, als wären große, schlanke und silbrig glänzende Fische dabei, über das Wasser zu streifen.
Ein friedliches und auch romantisches Nachtbild. Wie ein Gemälde, doch dieser Frieden trog, das stand fest.
Als ich das Klirren der Gläser hörte, ging ich wieder zurück. Jane Collins hatte die Drinks fertig.
Die Tür zur Terrasse ließ ich offen und nahm Jane das Glas ab.
»Kein Alkohol, sondern gemischte Säfte und Eis.«
»Das ist gut.«
Wir tranken. Uns beiden tat die Erfrischung gut. Der Zauber, der am Strand zwischen uns gelegen hatte, war längst verschwunden. Jetzt hatte uns der graue Alltag wieder, der uns auch im Urlaub leider nicht losließ. Wir schienen vom Schicksal dazu vorgesehen zu sein, immer etwas zu erleben.
Nach den ersten Schlucken ließ ich mich in einem Ledersessel nieder. Jane stand noch. Sie blickte sich in diesem großen Raum um, dessen Boden mit breiten Steinfliesen belegt war. Kleine, in den Raum hineingebaute Mauern mit schmiedeeisernen Gittern gaben optische Trennungen wieder und ließen den Raum nicht ganz so groß und mächtig erscheinen. Dunkle, jedoch nicht zu wuchtige Möbel waren so verteilt, daß den Bewohnern und Besuchern viel Platz blieb.
Unser Schützling duschte noch immer. Jane war vor mir stehengeblieben und klopfte mit dem Fingernagel gegen das Glas. »Was meinst du, John, wie wird es weitergehen?«
»Das kann ich dir nicht sagen. Keine Ahnung.«
»Aber die andere Seite gibt nicht auf.«
»Das ist anzunehmen.«
»War es ein Fehler, daß wir
Weitere Kostenlose Bücher