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1076 - El Toros Totentanz

1076 - El Toros Totentanz

Titel: 1076 - El Toros Totentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der Mitte eine Öffnung. Dort war eine nicht sehr hohe, schmiedeeiserne Tür eingelassen worden. Sie war nur angelehnt.
    Dahinter führte der Weg bergab bis zu einer schmalen Treppe, über die man irgendwann den Strand erreichen konnte, sofern man sich innerhalb des Felsengartens nicht verirrte.
    Ich beugte mich so weit wie möglich vor, um nach unten schauen zu können. Mein Blick fiel über die Kronen der Pflanzen und kleinen Bäume hinweg, aber ich sah kein Tier, das sich nahe der Treppe bewegte. Es blieb alles still.
    »Der hat sich versteckt«, flüsterte Jane. »Der stellt es verdammt raffiniert an. Ich rechne damit, daß er urplötzlich auftaucht.«
    »Wir können nach unten gehen.«
    »Dann wäre Juana allein.«
    Da hatte sie auch wieder recht. Deshalb ließen wir es bleiben und warteten.
    In diesem Garten hielt sich etwas versteckt. Ich wußte es. Das sagte mir mein Gefühl.
    Unsere Augen hatten sich mittlerweile an die Lichtverhältnisse gewöhnt. Wir entdeckten immer mehr Einzelheiten. Sahen auch Beete, kleine Wege ebenfalls, zwei Brunnen, aus denen allerdings kein Wasser schoß - und wir hörten das Geräusch.
    Der Stier war da!
    Er schnaufte, schnaubte. Wir entdeckten ihn plötzlich, denn da war er hinter einer Säule hervorgetaucht und rannte über einen der schmalen Wege.
    Von unserer Perspektive aus gesehen wirkte er wie eine dicke und dichte Masse, die sich in diesen schmalen Weg hineingeklemmt hatte und jetzt weiterlief. Wir hörten das Schnauben. Er hatte es schwer. Er trommelte mit den Hufen, er schabte an irgendwelchen Wänden entlang, aber er nahm auch den Weg nach oben.
    Und er wurde schnell, als er die Treppe erreicht hatte. So schnell, daß er selbst uns überraschte, so daß wir automatisch zurückwichen, bevor der Stier gegen das Tor stieß und es aufdrückte.
    Mit einem mächtigen Sprung wuchtete er seinen Körper auf die Terrasse und blieb stehen.
    Direkt vor uns hatte er Aufstellung genommen. Weder Jane noch ich hatten viel Erfahrung mit Stieren sammeln können, doch wir waren einer Meinung, was sein Aussehen anging.
    Er war gewaltig.
    Er war größer als ein normaler Stier. Viel wuchtiger. Sein Fell war nicht so glatt. Es wuchsen sogar lange Haare daraus hervor, die sich wie gekämmt zu beiden Seiten des Körpers gelegt hatten.
    Er glotzte uns an.
    Nicht mit normalen Augen, sondern mit glutroten. Darin schien das Feuer der Hölle zu lodern. Einen Stier mit roten Augen hatten wir noch nie zuvor gesehen. Weder in natura, noch auf irgendwelchen Bildern oder Fotos.
    »Apis«, flüsterte ich. »Der heilige Stier. Jetzt haben wir ihn hier.«
    »Und wo kommt er her?«
    »Keine Ahnung.«
    Der Koloß tat nichts. Er blieb zunächst einmal stehen und glotzte nur nach vorn, wo wir uns aufhielten. Er schien abschätzen zu wollen. Mit seinen Blicken zu durchleuchten und bis auf den Grund unserer Seele zu blicken.
    Hinter uns hörten wir Juanas scharfes Atmen. Auch sie hatte den Koloß gesehen. Ich verzichtete darauf, ihr Fragen zu stellen. Es ging mir nur um die böse Gestalt, die nicht mehr stehenblieb, sondern sich nach einem kurzen Zusammenzucken der Vorderbeine in Bewegung setzte.
    Wir waren das Ziel!
    Er kam auf uns zu. Er bewegte seine Beine. Er trat hart mit den Hufen auf. Er war nicht mehr zu halten. Hielt den Kopf jetzt leicht angehoben, und seine mächtigen Hörner kamen mir vor wie tödliche Waffen, die wie bleiches Gebein rechts und links von seinem Kopf wegstanden. Sie waren bereit, uns aufzuspießen. Leider hatte ich schon Bilder von Menschen gesehen, bei denen der Stier Sieger geblieben war.
    Er ging noch langsam. Er war nicht äußerlich wild und hielt sich zurück. Auf dem Gestein der Terrasse hinterließ jeder Tritt ein Echo. Da sie schnell hintereinander geführt wurden, drang ein hartes Getrappel an unsere Ohren.
    Der Stier trieb uns zurück. Auch Jane war nicht mehr stehengeblieben. Sie ließ ihn nicht aus den Augen, und wir beide suchten nach einer Möglichkeit, einem plötzlichen Angriff zu entwischen.
    Noch deutete nichts darauf hin. Er war nur dabei, uns immer mehr in die Enge zu treiben. Das Rot in seinen Augen blieb. Es war wie Licht, das uns führen sollte.
    »Ins Haus! Kommt ins Haus!« rief Juana Dejos mit zittriger Stimme.
    Daran hielte wir uns nicht. Das Haus bot keine Sicherheit. Der Stier war einfach zu kräftig. Er würde dank seiner Kraft durch die Tür brechen.
    Eine Waffe trugen wir beide nicht bei uns. Ich war mir auch nicht sicher, ob wir ihn mit einer Kugel

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